Die Ukraine hat den Einsatz des neuen Marschflugkörpers gegen Ziele in Russland bestätigt. Aus Moskau kommen derweil eindeutige Botschaften.
Moskau bekräftigt KriegszieleUkraine meldet massive Flamingo-Angriffswelle – Feuerregen in Russland

Ein Screenshot aus einem vom Generalstab der Streitkräfte der Ukraine veröffentlichten Video soll den Abschuss einer Flamingo-Rakete zeigen.
Copyright: Generalstab der Streitkräfte der Ukraine/Screenshot
Die Ukraine hat erstmals den Einsatz mehrerer Flamingo-Marschflugkörper bestätigt. Bei der Angriffswelle in der Nacht auf Donnerstag (13. November) seien „mehrere Dutzend Ziele auf dem Gebiet der Russischen Föderation und in den vorübergehend besetzten Gebieten der Ukraine“ angriffen worden, teilte der ukrainische Generalstab mit. Neben den Flamingo-Marschflugkörpern, die aus ukrainischer Produktion stammen, seien auch Kampfdrohnen und Raketen bei der Angriffswelle zum Einsatz gekommen, hieß es weiter.
In den sozialen Netzwerken kursierten zudem Aufnahmen, die den Abschuss von Flamingo-Marschflugkörpern zeigen sollen. Mehrere der weitreichenden Waffen sind Berichten zufolge gegen ein Wärmekraftwerk in der russischen Stadt Orjol eingesetzt worden. Aufnahmen lokaler Telegram-Kanäle deuteten auf den Einsatz russischer Luftabwehr über der Stadt hin, brennende Trümmerteile erhellten demnach den Nachthimmel und prasselten wie ein „Feuerregen“ auf die Stadt nieder.
Flamingos schlagen in Russland ein
Nach Angaben der ukrainischen Streitkräfte wurden bei der massiven Angriffswelle auch Ziele auf der ukrainischen Halbinsel Krim ins Visier genommen, darunter ein großes russisches Öllager. Hubschrauberlandeplätze, ein Flugplatz und ein Luftverteidigungsradar der russischen Streitkräfte seien ebenfalls angegriffen worden. Das Ausmaß der Schäden werde in den meisten Fällen derzeit noch ermittelt, hieß es am Donnerstagmittag aus Kyjiw.
Äußerungen des Gouverneurs der russischen Region Orjol, Andrej Klitschkow, stützen derweil die ukrainischen Angaben. Kurz nach den ersten Meldungen über Explosionen in Orjol rief Klitschkow einen Luftalarm aus und forderte die Bewohner auf, in fensterlosen Räumen zu bleiben oder im Freien Schutz zu suchen. „Zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine Informationen über Opfer vor“, schrieb der Gouverneur außerdem in seinem Telegram-Kanal. Russland räumt erfolgreiche ukrainische Angriffe allerdings seit Kriegsbeginn ohnehin so gut wie nie ein.
Flamingo-Marschflugkörper: Ziele tief in Russland in Reichweite
Die Ukraine hatte den Marschflugkörper Flamingo im August 2025 vorgestellt. Die Waffe soll eine Reichweite von mehr als 3.000 Kilometern haben. Damit sind viele Ziele tief in Russland, inklusive der Hauptstadt Moskau, für die Waffe erreichbar.
Der Hersteller des Marschflugkörpers, Fire Point, hat den Flamingo unterdessen mit dem amerikanischen Tomahawk-Marschflugkörper verglichen. Der Flamingo habe sogar einen schwereren Sprengkopf als die US-Waffe, hieß es von dem Unternehmen. Ausgestattet mit bunkerbrechenden Sprengköpfen sollen Flamingos demnach in der Lage sein, mehrere Meter starke Wände zu durchschlagen.
„Russische Rüstungsindustrie steigert ihre Produktion“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt mehrfach Angriffe auf Ziele tief in Russland angekündigt – und dabei auch den Flamingo zur Sprache gebracht. Nach Selenskyjs Angaben soll die Massenproduktion des Marschflugkörpers bis zum Jahresende aufgenommen werden. Auf die jüngsten Angriffe reagierte Selenskyj am Donnerstag unterdessen nicht.
Russland rüste sich weiterhin für einen großen Krieg, warnte Selenskyj jedoch auf der Plattform X am Donnerstag. „Das Problem ist, dass die russische Rüstungsindustrie ihre Produktion steigert“, schrieb Selenskyj dort.
Selenskyj warnt: Europa muss sich auf „großen Krieg“ vorbereiten
„Wir gehen davon aus, dass sie diesen Krieg fortsetzen wollen“, hieß es weiter. Europa müsse bis 2029 oder 2030 auf einen „großen Krieg“ vorbereitet sein, warnte der Ukrainer. Deshalb brauche es jetzt „mehr Druck“ auf Russland, erklärte Selenskyj und fügte hinzu: „Nach der Lage auf dem Schlachtfeld zu urteilen, will Russland nicht aufhören.“
Moskau bestätigte die Einschätzung nur wenig später: „Da eine Fortsetzung der Gespräche nicht möglich ist, werden wir selbstverständlich die militärische Spezialoperation fortsetzen, um die vom Oberbefehlshaber und Präsidenten formulierten Ziele zu erreichen“, erklärte Dmitri Peskow, der Pressesprecher von Kremlchef Wladimir Putin, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

