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„Sturmrot“Dort, wo die Zeit stehen geblieben ist

Lesezeit 2 Minuten

Entspannt am See: Tove Alsterdal.

Die vier Uhren am Kirchturm von Nyland sind zu unterschiedlichen Zeiten stehen geblieben. „Immerhin viermal am Tag ging die Uhr in Nyland richtig.“ Aber das ist auch schon alles. Polizistin Eira Sjödin ist pragmatisch, wenn auch nicht immer ganz freiwillig. Statt wie bisher in Stockholm zu arbeiten oder zumindest in Umeå, der Hauptstadt der nordschwedischen Region Västerbotten, ist sie zurück in das Kaff ihrer Kindheit gezogen, in ihr altes Elternhaus, denn die alleinlebende Mutter Kerstin leidet unter fortschreitender Demenz.

Auch Olof Hagström ist nicht freiwillig zurückgekommen: Für seinen Boss soll er ein Auto überführen. Jahrzehntelang war er nicht in der alten Heimat, allen schlechten Gefühlen zum Trotz schaut er bei seinem Vater vorbei. Um diesen tot in der Badewanne zu finden...

Tove Alsterdal lässt in „Sturmrot“ ihre neue Ermittlerin Eira in zwei Fällen parallel ermitteln: Zum einen versucht sie herauszufinden, wie der alte Hagström ums Leben gekommen ist. Und dann stolpert sie fast zufällig über die Tatsache, dass Olof Hagström das Verbrechen, das er als 14-Jähriger gestanden hat, gar nicht begangen haben kann. Eira und Olof sind etwa gleich alt, sie kann sich noch gut an das Mädchen erinnern, das damals verschwand und dessen Leiche nie gefunden wurde. „Sie war die Assistentin bei der Untersuchung eines Mordfalls, und gleichzeitig war sie das neunjährige Kind, das am Ufer entlang schlich und Spuren suchte.“

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Und während Olof vorübergehend sein Elternhaus bezieht, verüben Unbekannte darauf einen Brandanschlag – die Zeit ist nicht nur am Kirchturm stehen geblieben, auch in den Köpfen der Menschen hat sich keine Vergebung ausgebreitet, die die angebliche Schuld des damals schüchternen Teenagers mildern könnte. Und die direkten Nachbarn seiner Eltern haben sowieso noch ganz andere Rechnungen offen.

Der Auftakt dieser Trilogie ist einmal mehr solide Krimikost aus Schweden, wobei Eira Sjödin sich auf angenehme Weise von den typischen nordischen Eigenbrötlern abhebt. Und wer weiß, was noch mit ihrem jüngeren Kollegen August passiert.

Tove Alsterdal: Sturmrot. Kriminalroman. Aus dem Schwedischen von Hanna Granz. Rowohlt Polaris, 461 S., 17 Euro. Der zweite Teil „Erdschwarz“ erscheint im November diesen Jahres.