Interne LeckageAKW Isar 2 müsste für längere Laufzeit repariert werden

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Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm des Atomkraftwerks Isar 2.

Essenbach/Berlin – Für eine Laufzeit über das Jahresende hinaus müsste das Atomkraftkraftwerk Isar 2 in Bayern zur Reparatur einer Leckage für etwa eine Woche stillgelegt werden.

„Das Energieunternehmen Preussen-Elektra hat das Bundesumweltministerium im Zuge der Fachgespräche über Vorbereitungen einer Bereitschaftsreserve in der vergangenen Woche über eine interne Ventilleckage im Atomkraftwerk Isar 2 informiert“, teilte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums (BMUV) am Montag in Berlin mit.

Eine Beeinträchtigung der Sicherheit bestehe nicht, hieß es weiter. Jedoch müsse der Meiler repariert werden, um über das Jahresende hinaus für einen Leistungsbetrieb zur Verfügung zu stehen. Das Ministerium kündigte an, aufgrund der neuen Sachlage nun prüfen zu wollen, ob Isar 2 weiterhin bis Mitte April als Notreserve für die deutsche Energieproduktion genutzt werden könne, wie es Pläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vorsehen.

Stillstand muss bereits im Oktober erfolgen

Die Reparatur sei nach Auskunft des Betreibers nicht notwendig, sollte das AKW wie durch den 2011 beschlossenen Atomausstieg nach dem 31. Dezember 2022 den Leistungsbetrieb beenden, hieß es weiter aus dem Ministerium. Bayerns Atomaufsicht sei bereits vom Betreiber über die Leckage informiert worden.

Nach Angaben von Preussen-Elektra muss der Stillstand bereits im Oktober erfolgen, da die Brennelemente des Reaktorkerns im November eine zu geringe Reaktivität hätten, um die Anlage aus dem Stillstand heraus wieder hochzufahren, teilte das BMUV mit. Bisher habe der Betreiber immer ausgeführt, dass die Anlage bis zum Jahresende mit nahezu voller Leistung laufe, hieß es weiter aus dem Ministerium. Auch der TÜV-Süd und verschiedene Politiker von CDU, CSU und FDP hatten wiederholt erklärt, Isar 2 sei sicher und könne und müsse daher auch über das Jahresende hinaus Strom produzieren dürfen.

Isar 2 wurde 1988 erbaut. Kritiker der Laufzeitverlängerung hatten in der Vergangenheit immer wieder auf Risiken aufgrund des hohen Alters des Meilers verwiesen. Im Zuge des Atomausstiegs waren auch eigentlich alle zehn Jahre vorgeschriebene Sicherheitskontrollen ausgefallen.

„Die neuen Angaben enthalten im Vergleich zu jenen, die der Betreiber mit Schreiben vom 25. August gegenüber dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gemacht hat und die in die Auswertung des Stresstests und seine Bewertung eingeflossen sind, einige wesentliche neue Fakten“, betonte der Ministeriumssprecher. Diese müssten nunmehr bei den Planungen für eine Verfügbarkeit des AKW zur Stromproduktion nach dem 31. Dezember 2022 berücksichtigt werden.

Deutsche Umwelthilfe sieht in Isar 2 ein permanentes Sicherheitsrisiko

Das BMUV prüfe ebenso wie das Bundeswirtschaftsministerium die neue Sachlage und ihre Auswirkungen für die Konzeption und Realisierung der Bereitschaftsreserve, sagte der Sprecher. Für das Umweltministerium stehe dabei im Vordergrund, dass die derzeit hohen Sicherheitsstandards der deutschen Atomkraftwerke auch weiterhin gewährleistet seien. „Ein besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, die Einschätzung der Atomaufsicht des Landes Bayern und des Betreibers im Hinblick auf die Leckage des Ventils zu prüfen.“

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) betonte, das bekanntgewordene Leck und die dadurch notwendige Reparatur zeigten, dass Isar 2 ein permanentes Sicherheitsrisiko darstelle. Das Kraftwerk müsse deshalb umgehend abgeschaltet werden. Die eigentlich alle zehn Jahre vorgeschriebene umfassende Sicherheitsüberprüfung von Isar 2 liege inzwischen 13 Jahre zurück. „Weitere Sicherheitsmängel sind deshalb nicht auszuschließen“, heißt es von der Umwelt-Organisation.

Für Britta Haßelmann, Fraktionsvorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, stellen sich nun grundsätzliche Fragen. „Wir müssen leider feststellen, dass die Informationspolitik von Eon zu Isar 2 undurchsichtig ist“, sagte die Co-Vorsitzende der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Dass nun neue Informationen über ein Leck aufgetaucht seien, mache sie besorgt, zumal Eon seit Wochen behaupte, das Atomkraftwerk stehe jederzeit bereit, um über den 31. Dezember hinaus weiterzulaufen.

Habeck will süddeutsche Kraftwerke bis April einsatzbereit halten

Jetzt müsse geklärt werden: „Seit wann wissen die bayerische Atomaufsicht und der Betreiber Eon von dem Leck?“ Alle Fakten müssten auf den Tisch, denn „bei der Sicherheit eines AKW darf es keine Abstriche geben“, betonte Haßelmann. Eon ist die Muttergesellschaft von Preussen-Elektra.

Der Fraktionschef der Grünen im bayerischen Landtag, Ludwig Hartmann, bezeichnete die Kommunikation des Betreibers Preussen-Elektra als irritierend. Die Aussage, die Reparatur müsse bereits im Oktober erfolgen, weil im November die Reaktivität nicht mehr ausreiche um wieder anzufahren, stehe im Gegensatz zu früheren Aussagen, der Reaktor würde bis zum 31. Dezember volle Leistung fahren.

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