„Erstmal für immer“ im Depot: Das Old School Ensemble des Schauspiels widmet sich dem Thema Ehe.
Theater in Köln„Old school“ bietet eine rasante Fahrt auf der Beziehungsachterbahn

Heimlicher Star: Angelika Pohlert.
Copyright: Ana Lukenda
„Diagonal, endlich wieder diagonal in meinem Bett rumliegen“, freut sich Angelika Pohlert zur Musik von „Free again“ über die neuen Möglichkeiten als Single. Doch wie in Barbra Streisands Original werden auch die Schattenseiten des neuen Beziehungsstatus ausgelotet.
Und so ist dieses Lied nicht nur der Höhepunkt des revueartigen Stückes „Erstmal für immer“, das jetzt im Depot 2 Premiere feiert. Es bringt auch auf den Punkt, was das Old School Ensemble mit seinen jungen Gästen knapp anderthalb Stunden lang beleuchtet: Liebe, Ehe und Partnerschaft in all ihren Facetten.
Die 14 Protagonistinnen und Protagonisten berichten von ihren Erfahrungen, erzählen Geschichten aus ihrem Leben. Wie Instagram-Pfarrer Tim Lahr, der zwar viele Paare traut, aber nach der eigenen Scheidung kein zweites Mal vor den Altar treten möchte. Eine Richterin fragt sich, warum der Staat so sehr daran interessiert sei, die Ehe zu regulieren.
Eine ältere Frau erinnert sich an ihren Vater, der seine zweite Ehefrau zwang, ihr uneheliches Kind zur Adoption freizugeben. Eine andere wurde in den 60er Jahren von ihren Eltern gezwungen zu heiraten, weil sie ungewollt schwanger geworden war. Und so gut die „jungen“ Gäste für den Schwung des Abends sind, die berührendsten Momente steuern die „Alten“ bei.
Unseren Zeiten, in denen es „so viele Geschlechter wie Menschen gibt“ und in denen die Ehe von vielen als eine Form von Einengung, als „Kirmes der Entmachtung“ propagiert wird, halten sie die wahrlich strikteren Regeln und Konventionen früherer Jahrzehnte entgegen.
So durften Ehefrauen bis in die 70er einen Job nur annehmen, wenn der Gatte zustimmte. In früheren Jahrhunderten, als „Liebesheirat“ noch ein Fremdwort war, wurde die neue Partnerin als zusätzliche, kostenlose Arbeitskraft betrachtet. Und die Sitte, dass der Vater der Braut seine Tochter zum Altar bringt, bedeute nichts anderes, als das ein Patriarch eine Frau einem anderen Patriarchen übergibt.
Nein, die Ehe kommt nicht gut weg an diesem Abend, und auch die Liebe bleibt ein seltsames Spiel. Dennoch hat es durchaus seine Vorzüge, nach einer verregneten Heimfahrt nicht in eine leere Wohnung zu kommen.
85 Minuten, wieder am 15.11. sowie am 2., 13., 22. und 30.12., jeweils 20 Uhr.

