Schulstart nach Corona-LockdownSo will NRW ins nächste Schuljahr starten

Im Präsenzunterricht, aber mit Maske sollen die Schüler in NRW nach den Ferien das Schuljahr beginnen.
Copyright: dpa
Düsseldorf – „Achtsam bleiben“ ist die Devise der NRW-Landesregierung mit Blick auf das kommende Schuljahr. Am Mittwoch machte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) in einer Sondersitzung des Schulausschusses deutlich, wie sie sich den Neustart nach den jetzt beginnenden Sommerferien vorstellt. SPD und Grüne werfen Gebauer allerdings vor, dabei nicht achtsam genug zu sein.
Was erwartet die Schüler im nächsten Schuljahr?
Im Grunde das, was sie zuletzt nach langer Unterbrechung wieder hatten: Präsenzunterricht in allen Fächern. „Wir wünschen uns einen weitgehend regulären Verlauf des Schuljahres“, betonte die Ministerin.
Müssen die Kinder sofort Leistung bringen?
Nein. Das Schuljahr beginnt mit einer „Phase des Ankommens“. Bis Ende August soll das Miteinander gepflegt werden. Leistungsüberprüfungen sollten dann noch tabu sein, rät die Landesregierung, die Diagnose von Lernrückständen solle vorbereitet oder sogar durchgeführt werden. Einschulungsveranstaltungen sind möglich.
Wie will das Land die Kinder schützen?
Das Schuljahr soll mit „Tagen der Sicherheit“ starten. Zunächst gilt weiter die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske in Innenräumen. Dies werde aber „vom ersten Tag an“ auf den Prüfstand gestellt. Es wird weiter zweimal wöchentlich getestet: In den Grund- und Förderschulen gibt es PCR-Lollitests, in weiterführenden Schulen Antigen-Selbsttests. Wer den vollen Impfschutz hat, braucht das nicht.
Wie geht es nach der Ankommensphase weiter?
Dann wird es wieder ernster für die Kinder. In einer Schulmail stellte die Landesregierung am Mittwoch klar: „Auch wenn in den ersten Tagen nach Unterrichtsbeginn die gewohnten Formen einer Leistungsüberprüfung nicht im Mittelpunkt stehen sollten, bedeutet dies nicht, dass bereits zu Beginn erneut die vorgeschriebenen Mindestzahlen von Klassenarbeiten und Klausuren reduziert werden.“ Die Kinder sollen eine Chance auf individuelle Förderung haben. An den zentralen Prüfungen mit erweitertem Aufgabenpool möchte NRW festhalten.
Ende der Maskenpflicht?
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet ist für ein Ende der Maskenpflicht in Schulen im neuen Schuljahr, falls die Corona-Inzidenzwerte niedrig bleiben. Zunächst soll der Unterricht aber mit Maske in den Klassenzimmern starten. „Nach den Ferien beobachten wir die Situation der Reiserückkehrer, und wenn wir das in den Griff bekommen, dann kann man auch die Masken im Unterricht wieder ablegen“, sagte Laschet am Mittwoch im WDR. „Das Hauptziel muss sein: Man darf nicht als erstes wieder die Schulen schließen“, betonte er. (dpa)
Im Rahmen eines 36-Millionen-Euro-Landesprogramms „Extra-Zeit zum Lernen“ werden außerschulische Bildungsangebote ermöglicht. Der Bund stellt NRW 430 Millionen Euro für den Abbau von Lernrückständen zu Verfügung. Damit können Schulen unter anderem Extra-Personal für eine befristete Beschäftigung über ein Online-Portal anwerben: Hochschulabsolventen, Pensionäre, Studierende oder Personen mit Berufsausbildung, wenn sie für den Schuldienst geeignet sind.
Wie reagiert die Opposition auf die Pläne?
Grünen-Schulexpertin Sigrid Beer warf der Ministerin vor, die Risiken der Delta-Virusmutation nicht zu berücksichtigen. „Sie werden von den Realitäten eingeholt werden“, sage sie zu Gebauer. In Israel und Großbritannien seien von der Mutation vor allem Kinder und Jugendliche betroffen, obwohl der Impfstatus dort besser sei als hier. Die Schulen müssten schleunigst mit Raumluftfiltern ausgestattet werden, so Beer.
Jochen Ott (SPD) konfrontierte die Ministerin mit Fragen, die noch offen seien: Gibt es Vorkehrungen für den Fall, dass im Herbst viele Schüler in Quarantäne geschickt werden, zum Beispiel Bereitschaft für Wechselunterricht? Denkt die Landesregierung an das „Entschlacken“ von Lehrplänen, um die Kinder nicht zu überfordern? Und wie steht das Land zu Raumluftfiltern? NRW-SPD-Chef Thomas Kutschaty forderte den Verzicht auf Klassenarbeiten im ersten Quartal.
Wie wehrt sich die FDP gegen die Vorwürfe?
Deren Schulexpertin Franziska Müller-Rech relativierte die Gefahren, die von der Delta-Virusmutation ausgehen. In Großbritannien würden zwar die Infektionszahlen unter Kindern steigen. Gleichzeitig gingen aber die Corona-bedingten Krankenhausaufhalte zurück, weil die Impfkampagne Wirkung zeitige. „Wenn Menschen nicht mehr schwer erkranken, können wir im Herbst nicht in eine Lage kommen, Schulen zu schließen“, so Müller-Rech. Die Abgeordnete bezweifelt außerdem, dass mobile Luftfiltergeräte entscheidend sein könnten. Das Umweltbundesamt habe festgestellt, dass solche Geräte allenfalls ergänzend zum Lüften sinnvoll sein könnten.
Yvonne Gebauer hält eine Entschlackung von Lehrplänen für „nicht sinnvoll“. „Wir können zum Beispiel in Mathe nicht Kompetenzen streichen, die die Schüler für Physik brauchen.“