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„Das hat ein bisschen NS-Ästhetik“Neue AfD-Jugend provoziert mit „Reichsadler“-Logo – auch Polen schaut hin

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AfD-Chefin Alice Weidel vor dem Logo der Partei, die vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft wird. (Archivbild)

AfD-Chefin Alice Weidel vor dem Logo der Partei, die vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft wird. (Archivbild)

Die Logo-Pläne der neuen AfD-Nachwuchsorganisation sorgen für scharfe Kritik. Die kommt diesmal auch aus den eigenen Reihen. 

Die neue Nachwuchsorganisation der AfD ist noch nicht gegründet, sorgt jedoch bereits jetzt für eine Kontroverse – sogar im eigenen Lager. Nachdem die AfD sich von ihrer alten Parteijugend, der vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuften „Jungen Alternative“, getrennt hatte, will die Partei Ende November eine Nachfolgeorganisation gründen. Dafür soll auch ein neues Logo für die Parteijugend geschaffen werden. Nun hat die Partei für die zu gründende AfD-Jugend mehrere Bildmarken angemeldet – und damit für Aufsehen gesorgt.

Wie „t-online“ berichtete, gingen vergangene Woche mehrere Logo-Entwürfe beim Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) sowie beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) ein.

Neue AfD-Jugend plant offenbar provokantes Logo-Design

Zusehen ist darauf ein stilisierter blauer Adler zusammen mit dem AfD-Logo und verschiedenen Schriftzügen wie „Patriotische Jugend“, „Junge Patrioten“, „Deutschlandjugend“ oder „Parteijugend“. Auch die Wortkombinationen hat die Partei laut „t-online“ bereits angemeldet.

Dabei ist offenbar die Medienrechtskanzlei Höcker aus Köln involviert, die als Vertreter der Rechte für die neuen Bildmarken in den beiden Markenregistern hinterlegt wurde. Stellung wollten dazu demnach jedoch weder die Kanzlei noch die AfD-Parteispitze nehmen, berichtete „t-online“ weiter.

Kritik an geplantem AfD-Logo: „Adler-Emblem wie aus Nazi-Zeiten“

Für Wirbel sorgt jedoch vor allem das Design des stilisierten Adlers auf dem geplanten neuen Logo. Wohlwollend betrachtet könnte man darin eine Anspielung an den Bundesadler sehen, was markenrechtlich problematisch sein könnte, denn das Markengesetz verbietet die Verwendung von Hoheitszeichen und sieht in derartigen Fällen eine Einzelfallprüfung vor.

Der Reichsadler aus der Nazi-Zeit: Ähnlichkeiten zum geplanten Logo der AfD-Jugend sind erkennbar. (Archivbild)

Der Reichsadler aus der Nazi-Zeit: Ähnlichkeiten zum geplanten Logo der AfD-Jugend sind erkennbar. (Archivbild)

Viele Beobachter sehen in dem Logo jedoch keine Anspielungen an den Bundes-, sondern viel mehr an den Reichsadler aus der Nazi-Zeit. „Die neue AfD-Nachwuchsorganisation provoziert mit ihrem Logo: einem Adler-Emblem wie aus Nazi-Zeiten“, schrieb etwa die Boulevardzeitung „Bild“ über die Pläne der AfD. Tatsächlich erinnert das Design des Adlers an die kantige, strenge Optik der Reichsadler-Darstellungen aus dem Dritten Reich.

„Reichsadler“-Logo der AfD bekommt Aufmerksamkeit in Polen

Diese Assoziation weckt das Design offenbar auch im europäischen Ausland: „Der Jugendflügel der prorussischen AfD – verbündet mit den Populisten der PiS – hat ein neues Logo“, schrieb etwa der polnische Europapolitiker Krzysztof Brejza auf der Plattform X, versehen mit einem Bild des Logos und einem auf dem Kopf stehenden Emoji.

Der nordrhein-westfälische SPD-Lokalpolitiker Ali Kaan Sevinc fand noch deutlichere Worte. „Das neue Logo der AfD-Jugend passt perfekt zur Organisation“, schrieb Sevinc bei X. Die Partei präsentierte sich damit als „stramm rechtsnational“ und versuche offenbar „völkische und antidemokratische Milieus“ mit dem Logo anzusprechen, führte der SPD-Politiker aus und fügte an: „Was für eine waschechte faschistische Truppe.“

Freude bei Rechtsradikalen über Logo-Pläne der AfD Jugend

Bei Rechtsradikalen wie dem Österreicher Martin Sellner sorgt der Entwurf unterdessen für Zuspruch. „Logo nicht schlecht“, schrieb Sellner zu dem Entwurf bei X. Freude herrschte auch beim bayrischen AfD-Landtagsabgeordneten Jörg Baumann.

„Wie Phönix aus der Asche wird die neue Jugendgruppe der AfD endlich wieder für Furore sorgen“, schrieb der AfD-Politiker bei X. „Das Logo passt, über den Namen muss man noch einmal sprechen. Meine Unterstützung habt ihr, denn die Jugend ist rechts und rechts ist die Zukunft“, fügte Baumann an.

„Das hat ein bisschen NS-Ästhetik“

Unumstritten ist das Logo-Design innerhalb der AfD jedoch offenbar nicht. „Ich finde es grenzwertig“, zitierte die Bild einen nicht namentlich genannten Bundestagsabgeordneten der Partei. „Das hat ein bisschen NS-Ästhetik“, befand demnach ein anderer AfD-Abgeordneter.

Auch die AfD-Spitze distanzierte schließlich von dem Logo. „Der Vorschlag ist nicht abgestimmt, und es gibt dafür auch keine Freigabe“, hieß es auf Anfrage der Boulevardzeitung, obwohl die AfD-Bundesgeschäftsstelle als Inhaber des AfD-Adlers beim Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum gelistet wird.