„Tag der Störung“Erneut lautstarke Proteste gegen die geplante Justizreform in Israel

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Ein landesweiter «Tag der Störung» als Protest gegen die Justizreform in Israel hat mit zahlreichen Demonstrationen und Straßensperren begonnen.

Ein landesweiter „Tag der Störung“ als Protest gegen die Justizreform in Israel hat mit zahlreichen Demonstrationen und Straßensperren begonnen.

Seit Wochen protestieren viele Menschen in Israel gegen eine geplante Reform. Heute wurden landesweit Aktionen geplant. Auch eine Reise des Premiers ist im Visier.

Ein landesweiter „Tag der Störung“ als Protest gegen die Justizreform in Israel hat mit zahlreichen Demonstrationen und Straßensperren begonnen. Demonstranten schwenkten blau-weiße Nationalflaggen und blockierten nach Medienberichten vorübergehend die zentrale Küstenstraße sowie eine Hauptverkehrsstraße im Zentrum von Tel Aviv.

Außerdem verriegelten sie als Zeichen des Protests die Eingänge zahlreicher Schulen mit Ketten. Der Protest fand auch zur See statt: Vor der Küste waren Teilnehmer mit zahlreichen Booten und Surfbrettern unterwegs. Sie sperrten nach Angaben der Veranstalter auch den Zugang zum Hafen von Haifa.

Reise von Netanjahu soll verhindert werden

Die Demonstranten kamen auch zum internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv, um dort Zufahrtsstraßen zu sperren. Ziel ist es, eine Reise des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu nach Italien zu verhindern. Nach Medienberichten wollte der Ministerpräsident jedoch mit einem Hubschrauber zum Flughafen kommen, um die Straßensperren zu umgehen.

Die Reform schreitet trotz heftiger Proteste großer Teile der Bevölkerung voran. Laut Medienberichten könnte sie im Schnellverfahren bis April abgesegnet werden. Nach Plänen der rechts-religiösen Regierung Netanjahus soll es dem Parlament künftig möglich sein, mit einfacher Mehrheit Entscheidungen des Höchsten Gerichts aufzuheben.

Große Angst vor Auswirkungen der Reform

Außerdem sollen Politiker bei der Ernennung von Richtern mehr Einfluss erhalten. Das Gesetzesvorhaben könnte dem Regierungschef auch in einem schon länger gegen ihn laufenden Korruptionsprozess in die Hände spielen.

Oppositionsführer Jair Lapid äußerte im Gespräch mit der Nachrichtenseite ynet die Sorge, nach Umsetzung der Reform könnte es in Israel „nie wieder Wahlen“ geben.

„Es wird hier keine Demokratie mehr geben“, warnte Ex-Ministerpräsident Lapid, der im vergangenen Jahr die Wahl gegen Netanjahu verloren hatte. Experten haben auch vor katastrophalen Auswirkungen der Reform auf die israelische Wirtschaft gewarnt. (dpa)

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