Neue Kräfte für Russlands ArmeeWie Putin in Syrien um Söldner wirbt

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Putin Nahaufnahme

Wladimir Putin 

Moskau – Russland hebt syrische Kämpfer für den Krieg in der Ukraine aus. Experten bezweifeln aber, dass Hilfstruppen aus Nahost die militärischen Probleme des Kreml lösen könnten. Den Einsatz der Syrer hatte Präsident Wladimir Putin vor zehn Tagen öffentlich angekündigt. In einer vom Fernsehen übertragenen Sitzung des Sicherheitsrates teilte Verteidigungsminister Sergei Schoigu dem Staatschef mit, 16.000 Kämpfer aus Nahost warteten nur darauf, auf russischer Seite in der Ukraine eingesetzt zu werden. Putin forderte den Minister auf, alles zu tun, um die Freiwilligen an die Front zu bringen.

Die ersten Syrer sind angeblich bereits auf dem Weg

Inzwischen sollen sich die ersten Syrer auf den Weg gemacht haben. Die britische Zeitung „Guardian“ berichtete unter Berufung auf Geheimdienste, ein Vorauskommando aus 150 Syrern sei am Donnerstag in Russland angekommen; die ukrainische Nachrichtenplattform „Kyiv Independent“ zitierte das Verteidigungsministerium in Kiew mit der Mitteilung, es handele sich um 400 Kämpfer. Auf den Schlachtfeldern sind bisher aber noch keine Syrer aufgetaucht.

In Syrien selbst läuft die Anwerbung der Hilfstruppen auf Hochtouren. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, syrische Regierungsbehörden und der Geheimdienst seien auf der Suche nach Interessenten. Rund 40.000 Männer sollen sich bereits registriert haben. In anderen Berichten ist von einigen Tausend potenziellen Kämpfern die Rede.

1000 Euro Verdienst für den Einsatz im Kampf

Den Syrern werden laut der Beobachtungsstelle 1000 Euro für den Kampfeinsatz versprochen. Die oppositionelle Organisation Syrer für Wahrheit und Gerechtigkeit zitierte einen Behördenvertreter mit den Worten, Namenslisten von Kandidaten würden zur Weitergabe an das russische Militär zusammengestellt. Die Nachrichtenplattform Middle East Eye berichtete, auf einer Facebook-Seite syrischer Militärs werde für den Einsatz in der Ukraine geworben. Der Sold soll je nach Ausbildung und Erfahrung bis zu 3000 US-Dollar betragen. John Kirby, Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, erklärte ebenfalls, es gebe Hinweise auf eine Anwerbung von Syrern.

Bisher Söldner der Gruppe Wagner und aus Tschetschenien

Danny Makki vom Nahost-Institut in Washington schätzt, dass die Anwerber wegen der desolaten Wirtschaftslage nach elf Jahren Krieg in Syrien keine Probleme haben werden, viele Bewerber zu finden. Wenn es aus russischer Sicht schnell gehen müsse, könnten Truppen aus Syrien in kurzer Zeit zusammengestellt werden, schrieb Makki in einer Analyse. Neben der regulären Armee setzt Moskau in der Ukraine bisher Söldner der privaten Sicherheitsfirma Wagner und Kämpfer aus Tschetschenien ein.

Tausende melden sich für „Ausländer-Legion“ der Ukraine

Auf ukrainischer Seite haben sich laut der Regierung in Kiew mehr als 20.000 Menschen aus über 50 Ländern für eine „Ausländer-Legion“ gemeldet. Möglicherweise sind diese „Legionäre“ der Grund dafür, dass die russische Regierung öffentlich über einen Einsatz der Syrer spricht: Schoigus Aussagen über die Nahost-Kämpfer seien offenbar ein Versuch gewesen, den Angaben aus Kiew über die westlichen Ausländer auf der Seite der Ukraine etwas entgegenzusetzen, meint Charles Lister vom Nahost-Institut.

Für Moskau wäre ein Einsatz syrischer Hilfstruppen ein zweischneidiges Schwert. Der Kreml kann sich nicht auf die militärische Qualität der Kämpfer aus dem Nahen Osten verlassen. Die syrische Armee stand im Jahr 2016 kurz vor der Niederlage gegen die Rebellen und wurde nur durch Militärhilfe aus Russland und dem Iran gerettet. Hinzu kämen Probleme bei der Kommunikation und Koordination – und nicht zuletzt wäre ein Einsatz von Tausenden syrischen Kämpfern auf russischer Seite für den Kreml ein Eingeständnis der Schwäche. Pentagon-Sprecher Kirby nannte den Vorgang jedenfalls „interessant“.

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