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Streams kostenlosKölner „Acht Brücken“-Festival startet digitale Ausgabe

Lesezeit 3 Minuten
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Widmet sich Frank Zappa: „Studio Dan“ aus Wien.

  1. Am Wochenende startet die diesjährige Ausgabe von „Acht Brücken“.
  2. Raoul Mörchen gibt einen Ausblick auf das Programm des Festivals, das vom 1. bis 15. Mai online verfolgt werden kann.

Köln – Schmuddelkrams war gestern – längst sind Comics angekommen in den Feuilletons. Selbst auf den Schreibtischen altgedienter Kulturredakteurinnen findet man sie. Und mancher seriöse Fachmann, der eigentlich spezialisiert ist auf Renaissancemalerei, Bauhaus oder Barockmusik, ist bekennender „Donaldist“, sammelt Klassiker aus Entenhausen ebenso wie epische Graphic Novels. Art Spiegelmans Holocaust-Drama „Maus“ hat vor 30 Jahren einen Pulitzer-Preis gewonnen, Marjane Satrapis „Persepolis“ oder „Sin City“ von Frank Miller haben es ins Kino geschafft. „Comics“ sind alles: kindisch, pubertär, anspruchsvoll, hochkomplex. Und viele sind auch musikalisch.

Ausflug an den Strand

Mit „Kosmos/Comic“ schaut das Kölner Festival „Acht Brücken“ für zwei Wochen auf die Schnittstellen von Ton und Bild, von bewegtem Klang und bewegter Zeichnung. Dass mancher Comic sich aufmacht in die Weiten des Weltalls ist übrigens nicht der Grund für den Doppel-Titel.

Das neue Festival ist zum Teil einfach das alte von 2020 und hat im März bereits im Live-Stream einiges nachgeholt von dem, was vom Kosmos-Festival im letzten Pandemie-Frühjahr auf der Strecke geblieben ist. Und einmal wird es mit etwas Glück am Ende auch noch mal hinausgehen ins Universum: Wenn, sofern möglich, endlich Stockhausens „Sternklang“ im FC-Stadion unter freiem Himmel erklingt, geplant ist der 4. Juni (19.30 Uhr).

Nun hat leider auch die aktuelle Ausgabe noch mal Federn lassen müssen: Manches ist aufs nächste Jahr verschoben, der größte Teil der ursprünglich 50 Veranstaltungen ins Internet gewandert. Wobei sich der Comic und auch die literarische Graphic Novel auf dem zweidimensionalen Monitor durchaus wohlfühlen sollten.

Vermissen wird man allerdings den besonderen Clou mancher Aufführung: dass da nämlich jemand auf der Bühne sitzt und live zur Musik Bilder auf die Leinwand zaubert. Wie Lukas Kummer und Jurek Malottke gleich am Eröffnungswochenende: Sie bebildern Werke von Salvatore Sciarrino und Fausto Romitelli, die zunächst noch vom Band kommen (2.5., 11 und 13 Uhr), zwei Tage später dann aber auch im Konzert zu erleben sind mit dem Ensemble Modern unter der Leitung des Dirigenten Bas Wiegers (4. Mai, 20 Uhr).

Sandige Sandwiches und Eis mit Senf

Für das Klangforum Wien hat ein Team um die Illustratorin Silvia Dierkes fünf Kurzfilme unter anderem für Stücke von Carola Bauckholt und Eva Reiter produziert (6. Mai, 20 Uhr) und der britische Animationsfilmer Paul Barritt einen für die Uraufführung von „Strand“ des Briten Richard Ayres (5. Mai, 20 Uhr).

Barritts verdrehter Trip ans Meer, wo Urlauber und Ausflügler sandige Sandwiches essen und „Senf auf Eiscreme spritzen, die sie dann anderen von der Schulter lecken“ (Barritt) ist nicht die einzige Exkursion an die frische Luft. Wiederum zur Musik von Richard Ayres führt die Experimentalfilmerin Martha Colburn aufs Gelände eines niederländischen Produzenten von Blumenzwiebeln, von wo aus sich „ein Mann durch seinen Garten gräbt, um am Ende nur wieder bei sich selbst heraus zu kommen“. „Kino zwischen den Ohren“ verspricht Ayres in „The Garden“, in dem das Bild nicht bloß zum Klang kommt, sondern der Klang auf ein Bild reagiert: Ausgangspunkt für Ayres’ Komposition war Hieronymus Bosch’ Gemälde „Der Garten der Lüste“ (Ensemble ASKO|SCHÖNBERG, 1. Mai, 19 Uhr).

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Die zweite Konzertwoche präsentiert unter anderem das Finale des Festival-eigenen Kompositionswettbewerbs mit drei der insgesamt siebzehn Uraufführungen (13. Mai, 20 Uhr), ein Klangskulpturenprojekt Kölner Künstlerinnen und Komponisten unter dem Titel „The Secret of Life“ (15. Mai, 18 Uhr).

Und schließlich gibt’s einen großen Doppelpack Frank-Zappa-Fans mit mehr als einem Dutzend Stücken des US-Amerikaners, interpretiert vom Wiener „Studio Dan“ (12. Mai, 19 und 21 Uhr).