Kommentar zu Lambrechts RücktrittWarum man es nicht übertreiben sollte mit Quotendenken

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ARCHIV - 14.12.2022, Berlin: Christine Lambrecht (SPD), Bundesministerin der Verteidigung, spricht im Verteidigungsministerium während eines Statements zu Ausrüstungsfragen der Bundeswehr.



Christine Lambrecht war Ministerin der Verteidigung. Am Montag trat sie zurück.

Christine Lambrecht (SPD), Bundesministerin der Verteidigung, spricht im Verteidigungsministerium während eines Statements zu Ausrüstungsfragen der Bundeswehr. Christine Lambrecht war Ministerin der Verteidigung. Am Montag trat sie zurück.

Christine Lambrecht ist eine der merkwürdigsten politischen Figuren auf dem Berliner Parkett.  Ein Kommentar von Burkhard Ewert zum Rücktritt der Verteidigungsministerin.

Die Frauenquote, alte Verbundenheit, der Regionalproporz: Es mag eine Reihe von Gründen geben, warum Christine Lambrecht das Amt als Verteidigungsministerin überhaupt erst erhielt. Wirkungsmacht gehört nicht dazu.

Überhaupt ist Lambrecht eine der merkwürdigsten politischen Figuren auf dem Berliner Parkett. Über eine unverhohlene Lust am Genuss verfügt sie dort nicht alleine. Aber Hubschrauberflüge Richtung Sylt, Schickeria-Postings in den sozialen Netzen und einen allgemein aufwendigen Lebensstil derart zu inszenieren, war unklug. Es trug nicht zu ihrer Beliebtheit in der Breite bei, dass man ihr eher eine Leidenschaft für das Shopping zutraute als für militärische Technik und die Strukturen der Bundeswehr. Zugleich handelt es sich bei ihr um ein weiteres Beispiel für Sozialdemokraten, die es in einer ehrlichen, aber letztlich ungeschickten Unverstelltheit nicht vermochten, das Wohlwollen der Berliner Blase zu erlangen. Vielleicht trifft sich Lambrecht einmal mit Andrea Nahles, Rudolf Scharping und Kurt Beck zum Frühstück. Sie hätten einiges zu bereden und könnten auch noch Armin Laschet einladen.

Nun hat es sich bei Lambrechts Ministerium nie um ihr Wunschressort gehandelt, das sei zu ihrer Verteidigung gesagt. Daher ist ihr Scheitern auch ein Hinweis, dass man es nicht übertreiben sollte mit einem krampfhaften Quotendenken, statt auf jemanden zu setzen, der das Amt mit einer Mission verbindet. Diese Mission ist freilich ungleich komplizierter, als nach möglichst vielen Waffen für die Ukraine zu rufen. Die Aufgabe kann auch nicht darin bestehen, mehr Geld zu fordern. Davon hat die Bundeswehr immens viel. Die Frage ist, wie es eingesetzt wird.

Immer wieder fallen auch Aussagen aus dem Offizierskorps auf, die weit friedliebender sind als viele ambitionierte Aufrufe im politischen Raum. Hier kann ein neuer Minister ebenfalls Kompetenz beweisen, indem er strategische Hinweise gewichtet und verdichtet und die Kollegen in Kabinett und Koalition berät, was für ein deutsches Militär realistische Aufgaben sind – und was auch nicht.

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