Immunität endetBolsonaro boykottiert Amtsübergabe und lässt sich nach „Flucht“ in Florida feiern

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Jair Bolsonaro bei einem Auftritt 2020

Jair Bolsonaro bei einem Auftritt 2020

Der brasilianische Ex-Präsident hat sich vor der Amtsübergabe an Nachfolger Lula da Silva aus dem Staub gemacht und scheint sich in Orlando wohlzufühlen.

Am Sonntag ist in Brasilien nach vier Jahren eine neue Zeit angebrochen: Am Neujahrstag wurde Luiz Inácio Lula da Silva als Präsident vereidigt. Unter seinem Vorgänger Jair Bolsonaro war das größte Land Südamerikas weit nach rechts gerutscht. Bolsonaro, der den amerikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump als sein Vorbild ansieht, hatte gesellschaftspolitisch reaktionäre Ansichten vertreten und war durch Provokationen aufgefallen. In der Corona-Pandemie sprach er sich gegen das Impfen aus und agitierte gegen das Wahlsystem Brasiliens. Der rechtsextreme Politiker hinterlässt nach seiner Abwahl im Oktober 2022 ein tief gespaltenes Land.

Zum Ende seiner Zeit als Präsident brach Bolsonaro mit einer Tradition, indem er die Amtsübergabe an seinen Nachfolger Lula da Silva boykottierte. Für Lula ist es die dritte Amtszeit, denn er war bereits von 2003 bis 2010 Präsident. Zwischen 2018 und 2019 saß er mehr als anderthalb Jahre lang wegen Korruptionsvorwürfen im Gefängnis.

Bolsonaro verließ zwei Tage vor Lulas Vereidigung Brasilien in einer Militärmaschine in Richtung USA. An Bord waren Ehefrau Michelle und die gemeinsame 12-jährige Tochter Laura. Seine beiden erwachsenen Söhne Flavio und Carlos hielten sich offenbar bereits in Florida auf. Verabschiedet wurde Bolsonaro von teilweise weinenden Anhängern.

Jair Bolsonaro wird von Anhängern in Orlando bejubelt

Bolsonaro landete in Orlando: Hier hat er einem Bericht der „New York Times“ zufolge ein Haus gemietet, das dem ehemaligen Mixed Martial Arts (MMA)-Profi José Aldo gehören soll. Medienberichten zufolge will er sich dort für einen Monat aufhalten. Seine Mitarbeiter, die ihm auch nach dem Ende seiner Amtszeit zustehen und mit Steuergeld bezahlt werden, ließen sich für den gesamten Januar eine Reise in die Vereinigten Staaten genehmigen.

Der 67-Jährige wurde vor seinem Haus in einer geschlossenen Wohnanlage von jubelnden Fans in Shirts der brasilianischen Fußball-Nationalmannschaft begrüßt, wie Videos in den sozialen Medien zeigen.

Bolsonaro wird von seinen Anhängern als „unser Präsident“ begrüßt und verteilt Autogramme.

Die Verbindungen zwischen Florida und Brasilien sind eng. Brasilianer stellen die drittgrößte Touristen-Gruppe, viele von ihnen besuchen auch Disneyland, das in der Nähe von Bolsonaros neuem Domizil liegt. Ebenso gibt es enge geschäftliche Verbindungen, und viele gut betuchte Brasilianer besitzen eine Immobilie in Florida – so offenbar auch in der Nachbarschaft von Bolsonaro.

Der brasilianische Ex-Präsident dürfte nach Florida gereist sein, da seine Immunität mit dem Amtsantritt Lulas endete und verschiedene Vorwürfe in seiner Heimat gegen ihn erhoben werden. Medienberichten zufolge sieht sich Bolsonaro mit fünf Ermittlungen konfrontiert, unter anderem geht es um mögliche Falschinformationen hinsichtlich der Wahlen.

In Florida scheint sich Jair Bolsonaro wohl zu fühlen. So wurde er bereits bei einem Besuch der Fast-Food-Kette Kentucky Fried Chicken (KFC) gesichtet, wo er entspannt in einen Burger oder ein Sandwich biss. Auch die räumliche Nähe zu Donald Trump, der auf seinem Protz-Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach residiert, dürfte dem Rechtspopulisten gefallen. (cme)

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