Kommentar zu NahostIsraels brutales Dilemma

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Ein israelischer Panzer rollt am 15. Oktober 2023 an einer ungenannten Stelle im Süden Israels auf die Grenze zum Gazastreifen zu.

Ein israelischer Panzer rollt am 15. Oktober 2023 an einer ungenannten Stelle im Süden Israels auf die Grenze zum Gazastreifen zu.

Michael Clasen zu den Perspektiven im Nahen Osten.

Die Hamas hat beim Samstags-Massaker am 7. Oktober mehr als 1000 Männer, Frauen und Kinder getötet. Dieses Blutbad ist eine Kriegserklärung an Israel. Noch immer befinden sich mehr als 100 Zivilisten als Geiseln in den Händen der Fanatiker, die seit Jahrzehnten nur ein Ziel verfolgen: Israel zu vernichten.

Der Notstandsregierung um Benjamin Netanjahu bleibt wohl keine andere Wahl, als Bodentruppen in den Gazastreifen zu entsenden. Nur so lassen sich weitere Pogrome verhindern. Es stehen schwierige Wochen bevor, weil sich die Hamas für diese Schlacht gerüstet hat. Ein blutiger Häuserkampf droht. Hinzu kommen Kamikaze-Drohnen, die auch Israels Panzer knacken können. Und die schwer bewaffnete Hisbollah im Libanon wartet womöglich nur darauf, eine zweite Front zu eröffnen.

Die Tragik des palästinensischen Volkes ist schmerzhaft. Die Hamas wird Teile ihres eigenen Volkes als Schutzschild missbrauchen. Es gibt kaum eine Armee, die mit Blick auf die Zivilbevölkerung so vorsichtig agiert wie die israelische. Doch trotzdem werden Unschuldige sterben. Auch sie sind Opfer der Hamas, die die Verantwortung für Leid, Not und Zerstörung trägt.

Doch islamistische Propagandisten werden mit Bildern getöteter palästinensischer Kinder versuchen, das Feuer des globalen Dschihad wieder zu entfachen. Genau auf diese Eskalation setzen die Hamas und ihre Verbündete wie der Iran und Russland. Es geht darum, den Westen zu destabilisieren. Wie groß ist die Solidarität mit Israel wirklich, wenn die Kosten weiter steigen und die Unruhe auch auf deutschen Straßen wächst?

Israel wird in den Gazastreifen einmarschieren. Das wird schwierig genug. Noch schwieriger wird es aber, wieder herauszukommen. Kann die Hamas wirklich zerstört werden? Und wer sollte die Macht in Gaza übernehmen? Am Ende dürfte Israel die Hamas so sehr schwächen, dass das Land für eine Phase seine Sicherheit zurückgewonnen hat, aber den Feind nicht endgültig besiegen können, so dass der nächste Dschihad nur eine Frage der Zeit ist.

In dem Nebel explodierender Raketen, Bomben und Drohnen darf deshalb der Blick auf das Wesentliche nicht verloren gehen: eine Friedenslösung für den Nahen Osten. Nicht trotz, sondern wegen des neuen Krieges braucht es neue, mutige Perspektiven. Der Stillstand der vergangenen Jahre, an dem auch Israel eine Mitschuld trägt, darf sich, nachdem die Waffen schweigen, nicht fortsetzen.

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