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Taylor SheridanDer Mann, der Hollywood den Cowboyhut aufsetzt

3 min
ARCHIV - 08.07.2022, Kanada, Calgary: Parademarschall und Schauspieler Kevin Costner winkt den Fans während der Calgary Stampede Parade. (zu dpa: «Westernheld mit Regie-Oscar: Kevin Costner wird 70») Foto: Jeff Mcintosh/Zuma Press/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Einer der Stars im Sheridan-Universum: Kevin Costner

„Yellowstone“, „Tulsa King“, „Mayor of Kingstown“ und vieles mehr: Das Serien-Imperium von Autor und Regisseur Taylor Sheridan ist gigantisch.

Der Mann ist einer der meistgesuchten Serientäter. Doch glücklicherweise hängt der Steckbrief des 55-jährigen Texaners nicht in Polizeirevieren, sondern in den Chefetagen von TV-Sendern, Streaming-Anbietern und Hollywood-Studios. Spätestens seit seinem Neo-Western „Yellowstone“, der 2018 begann und bis 2024 lief, gilt Taylor Sheridan in der Medienwelt als Mastermind mit goldener Hand.

Kevin Costner brilliert vor überwältigender Montana-Kulisse als verwitweter Patriarch und Charakter-Kantholz Dutton nach dem Motto hart, aber notfalls unfair. Obwohl er die alten Cowboytechniken noch beherrscht, rast er oft im Helikopter zu den diversen Konfliktherden seines Weide-Imperiums.

Das macht ihn freilich nicht zu einem Mann von heute: „Ich bin das Gegenteil von Fortschritt“, verkündet Dutton. „Bin die Mauer, gegen die er prallt, und ich werde nicht derjenige sein, der bricht.“ Für Costner stimmte das nur bedingt: Als sein Terminplan wegen der eigenen Westerntrilogie „Horizon“ mit Sheridans Absichten kollidierte, ließ dieser die Figur in Staffel fünf sterben.

Karrierestart vor der Kamera

Der muskulöse Serien-Chefautor posiert selbst gern mit Cowboyhut und hält offenbar amerikanische Pionierwerte hoch. Allerdings haut sein Erfolgswestern keineswegs nur in die alte Macho-Kerbe, sondern gönnt Johns unbezähmbarer Tochter Beth (Kelly Reilly) oft die stärksten Momente. Außerdem wirft er messerscharfe Schlaglichter auf die Lage der indigenen Bevölkerung.

Inzwischen ufert der Quotengarant „Yellowstone“ für Paramount+ zu einem fast an „Star Wars“-Dimensionen erinnernden Universum aus. Zellteilung ist Trumpf, und so sollen den mehrteiligen Vorgeschichten „1883“ und „1923“ demnächst „The Madison“ mit Michelle Pfeiffer sowie „6666“ und „Rio Palo“ folgen.

Yellowstone ist ein echter Quotengigant

Sheridan wuchs in Forth Worth mit engem Bezug zur elterlichen Ranch Cranfills Gap auf, deren Verlust ihn äußerst schmerzte. Er begann als Schauspieler (u.a. Deputy David Hale in „Sons of Anarchy“), sattelte dann aber auf Drehbücher und Stoffentwicklung um. Sein erster Erfolg: das Skript zu Denis Villeneuves Drogenkriegs-Thriller „Sicario“, für den er auch die Fortsetzung schrieb. Sein Drehbuch für den Bankräuber-Western „Hell or High Water“ bekam sogar je eine Oscar- und eine Golden-Globe-Nominierung.

Das Multitalent funktioniert auch hinter der Kamera, wie das Regiedebüt „Wind River“ 2017 bewies. Ein grimmiger Winterthriller in Wyoming, wo ein weißer Wildhüter (Jeremy Renner) den Mord an einer jungen Reservatsbewohnerin aufklärt. Das Filmfestival Cannes spendierte dem Newcomer den Regiepreis in der Sektion „Un Certain Regard“.

Obwohl der derart Ausgezeichnete wenig später Angelina Jolie als traumatisierte Feuerspringerin in der Gangsterstory „They want me dead“ inszenierte, lässt er seine Kinokarriere (vorläufig) ruhen.

Stattdessen ersinnt er scheinbar ununterbrochen unterschiedlichste Serien, die sich nie in nur einer Staffel erschöpfen. So brilliert Jeremy Renner als „Mayor of Kingstown“, der in einer tristen, nur vom Strafvollzug lebenden Stadt im Dauerstress zwischen Häftlingen, Wärtern und noch frei herumlaufenden Gangstern vermittelt. Eine Tour de force am Rand des Abgrunds.

Und dann „Tulsa King“ mit einem späten Bravourstück für Sylvester Stallone. Als loyaler New Yorker Mafioso wird Dwight Manfredi nach langer Haft von seinen undankbaren Bossen ins provinzielle Oklahoma verbannt. Wenn er dort zu aller Verblüffung mächtig reüssiert und brutale Neider auf den Plan ruft, darf der Ex-„Rambo“ neben gut erhaltener Nahkampfhärte auch ungewohnten Humor beweisen.

Geballter Serienstart im Herbst

Jüngster Spross des Sheridanschen Serienkosmos ist „Landman“ mit Billy Bob Thornton, Jon Hamm und Demi Moore. Thornton verkörpert den Troubleshooter Tommy Norris, der auf texanischen Ölfeldern die Konflikte mit Arbeitern, Grundbesitzern und mexikanischen Drogenschmugglern lösen muss. Daheim setzen dem Abgekämpften derweil eine kapriziöse Ex-Frau und verwöhnte Tochter zu.

Klimapolitisch offenbart die erste Staffel durchaus eine fossile Schlagseite, die Donald Trump gefallen dürfte.

„Landman“ wird von Paramount+ (hierzulande ab 16. November) ebenso fortgesetzt wie „Mayor of Kingstown“ (ab 27. Oktober) und „Tulsa King“ (ab 21.9.) Und wenn man dann schon vom Spin-Off „NOLA King“ liest, dürfte klar sein: Taylor Sheridan bleibt fett im Geschäft.