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UN wehren sich gegen Kritik an Hamas-ZahlenWie viele Menschen sind im Gaza-Krieg gestorben?

Lesezeit 2 Minuten
Displaced Palestinians leave an unsafe area in Rafah on May 15, 2024, as Israeli forces continued to battle and bomb Hamas militants around the southern Gaza Strip city. Tens of thousands of civilians fled heavy fighting in Rafah, as Palestinians marked on May 15 the 76th anniversary of their mass displacement during Israel's wartime creation in 1948 which they call the "Nakba" or "catastrophe". (Photo by AFP)

Flucht aus einem umkämpften Viertel in Rafah. 

Sind wirklich über 35.000 Palästinenser im Gaza-Krieg ums Leben gekommen? Die von den UN verbreitete Zahl stammt von der Hamas und ist nicht überprüfbar. Warum sich die UN trotzdem gegen Kritik wehren - und worauf die Hamas-Angaben schließen lassen.  

35.091 Palästinenser sollen im Gaza-Krieg ums Leben gekommen sein, erklärt die UN-Organisation für humanitäre Hilfe (OCHA) unter Berufung auf die Hamas-Gesundheitsbehörde, Stand: 13. Mai. Eine Woche zuvor, am 6. Mai, nannten Hamas und OCHA 34.735 Tote, eine weitere Woche zuvor 34.488.

Die Zahlen sind nicht nach Zivilisten und Hamas-Angehörigen differenziert und nicht überprüfbar. Israel hatte im Februar von mehr als 12.000 getöteten Hamas-Angehörigen gesprochen. Auch dies ist nicht überprüfbar.

Laut OCHA waren bis Ende April nur 24.686 palästinensische Tote identifiziert, davon 4.959 Frauen und 7.797 Kinder. Die gleiche Organisation hatte am 6. Mai 9.500 getötete Frauen und 14.500 getötete Kinder gemeldet. Entsprechend vorsichtig sind die Angaben zu behandeln, auch wenn sich beide Darstellungen nicht zwingend widersprechen: Im einen Fall geht es um der Darstellung nach tatsächlich identifizierte Todesopfer, im anderen um eine Gesamtzahl von Toten unabhängig davon, ob deren Identität nach Hamas-Angaben feststeht.

UN weisen Kritik an Daten zurück

Die UN wiesen  Kritik an ihren Angaben zurück: An der Gesamtzahl von rund 35.000 Toten habe sich nichts geändert. „Jedes Leben zählt“, sagte die Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros, Liz Throssell. Die Identifizierung und Dokumentation aller Toten sei eine wichtige Aufgabe, die in Zeiten des Krieges aber schwer sei, so Throssell. Die UN betonen, dass sie nur die Zahlen der Palästinenserbehörden hätten, die sie nicht unabhängig überprüfen könnten. Man solle eine Diskussion über diese Zahlen aber nicht als Ablenkung von den Schrecken des Krieges akzeptieren.

Die behauptete Gesamtzahl von gut 35.000 lässt aber auf ein nachlassendes Ausmaß der Kämpfe schließen: Bis Ende Dezember – also gut zwei Monate nach Start der israelischen Operation „Eiserne Schwerter" als Konsequenz aus dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober – hatten Hamas und OCHA bereits 21.672 Tote angegeben, erneut zwei Monate später kamen sie dann Ende Februar auf 30.035. In den folgenden zweieinhalb Monaten bis Mitte Mai erhöhten die Hamas und mit ihr die UN-Organisation ihre Angaben dann um rund 5.000 weitere Getötete.

Die Hamas hatte am 7. Oktober 2023 mindestens 1139 Menschen in Israel ermordet. Viele der Opfer wurden mit äußerster Grausamkeit zu Tode gefoltert. Zudem hatte die Hamas 239 Geiseln genommen, von ihnen sind mindestens 31 nicht mehr am Leben. Trotz des Austauschs von Geiseln gegen zuvor inhaftierte palästinensische Terroristen waren im Dezember noch 137 Geiseln in der Gewalt der Hamas, wobei unklar ist, wie viele von ihnen heute noch leben. Die israelische Armee verzeichnete seit dem Einmarsch in Gaza 260 Gefallene (Stand 7. April). (mit dpa)