Im Westen wird nach der Provokation in Polen über eine Flugverbotszone geredet. Moskaus Antwort lässt nicht lange auf sich warten.
Polen bringt „No-Fly-Zone“ ins Spiel„Bedeutet Krieg“ – Moskau kontert Warschau mit Wut und Drohungen gegen Europa

Ex-Kremlchef Dmitri Medwedew posiert vor einem Atompilz. Der für seine Schimpftiraden bekannte jetzige Sicherheitsratsvize hat dem Westen erneut mit Krieg gedroht. (Archivbild)
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Spätestens seit Kriegsbeginn ist Ex-Kremlchef Dmitri Medwedew immer wieder durch wilde Schimpftiraden und schrille Drohungen aufgefallen. Nun macht der jetzige Sicherheitsratsvize in Moskau seinem Ruf erneut alle Ehre. In seinem Telegram-Kanal reagierte Medwedew am Montag mit deutlichen Worten auf den vom polnischen Außenminister Radosław Sikorski ins Spiel gebrachten Vorschlag, über der Ukraine eine sogenannte „No-Fly-Zone“, also eine Flugverbotszone, zu errichten.
„Die Umsetzung der provokanten Idee einiger Kiewer und sonstiger Idioten, eine Flugverbotszone über der ‚Ukraine‘ einzurichten und mit Nato-Kräften unsere Drohnen abzuschießen, bedeutet bloß eins – einen Krieg der Nato mit Russland“, schrieb Medwedew, der die Ukraine regelmäßig lediglich in Anführungszeichen nennt und so Moskaus Anspruch auf das Nachbarland untermauert.
Flugverbotszone über der Ukraine: „Wir sollten darüber nachdenken“
„Wenn Sie mich persönlich fragen, denke ich, dass wir darüber nachdenken sollten“, hatte zuvor der polnische Außenminister Radosław Sikorski in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erklärt. „Technisch wären wir als Nato und EU dazu in der Lage, aber das ist keine Entscheidung, die Polen allein treffen kann, sondern nur gemeinsam mit seinen Verbündeten.“

Radosław Sikorski, Außenminister von Polen, bei einer Pressekonferenz. (Archivbild)
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In einem Gespräch mit dem „Kyiv Independent“ ging Sikorski noch weiter: Die Meinung der europäischen Staatschefs „verschiebt sich in Richtung dieser Idee“, sagte Polens Außenminister der ukrainischen Zeitung. „Ich denke, dass Präsident Putin durch sein Vorgehen diese Idee möglicherweise ins Spiel gebracht hat“, erklärte Sikorski zudem mit Blick auf Russlands Provokation in der letzten Woche.
„Putin hat diese Idee möglicherweise ins Spiel gebracht“
19 russische Drohnen waren am vergangenen Mittwoch in den polnischen Luftraum eingedrungen. Einige der Fluggeräte wurden von Nato-Kampfjets daraufhin abgeschossen – ein Novum seit Kriegsbeginn. Die Nato verlegte daraufhin zusätzliche Kampfjets an die Ostflanke. Polen entsandte zudem 40.000 Soldaten an die Grenze zu Belarus, weil dort derzeit das russisch-belarussische Großmanöver „Zapad“ stattfindet.
Moskau zeigt sich von diesen Maßnahmen jedoch unbeeindruckt – und lieferte am Samstag mit einer Drohne im rumänischen Luftraum prompt die nächste Provokation.
Dmitri Medwedew droht mit „außergerichtlicher Verfolgung“
Die Unterstützer der Ukraine haben sich bislang aus Angst vor einer direkten militärischen Konfrontation mit Russland noch nicht zu einer Flugverbotszone über Teilen der Ukraine durchringen können. Das von Russland angegriffene Land fordert derweil bereits seit Beginn der Großinvasion 2022 eine von westlichen Streitkräften durchgesetzte „No-Fly-Zone“, um russische Luftangriffe zu unterbinden.
Ex-Kremlchef Medwedew spottete am Montag auch über die Reaktion der Nato auf Moskaus Provokation. Die vom westlichen Bündnis am Freitag gestartete Operation „Eastern Sentry“ habe ihn „amüsiert“, schrieb der langjährige Weggefährte von Wladimir Putin. Estland wurde von ihm ebenfalls mit einer Beleidigung bedacht. „Je kleiner das Land, desto angeberischer und dümmer die Bosse“, hieß es in Richtung Tallinn.
Besonders drastische Worte fand Moskaus Sicherheitsratsvize derweil für den Fall, dass die in der EU eingefrorenen russischen Staatsguthaben der Ukraine als Vorgriff auf künftige Reparationen ausgezahlt werden, wie im Westen immer wieder überlegt wird. Russland werde die verantwortlichen EU-Staaten und deren Politiker dann „bis ans Ende der Zeit“ vor allen Gerichten verfolgen, schrieb Medwedew dazu – „und in einigen Fällen auch außergerichtlich“, fügte der Scharfmacher an.
Scharfe Töne kamen unterdessen am Montag auch von Dmitri Peskow. Der Kremlsprecher reagierte ebenfalls auf Sikorski, der auch erklärte hatte, die Nato befinde sich weiterhin nicht im Krieg mit Russland. In Moskau sieht man das anders: Die Nato sei „de facto in diesen Krieg verwickelt“, behauptete Peskow. „Die Nato befindet sich im Krieg mit Russland“, bekräftigte der Kremlsprecher einem Bericht der russischen Staatsagentur Tass zufolge Moskaus Sicht der Dinge. „Das ist offensichtlich und bedarf keiner weiteren Beweise“, fügte Peskow an. (mit dpa)