Symptome nach Anti-Putin-KonferenzPolizei ermittelt wegen Verdachts auf Vergiftung bei Exil-Russin

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Der russische Regimekritiker Michail Chodorkowski (M.) äußert sich bei einem Pressegespräch vom Zentrum Liberale Moderne zum Krieg Russlands gegen die Ukraine. (Archivbild)

Der russische Regimekritiker Michail Chodorkowski (M.) äußert sich bei einem Pressegespräch vom Zentrum Liberale Moderne zum Krieg Russlands gegen die Ukraine. (Archivbild)

Nachdem zwei Exil-Russinen von Symptomen nach einer Kremlkritiker-Konferenz berichten, ermittelt nun der Staatsschutz.

Die Polizei ermittelt nach gesundheitlichen Problemen von zwei Exil-Russinnen im Zusammenhang mit einer kremlkritischen Konferenz in Berlin. Der Staatsschutz beim Landeskriminalamt habe die Ermittlungen übernommen, sagte ein Sprecher der Polizei in Berlin am Sonntag, nachdem zuerst die „Welt am Sonntag“ berichtet hatte. Der Staatsschutz ist für politisch motivierte Straftaten zuständig.

Nach Konferenz von Kremlkritiker Michail Chodorkowski: Frau klagt über „seltsame Symptome“

Der Zeitung zufolge geht es um eine Konferenz des russischen Kremlkritikers Michail Chodorkowski Ende April in Berlin, an der die beiden Frauen teilgenommen hatten. Die Symptome einer Betroffenen könnten aber bereits vor der Konferenz aufgetreten sein, hieß es im Bericht - sie habe sich in die Berliner Charité begeben.

Die zweite Betroffene habe auf Facebook die Vermutung geäußert, vergiftet worden zu sein und von „seltsamen Symptomen“ berichtet. Inzwischen sei sie wieder in ihrer Wahlheimat, den USA, heiß es weiter. Dort ermittle nun das FBI, erklärte die Frau.

Michail Chodorkowski ist einer der lautesten Kritik von Wladimir Putin

Kremlkritiker Chodorkowski meldet sich seit Kriegsbeginn immer wieder zu Wort und betreibt die Webseite „Dossier Center“, die bereits mehrfach investigative Geschichten über das Innenleben des Kremls oder die russischen Streitkräfte veröffentlicht hat.

Chodorkowski war einst der reichste Mann Russlands. Nachdem er den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Jahr 2003 öffentlich kritisiert hatte, kam er wenige Monate später für zehn Jahre ins Gefängnis – offiziell wegen angeblicher Steuerhinterziehung und Betrug. Aus dem Exil kämpft er mit seiner Organisation „Open Russia“ für einen Wandel in Russland.

Kremlkritiker Alexej Nawalny mit Nowitschok vergiftet

Vergiftungsfälle mit russischer Beteiligung hat es unterdessen bereits gegeben: Der bekannteste Gegner von Kremlchef Wladimir Putin, der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny, war im Sommer 2020 bei einer Reise nach Sibirien mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet worden.

Er wurde damals in der Berliner Charité behandelt. Laut dem Investigativnetzwerk Bellingcat steckte der russische Geheimdienst FSB hinter der Vergiftung. Der Kreml wies die Vorwürfe zurück. (das/dpa)

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