Russland nutzt das Turmunglück in Rom für provokante Worte über Italien und die Ukraine. Die Antwort fällt überdeutlich aus.
Eklat nach Turmeinsturz in Rom„Sacharowa ist Abschaum“ – Moskau sorgt für Wut und Empörung in Italien

Maria Sacharowa ist die Sprecherin des russischen Außenministeriums. Im Vordergrund ist schemenhaft Außenminister Sergej Lawrow zu sehen. (Archivbild)
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Seit Monaten äußern sich russische Politiker mal abfällig, mal bedrohlich gegenüber Europa – mit einer Entgleisung gegenüber der italienischen Regierung hat die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, nun erneut für einen diplomatischen Eklat gesorgt.
Nach dem am Montag (3. November) in Rom ein Turm aus dem 13. Jahrhundert teilweise eingestürzt war, hatte Sacharowa sich abfällig bei Telegram geäußert. Noch während die Rettungsmaßnahmen andauerten, behauptete die Außenamtssprecherin, die italienische Infrastruktur zerfalle, weil die Regierung in Rom „das Geld ihrer Steuerzahler“ für die Unterstützung der Ukraine „verschwenden“ würde.
Maria Sacharowa: „Von der Wirtschaft bis zu seinen Türmen“
Wenn Rom das von Russland angegriffene Land weiterhin unterstütze, werde „ganz Italien zusammenbrechen – von der Wirtschaft bis zu seinen Türmen“, hieß es weiter von Sacharowa.

Staub steigt auf, nachdem im Zentrum der italienischen Hauptstadt ein Teil des mittelalterlichen Turms Torre dei Conti eingestürzt ist. (Archivbild)
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Kurz darauf gab es in Rom dann bittere Gewissheit: Ein zunächst unter Trümmern verschütteter rumänischer Bauarbeiter starb kurz nachdem Rettungskräfte ihn nach mehr als elf Stunden befreien konnten. Eine weitere Person wurde bei dem partiellen Einsturz des Torre dei Conti zudem schwer verletzt.
Italien bestellt russischen Botschafter ein
Italien bestellte angesichts Sacharowas Wortmeldung schließlich den russischen Botschafter ein. „Das sind, gelinde gesagt, vulgäre Äußerungen“, erklärte Außenminister Antonio Tajani die Maßnahme gegenüber italienischen Medien. „Wenn sich eine Tragödie ereignet, darf man nicht über die Menschen spekulieren, die noch unter den Trümmern liegen, und über verletzte Arbeiter“, fügte der Außenminister hinzu.
Italien habe so etwas „nie getan“, zeigte sich Tajani empört über Sacharowas Worte. „Wenn es eine Tragödie in der Russischen Föderation gab, haben wir stets Solidarität gezeigt.“ Die Äußerungen der russischen Außenamtssprecherin „seien beschämend und in einem zivilisierten Land inakzeptabel“, hieß es weiter von Tajani.
Maria Sacharowa sorgt regelmäßig für Empörung in Europa
Es ist nicht das erste Mal, dass Sacharowa für Empörung in Italien gesorgt hat. Im Februar hatte sie dem Land vorgeworfen, das „terroristische neonazistische Regime“ in der Ukraine mit „modernen tödlichen Waffen zu versorgen“ und Italien dabei als den Ort, „an dem der Faschismus seinen Ursprung hat“, bezeichnet. Auch damals herrschte darüber Empörung in Rom.
Gegenüber deutschen Politikern hat Sacharowa mit ähnlichen Ausfällen ebenfalls bereits für Aufsehen gesorgt. „Jemand bringt absichtlich und bewusst Nachkommen von Nazis in Führungspositionen in den Ländern des kollektiven Westens“, schrieb sie etwa im Juni in ihrem Telegram-Kanal und nannte dabei explizit Bundeskanzler Friedrich Merz und die ehemalige Außenministerin Annalena Baerbock.
Deutliche Worte aus Rom: „Abgründe der Vulgarität“
Die russische Botschaft in Rom brachte nach der Einbestellung des Botschafters schließlich ihr Beileid für den gestorbenen Bauarbeiter zum Ausdruck, erhob jedoch gleichzeitig auch Vorwürfe gegen italienische Medien. Russland sei dort das Ziel einer „aggressiven, bedauerlichen antirussischen Kampagne“ geworden, beklagte Moskaus Botschaft.
Gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur Ansa fanden Mitarbeiter des Außenministeriums in Rom unterdessen noch deutlichere Worte für Sacharowas Provokation als zuvor Minister Tajani. Die Äußerungen zeigten „die Abgründe der Vulgarität, in die die Moskauer Führung gesunken ist“, zitierte die Agentur eine Quelle im Ministerium.
„Russland ist ein Land, das von skrupellosen Mördern regiert wird“
„Italien wird immer und in jedem Fall Solidarität und Freundschaft für die Schwächsten, für diejenigen in Schwierigkeiten, für diejenigen, die angegriffen werden, zum Ausdruck bringen“, hieß es weiter. „Deshalb unterstützen wir das ukrainische Volk, weil wir Italiener sind.“
Die wohl deutlichsten Worten kamen unterdessen vom liberalen italienischen Senator Carlo Calenda. „Sacharowa ist Abschaum“, erklärte der Politiker gegenüber dem Sender La7 und später auch auf der Plattform X. „Vielleicht sollten wir verstehen, wer die Russen wirklich sind. Sie deportieren ukrainische Kinder nach Russland, sie töten Zivilisten, und sie sind es, die über eine solche Tragödie so reden“, erklärte der Senator und fügte hinzu: „Russland ist ein Land, das von skrupellosen Mördern regiert wird.“

