KönigswinterProtest gegen Wolfspolitik bei Konferenz auf Petersberg

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Angst vor dem Wolf macht sich bei den NRW-Landwirten breit.

Angst vor dem Wolf macht sich bei den NRW-Landwirten breit.

Bauern fordern von den Umweltministern stärkere Kontrollen. Auf Schildern standen Forderungen wie „Unsere Tiere sind kein Wolfsfutter“ und „Problemwölfe endlich entnehmen“.

Mit Protesten gegen die aktuelle Wolfspolitik hat am Donnerstag die 100. Konferenz der Umweltministerinnen und -minister auf dem Petersberg bei Bonn begonnen. Vertreter des Rheinischen Landwirtschaftsverbands (RLV) überreichten NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) eine Resolution, in der sie eine stärkere Kontrolle der Wolfspopulationen forderten.

Etwa 20 Bauern demonstrierten in der Nähe des Tagungsortes. Auf Schildern standen Forderungen wie „Unsere Tiere sind kein Wolfsfutter“ und „Problemwölfe endlich entnehmen“. Am Himmel kreiste ein Kleinflugzeug mit dem Banner „Wolfspolitik – jetzt ändern!“. In einer Umzäunung stand ein Schaf mit Lämmern – stellvertretend für die in den Augen der Bauern gefährdeten Weidetiere.

Krischer sagte der Deutschen Presse-Agentur, man müsse schauen, wie ein „Miteinander von Wolf, Mensch und Weidetierhaltung“ möglich sei. „Ich glaube, da werden wir auch zu guten Entscheidungen kommen.“ Basis dieser Entscheidungen müsse eine Bestandsaufnahme zur derzeitigen Wolfspopulation sein, die gerade noch entstehe. „Man muss jetzt gucken: Wie ist tatsächlich der Status des Wolfes? Das wird im Moment vom Bundesamt für Naturschutz überprüft im Auftrag des Bundesumweltministeriums“, sagte Krischer. Dieser Bericht müsse zunächst abgewartet werden. Wenn dann Ergebnisse vorlägen, müsse man darüber sprechen, ob beim Schutzregime des Wolfes Änderungen anstünden.

Zur Forderung nach konsequenter „Entnahme“ sogenannter Problemwölfe sagte Krischer, dass es das schon in mehreren Bundesländern gegeben habe – man müsse sich aber „von der Vorstellung verabschieden, dass das jedes Problem löst. Es ist ja schon schwierig, auch die richtigen Wölfe zu erwischen.“ NRW setze deshalb zum Beispiel auch auf aufwändigen Herdenschutz. Es sei am Ende nur ein Gesamtpaket, das den Konflikt Weidetierhaltung und Wolf entschärfen könne.

„Rüstungswettlauf“

RLV-Präsident Bernhard Conzen sagte dagegen, der Herdenschutz werde immer aufwändiger. „In Nordrhein-Westfalen haben wir Übergriffe durch Rudel, die nicht unerheblich sind. Denken wir an den letzten Fall in Dinslaken: 37 Tiere gerissen von einem Wolfsrudel, auf einmal. Das ist ein Zeichen: Es ist und bleibt ein Raubtier.“

Vielfach habe der Wolf keine Scheu vor dem Menschen mehr. „Wir haben letztens wieder Aufnahmen gehabt, wo der Wolf zwei Meter an einem Auto vorbeiläuft.“ Wölfin Gloria springe mit ihrem Rudel sogar über 1,10 Meter hohe Zäune. Die intelligenten Tiere lernten schnell, sich anzupassen. Den Weidetierhaltern werde ein „Rüstungswettlauf“ mit immer höheren Zäunen und Schutzhunden zugemutet. In Nordrhein-Westfalen seien schon sechs Millionen Euro für Herdenschutz ausgegeben worden.

Das Argument, die Bauern würden für gerissene Tiere entschädigt, sei auch zweischneidig. Wertvolle Zuchttiere könnten nicht ersetzt werden. „Wir haben eine Genbank, die lebt. Und wenn die wegfällt, hat man ein Problem.“

Die Bauern hätten die Auflage, ihre Tiere artgerecht draußen zu halten. Wenn das gewünscht sei, müsse man die Weidetiere auch schützen. „Die Frage, die man auch den Wolfsschützern stellen muss: Ab wann fangt ihr denn an zu regulieren? Bei zwei-, drei-, vier-, fünftausend Wölfen, die wir demnächst haben?“ Schon heute sei der Wolf in Deutschland nicht mehr gefährdet, und deshalb müsse man den Bestand regulieren. Das müsse nicht unbedingt bedeuten, dass Tiere geschossen würden. Sie könnten auch umgesiedelt werden.

„Wir brauchen eine klare Aussage, wieviel Wölfe vertragen wir hier in Nordrhein-Westfalen in einem der am dichtesten besiedelten Länder“, sagte Conzen. Vor einiger Zeit sei sogar ein Wolf auf den Kölner Ringen unterwegs gewesen. „Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, wenn ich da gewesen wäre, dann hätte ich die Schweißperlen auf der Stirn gehabt. Tiere sind nicht kalkulierbar, es sind Raubtiere.“

Auch Dietmar Brockes, Sprecher für Umwelt in der FDP-Landtagsfraktion, kritisierte die schwarz-grüne Landesregierung wegen eines zu laxen Umgangs mit den Wölfen. „Das Wolfsmanagement in Nordrhein-Westfalen braucht ein Update“, sagte Brockes. „Die Landesregierung sieht leider überhaupt keinen Handlungsbedarf. Laut Umweltminister Krischer ist die Problematik mit dem Wolf nicht so groß wie es wirkt. Diese Inaktivität wird dazu führen, dass die Weidetierhaltung in NRW zurückgehen wird.“ (dpa)

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