Spiel mit RealitätenSasha Velour gastiert mit „Smokes & Mirrors“ im Musicaldome

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Gastspiel im Musicaldome

Sasha Velour gastiert im Musicaldome 

Köln – Wenn ein Mensch einen Abend auf einer Theaterbühne allein bestreiten und dabei auch häufiger die Outfits wechseln will, stellt sich als allererstes die Frage: Was passiert während der Umzüge? Sasha Velour, die mit ihrer "Smoke & Mirrors"-Show am 23. Februar im Musicaldome gastiert, hat darauf eine schlichte Antwort: "Wenn ich die Bühne verlassen, ist eine andere Version von mir zu sehen."

Velour ist über ihre Wahl-Heimatstadt New York hinaus bekannt geworden, als sie 2017 die neunte Staffel von "RuPaul's Drag Race" gewann. Und schon damals demonstrierte sie, dass "drag" viel mehr sein kann als Männer, die sich als Frauen stylen und zum Vollplayback möglichst lippensynchron bekannte Hits präsentieren. "Kunst war meine Leidenschaft, bevor ich mit drag begann. Denn zuerst war ich zu schüchtern, um selber aufzutreten", erzählt die 34-Jährige im Gespräch mit der Rundschau.

Verwirrendes Spiel mit Schein und Sein

So verschmilzt die "reale" Sasha Velour mit ihren Zeichnungen und Gemälden, die auf den Bühnenhintergrund projiziert werden. In diesen Filmen tauchen ebenfalls weitere Sashas auf, die in Interaktion mit dem Performer treten. Das Resultat ist ein verwirrendes Spiel mit Realität und Schein - schon der Titel der Show "Smoke & Mirrors" erinnert an den Rauch und die Spiegel, mit denen Illusionisten auf der Bühne seither gearbeitet haben.

Sprungbrett weltweit

Als 2009 die erste Staffel von "RuPaul's Drag Race" ausgestrahlt wurde, ahnte niemand, dass sich die Reality-Show zu einem weltweiten Phänomen entwickeln würde. Das Konzept: Drag-Artists treten in Wettbewerben gegeneinander an, in denen sie singen, tanzen, schauspielern, nähen und schminken - die jeweils schlechteste muss gehen. Nach den USA gibt es auch Shows in Kanada, Niederlande, England, Thailand, Australien, Italien und Spanien, weitere sollen folgen. In Deutschland sparte man die Lizenzgebühren, "Queen of Drags" blieb aber nur ein müder Abklatsch. "Drag Race" kann man hierzulande bei Netflix und RTL+ sehen.

Die Optik und der schöne Schein werden mit persönlichen Elementen verbunden: "Die Show wird zusammengehalten mit meinen Geschichten, meiner Geschichte: Wie ich Drag Queen wurde, meine Suche nach Ruhm und meine veränderte Haltung dazu. Und auch die verschiedenen Kämpfe, die ich in den letzten Jahren durchlitten habe: Trauer, mein Selbstbild, Angst, Depressionen."

Dass Velour mehr als nur oberflächliches Entertainment im Blick hat, zeigt sich schon in der Optik: Die Glatze (Perücken sind eher die Ausnahme) sind eine Hommage an die Mutter, die durch eine Chemo zunächst alle Haare verlor und 2015 starb. Aus diesem Erlebnissen erwuchs nicht nur die Bühnenfigur. "Nach dem Jahr, in dem ich die Trauer um meine Mutter verarbeitet und in meine Kunst habe einfließen lassen, hatte ich das Gefühl, dass ich etwas hätte, was ich mit der Welt teilen wollte - und nicht nur mit den 30 Leuten in der Bar um die Ecke."

Und so entschied Velour sich für die Teilnahme bei "Drag Race" - und dürfte damit einer der intelligentesten und intellektuellsten Teilnehmer einer Reality-Show sein: Denn in der Staffel fiel sie neben den ungewöhnlichen Outfits auch durch ihre reflektierten Kommentare auf. Und im Rundschau-Interview parliert sie genauso lässig über Bertolt Brecht und Kurt Weill wie über Whitney Houstons Song "So emotional" - jenes Lied, das sie praktisch zum Sieg ihrer Staffel getragen hat: Damals hob sie ihre Perücke über den Kopf und dabei regneten unzählige Rosenblätter auf sie herab.

Wird diese ikonische Nummer auch in Köln zu sehen sein? "Auf jeden Fall - aber sie soll nur eine Nummer unter vielen sein. Mir ist wichtig, dass die Leute, wenn sie nach Hause gehen, sagen: Das ist nicht mal die beste Nummer, die sie macht!"

Sasha Velour: "Smoke & Mirrors", 23. Februar, 20 Uhr, Musicaldome - es gibt nur noch Restkarten. Zutritt nur mit 2G+.

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