Das Requiem für Benedikt XVI. zeigt, wie wichtig der katholischen Kirche Kontinuität und ungebrochene Tradition sind. Müssen Reformer deshalb aufgeben – oder können sie gerade deshalb hoffen?

Kommentar zur Papst-TrauerfeierDas Requiem für Benedikt zeigt die katholische Kontinuität
Das Requiem für den emeritierten Papst war wie jede Totenmesse ein Zeichen der Trauer und der Hoffnung. Aber es war auch eine Feier der Beständigkeit. Die Kontinuität des Amtes gehört zu den großen Stärken der katholischen Kirche. Benedikt XVI. liegt jetzt wie 160 seiner Vorgänger in den Grotten des Petersdoms, und auch sein Nachfolger Franziskus wird einst wohl dort ruhen.
Nicht ganz ohne Häme rechnen Journalisten vor, wie viel weniger Trauernde zu Benedikts Requiem kamen als zu dem von Johannes Paul II. Solche Vergleiche sind angesichts der überragenden historischen Rolle von Karol Wojtyła wenig sinnvoll.
Kein geteiltes Papstamt
Zudem war Benedikt eben nicht mehr Papst. Das stellte der Vatikan von der Aufbahrung bis zur Messliturgie klar, trotz der dem Verstorbenen zugebilligten roten, päpstlichen Farbe. Dass ein Papst seinen Vorgänger begräbt, ist einzigartig, aber es gab kein zwischen beiden geteiltes Papstamt, über das Benedikts Sekretär Georg Gänswein einst spekulierte. Die lange Reihe der Päpste wird nicht durch so eine Irregularität gestört.
Franziskus würdigte die „betende Hingabe“ von Benedikt, ging aber nicht näher auf dessen Handeln ein, das deutlich anders war als sein eigenes. Gänswein hat ja gerade den Streit um die vorkonziliare Form der Messe thematisiert. Der Papst aber möchte jeden Anschein eines Bruchs vermeiden.
Diese Erfahrung machen derzeit auch viele Reformer. Dabei könnte die Stärke der Kontinuität doch optimistisch stimmen: Vor Jahrhunderten ist diese Kirche zu anderen Lösungen gekommen als heute und war doch unbestreitbar katholisch. Hildegard von Bingen etwa hielt Predigten. Das Kontinuum der katholischen Tradition birgt ungeahnte Möglichkeiten.