Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Willem Dafoe wird 70Von Vampiren bis zu FBI-Agenten - seine besten Rollen

4 min
Willem Dafoe feiert am 22. Juli 70. Geburtstag

Willem Dafoe feiert am 22. Juli 70. Geburtstag. 

Willem Dafoe, bekannt für seine facettenreichen Rollen, feiert am 22. Juli seinen 70. Geburtstag und besitzt eine beeindruckende Filmografie.

Er hat schon Vampire gespielt, Auftragskiller, einen Soldaten, größenwahnsinnige Wissenschaftler, einen verrückten Schamanen, einen begnadeten Maler. Wenn sein Name im Vorspann auf der Leinwand auftaucht, weiß man: Man bekommt von ihm eine ganz spezielle Figur geboten, irgendwo zwischen kongenial und völlig durchgedreht. Und nebenbei könnte er mit Schauspielerkollege Jack Nicholson prima um den Titel „Einzigartigstes Gebiss Hollywoods“ konkurrieren. Die Rede kann hier natürlich nur von einem sein – William James „Willem“ Dafoe.

Charakterdarsteller

Am 22. Juli feiert der Charakterdarsteller seinen 70. Geburtstag. Die Filmografie des 1955 in Appleton, Wisconsin Geborenen ist lang — so lang, dass man sich beim Durchlesen unwillkürlich denkt: „Ach was, da hat der auch mitgespielt?“ Einige dieser Filme sind allseits bekannte Klassiker, andere versteckte Schätze. Doch immer drückte Willem Dafoe ihnen seinen besonderen Stempel auf. 

Platoon

Nach seinen bescheidenen Anfängen als Theaterschauspieler verhalf eine Rolle in Oliver Stones Antikriegsdrama „Platoon“ Dafoe 1986 zum Durchbruch. Seine Rolle als der von Gewissensbissen geplagte Vietnamveteran Sergeant Elias bescherte Willem Dafoe seine erste Oscar-Nominierung – obwohl er auch danach noch mehrmals Anwärter auf die begehrte Trophäe war, konnte er sie bisher nie gewinnen. Sein Sergeant Elias – der nach zwei Dritteln des Films einen maximal dramatischen Tod stirbt – ist wie viele von Dafoes späteren Figuren innerlich zerrissen. Er kämpft an der Spitze seiner Truppe schon seit Jahren im Vietnamkrieg, doch plagt ihn das Gewissen angesichts der Gräueltaten, die seine Männer an der Zivilbevölkerung begehen. Außerdem ist ihm die Sinnlosigkeit ihres Unterfangens bewusst: „Wir werden diesen Krieg verlieren“, prophezeit Elias einem jungen Rekruten. Er soll Recht behalten.

Der blutige Pfad Gottes

Willem Dafoe kann auch Trash und Klamauk. Das stellt er im 90er-Actionfilm „Der blutige Pfad Gottes“ unter Beweis, in dem er den zynischen FBI-Agenten Paul Smecker spielt, der eine Reihe von Mordanschlägen auf Mafia-Bosse aufklären muss. Begangen wurden diese von zwei irischen Brüdern, die sich als von Gott berufene Rächer der Unterdrückten sehen. Als Smeckers Kollege endlich eine plausible Theorie zum Tathergang bei einem der Morde aufstellt, antwortet Smecker mit einem trockenen „Glaubt mir, ich könnte vor Freude tanzen“ und führt einen urkomisch Riverdance-artigen Stepptanz auf dem Sofa auf. Doch auch in diesem Film spielt Dafoe wieder eine ambivalente Figur: Am Ende stellt er sich auf die Seite der beiden zur Selbstjustiz greifenden Brüder und hilft ihnen dabei, einen weiteren fiesen Mafia-Boss zu töten. Beruf kollidiert mit Überzeugung – wie schon bei Sergeant Elias.

Inside

Für die Dreharbeiten zu dieser One-Man-Show hat Willem Dafoe 2022 einen Trip in die Domstadt unternommen – „Inside“ wurde in einer 800 Quadratmeter großen, nachgebauten Wohnung in einem Kölner Filmstudio gedreht. Dafoe gibt darin einen Kunstdieb namens Nemo, der bei einem Coup durch einen Fehler im Sicherheitssystem in der Wohnung seines vermeintlichen Opfers eingesperrt wird. Da der Wohnungsbesitzer für mehrere Monate im Urlaub weilt, muss Nemo als eine Art moderner Robinson Crusoe auf sich allein gestellt in der Wohnung überleben – und das Essen in den Kühlschränken geht schnell zur Neige. Da muss auch schonmal der Fisch aus dem Aquarium als Abendessen herhalten. Minimale Dialoge, überhaupt nur wenige andere Figuren im ganzen Film, mit denen Nemo interagieren könnte — Willem Dafoe muss „Inside“ so ziemlich ganz allein tragen. Und er kriegt es wunderbar hin.

Poor Things

Viele Narben, sowohl körperlich als auch seelisch, trägt Dafoes Charakter in dem vierfach oscarprämierten Drama „Poor Things“ aus dem Jahr 2024. darin spielt er Godwin „God“ Baxter, einen Chirurgen, der eine Art weibliche Frankenstein-Kreatur (wunderbar gespielt von Emma Stone) erschafft. Einen exzentrischen Wissenschaftler hat Dafoe schon in „Spider-Man“ (2002) gemimt. Dort verkörperte er auf denkwürdige Weise den „Grünen Kobold“, den Gegenspieler des Titelhelden mit furchterregenden Raubtiergrinsen. Auch in „Poor Things“ spielt Dafoe einen innerlich zerrissene und gequälte Figur. Im Gegensatz zur literarischen Vorlage „Frankenstein“ sind hier aber zumindest Schöpfer und Schöpfung nicht in ewiger Feindschaft entzweit.

Nosferatu

Mit Vampiren kennt Willem Dafoe sich aus. Schon in „Shadow of the Vampire“ verkörperte er anno 2000 Max Schreck, den Darsteller des untoten Grafen Orlok im Film „Nosferatu“aus dem Jahr 1922. Die Rolle brachte ihm einmal mehr Nominierungen unter anderem für den Oscar und den Golden Globe ein. 24 Jahre später ist Dafoe dann Teil einer weiteren Verbeugung vor F. W. Murnaus inoffizieller Dracula-Adaption: Im Remake von „Nosferatu“ (2024) verkörpert er diesmal den Vampirforscher und -jäger Professor von Franz. Eigenbrötlerisch, kongenial, streckenweise schwermütig, leicht durchgedreht: Eine maßgeschneiderte Rolle für Willem Dafoe. Der spielt den Professor über 90 Prozent des Films mit ähnlicher Gravitas wie in „Poor Things“, nur um dann am Ende fröhlich die Gruft des Vampirs in Brand zu setzen und wie ein Wahnsinniger zu lachen, während um ihn herum die Flammen züngeln. Eine Prise Verrücktheit gehört bei Willem Dafoe eben auch dazu.