Bundestagswahl 2021Das sind die Ergebnisse unserer Umfrage zu den großen Streitthemen

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Premium-Wahlumfrage

Köln – Bei Zukunftsthemen wie der Altersversorgung und der Digitalisierung, die im Bundestagswahlkampf eine große Rolle spielen, bestehen erhebliche Wahrnehmungs- und Interessenunterschiede zwischen den Generationen. Das ist das Ergebnis einer Online-Umfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „der Kölnischen Rundschau“ bei den Leserinnen und Lesern.

Thema Verkehr und Mobilität

Die Menschen in Köln und der Region setzen auf eine Mobilitätswende, sind aber von der praktischen Umsetzung noch weit entfernt. Das von allen Befragten am deutlichsten befürwortete Steuerungsinstrument im Bereich der Mobilität ist die bevorzugte Behandlung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) Auf einer Skala von 1 (stimme überhaupt nicht zu) bis 5 (stimme voll und ganz zu) kam diese Option auf den Spitzenwert von 4,06. Schwächer fiel die Zustimmung für eine breitere Berücksichtigung der Belange von Radfahrern (3,79) und ein Tempolimit auf Autobahnen (3,75) aus. Die geringste Neigung (3,1) bekundeten die Befragten für die Idee autofreier Innenstädte. Besonders zurückhaltend war hier die Altersgruppe der über 60-Jährigen.

Stadt-Land-Gefälle

Der Sympathie für den ÖPNV zum Trotz, sind Bahnen und Busse die am seltensten genutzten Verkehrsmittel. Nur zehn Prozent der Befragten gaben an, sich meistens mit dem ÖPNV fortzubewegen. Den gleichen Anteil hatten die Fußgänger. Dagegen ist das eigene Auto für mehr als die Hälfte als Fortbewegungsmittel erste Wahl, gefolgt vom eigenen Fahrrad (24 Prozent) Naturgemäß gib t es hier ein deutliches Stadt-Land-Gefälle: In Köln liegt der Anteil von Autofahrern und Radlern bei 42 beziehungsweise 32 Prozent, in der Region dagegen bei 73 beziehungsweise 13 Prozent. Auch bei der Nutzung des ÖPNV geht die Schere zwischen Köln und der Region auseinander: In Köln liegt der Anteil bei überdurchschnittlichen zwölf Prozent, außerhalb der Stadt bei nur sieben Prozent.

Zurückhaltend gegenüber E-Autos

Bemerkenswert ist der verschwindend kleine Anteil sogenannter Shared Services an der Gesamtmobilität. Durchweg gab nur ein Prozent der Befragten Leih-Autos, -Räder oder -Scooter als bevorzugtes Verkehrsmittel an. Zurückhaltung bekundeten die Befragten gegenüber dem Kauf eines Elektro-Autos. Nur vier Prozent besitzen bereits eines, nur 17 Prozent würden sich in nächster Zeit eines zulegen. Hingegen gaben 58 Prozent an, sie hätten keine Kaufabsicht, 21 Prozent äußerten sich unentschlossen. Unter den Befragten mit dem höchsten Monatseinkommen ( 5000 Euro netto und mehr) ist auch der Anteil der E-Auto-Besitzer mit acht Prozent deutlich am höchsten, genau wie die Kaufabsicht in nächster Zeit, die ein Viertel der Befragten aus dieser Gruppe äußert. 

Thema Altersversorgung

So geht unter jungen Menschen bis 30 eine große Unsicherheit über ihre Altersversorgung bis hin zur Sorge vor Altersarmut um. Besonders ausgeprägt ist das auch bei, aber auch unter den sozial Schwachen.

Aus der Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen gaben 37 Prozent an, sie könnten ihre Absicherung im Alter nicht abschätzen, 33 Prozent macht der Gedanke an Altersarmut Sorgen. Unter den 31- bis 45-Jährigen sind es immerhin 30 bzw. 31 Prozent. Geringer fallen die Werte bei den ganz Jungen aus, ebenso bei den Älteren. So fühlen sich die über 60-Jährigen, die die Altersgrenze schon erreicht haben oder bald in den Ruhestand gehen, nach eigenen Angaben im Wesentlichen gut versorgt und abgesichert.

Am Prekärsten stellt sich die Situation für Menschen mit einem Einkommen von unter 2000 Euro an. Von ihnen hat fast die Hälfte (46 Prozent) Angst vor Altersarmut. Jeder fünfte kann die Situation nicht abschätzen. Nur etwas mehr als jeder Zehnte glaubt, selbst gut vorgesorgt zu haben. Auf die staatliche Altersversorgung bauen nur sechs Prozent der einkommensschwächsten Gruppe.

Dementsprechend ist die mehrheitliche Zustimmung zum Vorschlag einer bedingungslosen Grundrente sowohl bei den Jungen als auch bei den sozial Schwachen überproportional hoch. Von allen Befragten sagen 61 Prozent „Ja“ oder „eher Ja“ zu dieser Form der Alterssicherung. Von den Jungen sind 77, von den sozial Schwachen sogar 79 Prozent für eine bedingungslose Grundrente.

Thema Digitalisierung

Beim vieldiskutierten Thema Digitalisierung nimmt die junge Generation die Defizite in Deutschland am intensivsten wahr: So sind zwei Drittel der unter 30-Jährigen sind „unzufrieden“ oder „sehr unzufrieden“ mit der Netz und Breitbandabdeckung. Zum Vergleich: Bei den über 60-Jährigen liegt dieser Wert bei weniger als einem Viertel.

Thema Gesundheit

Ein einhelliges, ausgesprochen positives Ergebnis über alle Altersgruppen und Schichten hinweg brachte die Umfrage im Hinblick auf das Gesundheitswesen und die medizinische Versorgung am Wohnort. Mit ihr zeigten sich mehr als 90 Prozent der Teilnehmenden zufrieden: 59 Prozent gaben, sie fühlten sich „auf jeden Fall“ gut versorgt; 34 Prozent antworteten auf die entsprechende Frage mit „eher ja“.

Unterschiede zwischen Stadt und Land fallen bei diesem Thema weniger ins Gewicht, als man angesichts aktueller politischer Debatten über die Krankenhaus-Dichte und die Abdeckung mit Arztpraxen der ländlichen Bevölkerung vermuten könnte. Allenfalls lässt sich bei den Kölnerinnen und Kölner ein im Vergleich zu den Bewohnern der Region noch höherer Grad der Zufriedenheit ausmachen.

Thema Steuern

Interessant ist auch eine durch die Bank mehrheitliche Bereitschaft, für eine bessere Entlohnung von Pflegekräften auch mehr zu bezahlen. 52 Prozent aller Befragten wären mit höheren Steuern zu diesem Zweck einverstanden. 16 Prozent zeigten sich unentschlossen, 32 Prozent reagierten ablehnend.

Eine vergleichsweise große Einhelligkeit besteht auch beim Ruf nach höheren Steuern für Gutverdienende. Dieser Forderung stimmen Zwei Drittel aller Befragten zu. Am größten ist die Spreizung erwartungsgemäß zwischen den verschiedenen Einkommensgruppen: 79 Prozent der Bezieher eines Einkommens befürworten eine höhere Besteuerung der Reichen. Bei denen mit mehr als 5000 Euro ist die Ablehnung am höchsten, liegt aber mit 36 Prozent deutlich unter dem Anteil derer, die auch in dieser Gruppe mit absoluter Mehrheit (51 Prozent) für höhere Steuern plädieren.

Thema Klimaschutz

Im Hinblick auf die Erfordernisse des Klimaschutzes setzt eine klare Mehrheit aller Befragten auf staatliche Lenkung: 71 Prozent halten Verbote für erforderlich, um den Klimawandel aufzuhalten, 20 Prozent votieren dagegen, neun Prozent sind unentschlossen. Um welche Verbote es sich handeln könnte, war nicht Teil der Umfrage.

Im Alltag der Befragten nimmt das Moment des Umwelt- und Klimaschutz beim Umgang mit Müll und Verpackungen den breitesten Raum ein. Auch beim Konsum insgesamt, bei Fragen der Ernährung und der Mobilität denken die Befragten den Umwelt- und Klimaschutz mit. Nur zwei Prozent gaben an, nichts von alledem spiele für ihren persönlichen Lebensstil eine Rolle.

In dem Teil der Umfrage, in dem frei formulierte eigene Antworten möglich waren, äußerte sich eine ganze Reihe von Teilnehmenden skeptisch bis rundheraus ablehnend zu der Annahme, das individuelle Verhalten oder auch Maßnahmen zum Klimaschutz in Deutschland könnten den Klimawandel – so er denn überhaupt vom Menschen gemacht sei – in nennenswertem Maße beeinflussen.

Thema Wohnen

Ein Eingreifen der Regierung ist laut Umfrage auf dem Wohnungsmarkt für erforderlich. Um hohen Mieten entgegenzuwirken, sehen 61 Prozent der Befragten den Staat als Bauherrn am Zug. Jeweils etwa ein Drittel hält einen bundesweiten Mietendeckel (35 Prozent) oder eine schärfere Mietpreisbremse (30 Prozent) für geeignete Instrumente.

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