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WDR SinfonieorchesterEuropäische Märchenklänge verzaubern das Publikum in der Philharmonie

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Das WDR Sinfonieorchester in der Philharmonie. (Archivbild)

Das WDR Sinfonieorchester in der Philharmonie. (Archivbild)

Unter der Leitung der designierten Chefdirigentin spielte das WDR Sinfonieorchester "märchenhafte" Stücke von Ljadow, Hindemith und Strawinsky.

Märchenhaft erschien nicht nur das Programm des WDR Sinfonieorchesters unter der Leitung ihrer designierten Chefdirigentin Marie Jacquot. Die „Märchenklänge“, so der Titel des Konzerts in der Philharmonie, gelangen dank des erzählerischen Talents der französischen Musikerin sehr lebendig. Ein Highlight setzte aber auch der Viola-Virtuose Antoine Tamestit mit einer Konzertperle von Sir William Walton.

„Der verzauberte See“ stellt die experimentellste sinfonische Dichtung des Komponisten Anatolij Ljadow dar, einem Talent aus der Schule Rimskij-Korsakows. Anfang des 20. Jahrhunderts zauberte er eine Zustandsbeschreibung der Natur mit Tiefgang und Farben Wagners und Debussys – mit stabiler Oberflächenspannung musiziert.

Waltons Viola-Konzert bot originellste Aufpolierungen spätromantischen Konzertklangs. Antoine Tamestit, einer der Spitzenbratscher der Weltszene, servierte diesen komplexen Exoten auswendig – diese Arbeit investiert niemand, wenn der Glaube an das Stück erschütterlich wäre. Paul Hindemith, der Komponisten-Bürgerschreck, hat dieses Konzert als damals führender Bratschist uraufgeführt. Und das Werk setzt die Viola, in diesem Falle die einzigartige Stradivari „Gustav Mahler“, vorbildlich in Szene. Die Dirigentin mischte die Orchesterfarben angenehm unter den schönen Ton des Solisten, der einem Schwätzchen mit den Orchesterinstrumenten nie abgeneigt war. Vor dem geflüsterten Finale erhob Marie Jacquot das großbesetzte Orchester zu vollem Glanz in einem Interlude, dem Tamestit staunend zuschaute. Er ließ als Zugabe seine Bratsche zur Harfe ein Dowland-Lied singen, „für die reine Schönheit“, wie er verkündete.

Mit Schönheit hatte das folgende Basar-Spektakel „Petruschka“ von Igor Strawinsky wenig im Sinn. Der Komponist lässt in Tönen die Puppen tanzen, mit hastig wechselnden Charakteren die Rhythmen und die Taktarten durcheinanderwirbeln, ein hektischer Bravour-Akt für die Dirigentin. Die blieb völlig bestinformiert seelenruhig und schlug ohne Stab alles Notwendige in die Luft – mit ihrer Mimik spielte sie dem Orchester die Charaktere der Akteure vor, das, was Gesten oder Worte kaum vermitteln können. Sie hatte sichtlich Spaß bei der Arbeit; das kommt an beim Publikum.