Kostenlose TicketsWie eine Kölnerin über die Kulturliste wieder am kulturellen Leben teilnimmt

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Die Kölnerin Dorothea R. steht vor dem Theater im Bauturm. Sie bezieht Tickets über die Kölner Kulturliste.

Kultur ist Nahrung für die Seele – davon ist Dorothea R. überzeugt.

Die Kölnerin Dorothea R. lebt von einer kleinen Rente. Für Kultur bleibt da am Ende des Monats kaum etwas über.

„Als ich davon erfahren habe, hat sich für mich eine Tür geöffnet. Ich konnte endlich wieder am kulturellen Leben teilhaben.“ Als Dorothea R.    das sagt, sieht es aus, als sei die Tür gerade eben aufgegangen. Man spürt ihre Begeisterung und Freude. Vor sieben Jahren hatte ihr eine Freundin von der Kulturliste erzählt. Und dass man dort kostenlose Karten bekommen kann, für Theater, Konzerte oder Lesungen (siehe Kasten). Dinge, die für die heute 69-Jährige schon seit vielen Jahren unbezahlbar waren. Sie lebt von einer kleinen, aufgestockten Rente.

„Für Nahrungsmittel, Haushaltsgegenstände und Zahnarztrechnungen bleiben mir höchstens 200 Euro im Monat“, sagt sie. Einmal im Jahr bekommt sie bei einer Kleidertauschbörse betuchter Frauen neue Hosen, Blusen oder auch mal einen Mantel. „Da geht man in Sachen hin, die man tauschen will, und in andern wieder zurück“, erzählt sie lachend. Und dann noch: „Ich setze mich nicht mal ins Café. Das ist einfach nicht drin.“

Gearbeitet hat die 69-Jährige ein Leben lang, als Außenhandelskauffrau, Kosmetikerin und Shiatsu-Therapeutin. Als Naturkosmetik noch exotisch ist, hat sie über Jahre einen eigenen Salon. Im Sanitätshaus Stortz behandelt sie Menschen mit Neurodermitis oder vernarbter Haut, hilft einer Pfarrerin, die vorher ein Mann war, die Folgen der damals noch extrem schmerzhaften Entfernung der Gesichtshaare zu überstehen. Als Stortz insolvent wird, arbeitet sie wieder frei im Gesundheitssektor. Sie lehnt es ab, teure Hautbehandlungen zu machen, „die gerade in Mode sind, aber aus meiner fachlichen Sicht nicht nachhaltig sinnvoll sind. Ich bin mir immer treu geblieben“, sagt sie.

Genügsam zu leben, das geht für mich. Doch dass man nicht am kulturellen Leben teilhaben kann, lässt einen innerlich verarmen.
Dorothea R.

„Genügsam zu leben, das geht für mich. Doch dass man nicht am kulturellen Leben teilhaben kann, lässt einen innerlich verarmen“, sagt sie. Das ändert sich durch die Kulturliste. „Hast Du Lust, mitzukommen?“ An den Moment, als sie das eine gute Freundin fragt, von der sie schon oft eingeladen wurde, erinnert sich Dorothea R. noch genau. Sie hatte Karten für die Philharmonie, eine für sich und eine für eine Begleitung. „Endlich konnte ich auch mal einladen.“

Alle drei oder vier Wochen bekommt sie eine Veranstaltung von der Kulturliste vorgeschlagen. Fast immer sagt sie zu, lässt sich auf Neues ein. Oder macht anderen Menschen eine Freude. Wie ihrer 80-jährigen ehemaligen Nachbarin im Mehrgenerationenhaus, in dem sie wohnt. „Die kommt aus Berlin, und die Big Band spielte in der Philharmonie Berliner Schlager. Klar ist sie mitgekommen.“

Genau ihr Geschmack war dagegen die Generalprobe der Stunksitzung. „Da war ich mit einer begeisterten Freundin, wir hatten super Plätze.“ Sehr bewegend sei der Besuch in einem Kindertheater in Sülz mit ihrem ältesten Enkelkind und ihrer Tochter und gewesen. „Das ist im Herzen mein größtes Problem. Dass ich meine drei Enkelkinder nicht beschenken kann, wie das andere Omas machen. Das macht schon traurig.“

Begeisterung für die Kultur weitergegeben

Die 69-Jährige ist den Ehrenamtlichen der Kulturliste sehr dankbar, dass sie ihr diese Teilhabe ermöglichen. „Ich brauche die Auseinandersetzung mit Kultur einfach für meine Seele. Und vielleicht helfe ich da ja auch mal mit“, sagt sie. Engagiert ist sie schon jetzt, hat Kinderkleidung und Fahrräder für Pfarrer Meurer gesammelt, bringt Wintersachen zu obdachlosen Menschen am Dom.

Und sie hat mit ihrer  Begeisterung für Kultur andere angesteckt. In eine Vorstellung im Bauturm Theater, zu der sie eine Freundin eingeladen hatte, kamen noch drei weiter Freundinnen als zahlende Theatergäste mit.


Kulturliste sucht ehrenamtliche Helfer

Ehrenamtliche Helfer sucht die Kulturliste dringend. Wer mitmachen möchte, kann über die Internetseite Kontakt zum Team aufnehmen. Wer kostenlose Karten über die Kulturliste bekommen möchte will, muss sein geringes Einkommen durch einen Kölnpass nachweisen; das gilt nicht für die Begleitperson.

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