Zuviel der ErregungKommentar zur Oma-Satire des WDR

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Tom Buhrow, Intendant des Westdeutschen Rundfunks (WDR), entschuldigte sich für das Satire-Lied.

  • Ein umgedichtetes Kinderlied sorgt für Empörung. Der WDR löscht es, und Intendant Tom Buhrow bittet um Entschuldigung.
  • Natürlich lässt sich über den künstlerischen Wert der Zeilen streiten.
  • Bernward Klein fragt sich in seinem Kommentar aber: Geht's nicht auch ein paar Nummern kleiner.

Wer dieser Tage nur unter Menschen in sozialen Netzwerken unterwegs war, die sich Familien- und Freundeskreis nennen, lief Gefahr, dem jüngsten Skandal glatt zu entgehen: Der WDR-Kinderchor hat im Auftrag des Radiosenders WDR 2 das in Ehren angegraute Kinderlied „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ satirisch aufgemotzt und die Oma unter anderem zur SUV fahrenden „Umweltsau“ gemacht, die nebenbei Rollatoren ins Visier nimmt und auch Kreuzfahrten nicht schmäht. Einmal ins Netz gestellt, gibt das einiges an Erregungspotenzial her. Und mit erschreckend erwartbarer Folgerichtigkeit tobte ein Shitstorm los.

Geht’s nicht ein paar Nummern kleiner?

Nun darf Satire ja eine ganze Menge. Sie darf sogar in die Hose gehen. Und selbstverständlich darf man über den künstlerischen Reifegrad der Liedverse streiten. Erlaubt ist aber auch die Frage: Geht’s nicht ein paar Nummern kleiner? Da fühlt sich doch tatsächlich Ministerpräsident Armin Laschet aufgerufen, mäßigend einzugreifen und davor zu warnen, Grenzen des Respekts zu wahren und Jung gegen Alt auszuspielen.

Um das Allerschlimmste für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu vermeiden, den die Empörung der Sich-ständig-unverstanden-und-gemaßregelt-gefühlten davonzuspülen droht? Und ein Tom Buhrow, der ja WDR-Intendant für alle sein will, entschuldigt sich sogleich in allertiefster Reue – „ohne Wenn und Aber“.

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Nun wird keines der an der Sangesdarbietung beteiligten Kinder seine Oma oder seinen Opa weniger lieben als vor Erlernen der Liedzeilen. Und wenn die Debatte um die Sinnhaftigkeit von SUV und Kreuzfahrten in die nächste Runde geht – bitte schön. Das ist ebenso wenig verboten wie SUV oder Kreuzfahrten selbst. Und natürlich ist auch nicht verboten, sich aufzuregen. Man muss das nur wollen.

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