EU-Botschafterin soll gehen„Grausames“ Kastrationsgesetz in Madagaskar sorgt für Wirbel

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Madagaskars Präsident Andry Rajoelina bei seiner Amtseinführung nach seiner Wiederwahl im Dezember.

Madagaskars Präsident Andry Rajoelina bei seiner Amtseinführung nach seiner Wiederwahl im Dezember.

In Madagaskar können Vergewaltiger künftig auch chirurgisch kastriert werden. Das Gesetz sorgt für Kritik – offenbar zum Ärger der Regierung.

Madagaskar hat die Rückholung der EU-Botschafterin im Land verlangt, die ein Gesetz zur Kastration von Vergewaltigern von Kindern kritisiert hatte. „Das Außenministerium von Madagaskar hat sich unzufrieden gezeigt (…) und verlangt, die Botschafterin auszuwechseln“, sagte Nabila Massrali, Sprecherin der EU-Kommission, am Donnerstag der AFP. Darüber werde nun mit der Regierung von Madagaskar beraten. Das madagassische Außenministerium wollte dazu nicht Stellung nehmen, erklärte aber, dass das Schreiben hätte vertraulich bleiben sollen.

Im Februar hatten beide Kammern des Parlaments in Madagaskar ein Gesetz verabschiedet, nach dem Vergewaltiger von Kindern künftig kastriert werden sollen. Die EU-Botschafterin Isabelle Delattre Burger hatte das Gesetz als „verfassungsfeindlich“ bezeichnet. „Ich denke nicht, dass eine chemische oder eine tatsächliche Kastration eine abschreckende Lösung ist“, hatte sie betont.

EU-Botschafterin in Madagaskar kritisiert Kastration als Strafe

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte das Vorgehen des Landes mit deutlichen Worten. Die „Einführung chemischer und chirurgischer Kastration, die eine grausame, unmenschliche und erniedrigende Behandlung darstellt, als Strafe“ stehe im Widerspruch zu den Verfassungsbestimmungen Madagaskars gegen Folter und andere Misshandlungen sowie zu regionalen und internationalen Menschenrechtsstandards, erklärte die Amnesty-Regionaldirektorin Tigere Chagutah.

Ende Februar hatte das Verfassungsgericht die chirurgische Kastration von Vergewaltigern von Kindern gebilligt. Eine chemische Kastration lehnten die Richter ab, weil diese rückgängig gemacht werden könne.  Justizministerin Landy Mbolatiana Randriamanantenasoa begründete die Maßnahme mit einem „dramatischen“ Anstieg von Fällen von Kindesvergewaltigung „Das geltende Strafgesetzbuch hat nicht ausgereicht, um die Täter dieser Straftaten einzudämmen“, sagte sie.

Chemische Kastration in einigen Ländern Strafe für Sexualstraftäter

Chemische Kastrationen als Strafe für bestimmte Sexualstraftäter gibt es auch in anderen Ländern, auch in einigen US-Bundesstaaten ist eine derartige Strafe möglich. Die chirurgische Kastration findet unterdessen weltweit kaum Anwendung. Auch die chemische Kastration als Strafe ist stark umstritten. (das/afp)

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