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„Unfassbare Fülle“Das bietet der Spielplan 2021/22 am Schauspiel Köln

Lesezeit 3 Minuten

Stefan Bachmann zeigt Lessings „Nathan“ und „Reich des Todes“ von Rainald Goetz.

Köln – „So düster die Zeit jetzt ist, so optimistisch blicken wir in die Zukunft.“ Und für die kommende Saison verspricht Intendant Stefan Bachmann dem Publikum von Schauspiel Köln „eine unfassbare Fülle“. Schon in der jetzigen Spielzeit hat man der Pandemieblokade digital getrotzt und zugleich die geplanten Produktionen zu Ende geprobt. „Nichts ist verloren gegangen, wobei wir vieles nicht live zeigen können, aber eben digital.“

Für 2021/22 aber weigert sich der Schauspielchef, an einen Plan B ohne leibhaftig anwesende Zuschauer zu denken. Am 10. September dirigiert er selbst die Ouvertüre: „Nathan der Weise“ von Lessing wird im kaum abgewandelten Bühnenbild von „Vögel“ inszeniert – mit kritischem Blick darauf, wie wir’s heute mit den Aufklärungsidealen von Identität und Toleranz halten.

Der Gegenwart den Puls fühlen

Dies ist einer von drei Beiträgen zum Zyklus „1700 Jahre jüdisches Leben in Köln. Außerdem befasst sich Oliver Frljic mit der Geschichte des Dombaus (17.12.), während der neue Chefdramaturg Thomas Jonigk mit Heiner Kipphardts „Bruder Eichmann“ (23.10.) auch als Regisseur antritt.

Neun Uraufführungen zeigen, wie energisch man der Gegenwart den Puls fühlen will. Thomas Melle hat sein Stück „Ode“ über die Kunstfreiheit angesichts deren aktueller Bedrohung neu gefasst (17.9., Regie Rafael Sanchez), Armin Petras zeigt die Dramatisierung von Eugen Ruges Roman „Metropol“ (Oktober) und Bastian Kraft die Bühnenversion von Herta Müllers „Atemschaukel“ (22.10.).

Tanz: Viele alte Bekannte

Für ihr Gastspielprogramm lässt Tanzkuratorin Hanna Koller wieder Kompanien aus aller Welt anreisen, viele von ihnen sind praktisch alte Bekannte, die Stücke zeigen, die aufgrund der Pandemie bisher noch nicht gezeigt werden konnten. So werden unter anderem neue Stücke von Sharon Eyal (Oktober 2021), Wim Vandekeybus (November 2021), Akram Khan (Dezember 2021), Peeping Tom (März 2022) und Hofesh Shechter (Juni 2022) im Depot getanzt.

Haus-Choreograph Richard Siegal hat für seine Produktionen in der kommenden Spielzeit sein Ensemble auf 14 Tänzerinnen und Tänzer aufgestockt. Neben einem Abend mit älteren Choreographien (Februar 2022), plant er zwei neue Arbeiten. Im „Ballet of Obedience“ widmet er sich dem japanischen „Precision Walking“ (Mai 2022). Und in„Made Two Walking/ Made All Walking“ (Dezember 2021) wird zu afrikanischen Rhythmen getanzt. (HLL)

Außerdem bürstet man Klassiker gegen den Strich: „Oblomow Revisited“ ist Luk Percevals digitale Befragung von Iwan Gontscharows Faulheits-Idyll ageischts der Zwangsisolierung in der Pandemie ((12.11.) Derweil erwartet Shakespeares „Richard III.“ eine „Überschreibung“ durch Katja Brunner (23.4., Regie: Pinar Karabulut). Nuran David Calis kommt zwei Mal zum Zug.: Mit „Die Lücke 2.0“ und „Mölln 92/22“(8.4.) zum 30. Jahrestag des rassistischen Brandanschlags. Dazu passt die Teilnahme des Schauspiels an die bundesweiten Reihe „Kein Schlussstrich!“ über den NSU-Komplex.

Ein neuer Name am Schauspiel ist Anta Helena Recke, die mit „Svenja“ ihre eigene „Visuelle Traumanlyse“ inszeniert (29.4.). Hausregisseur Moritz Sostmann plant Tony Kushners Aids-Drama „Engel in Amerika“ für Mai 2022 Open Air, und auch seine geprobte Freiluft-Version von Ibrahim Amirs „Opferfest“ soll noch zum Zug kommen. Stefan Bachmann inszeniert neben Lessing auch noch Rainald Goetz’ „Reich des Todes“ im Herbst. „Falstaff“ kommt als „Shakespeare Projekt“ von Jan Bosse (18.3.), und auch der Meister der langen Theaterabende schlägt wieder zu: Frank Castorf widmet sich „Molière“, begnügt sich aber natürlich nicht mit nur einer Komödie (21.1.).

„Orlando“ nach Virginia Woolf (Regie: Lucia Biehler, 2.10.) und „Der Wilde“ nach Guillermo Arriaga ( Fassung und Regie: David Gaitan (19.11.) ergänzen das Programm, dem Rimini Protokoll mit „Utopolis“ (15.9.) noch eine Stadtführung der anderen Art hinzufügt.

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