Die Ukraine bestätigt erfolgreiche Angriffe auf russische Ziele. Die russischen Kriegsblogger sind wütend – und sehen sogar Putin in Gefahr.
Z-Blogger in Sorge um PutinVize-Flottenchef tot, Munitionsdepot zerstört – Ukraine greift Russland erfolgreich an

Explosion eines Munitionsdepots nahe Donezk, Juli 2025
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Der Ukraine sind erneut militärische Nadelstiche gegen Russland gelungen. Bei einem Angriff in der Region Kursk wurde der Vizechef der russischen Flotte, Generalmajor Michail Gudkow, durch ukrainische Raketen getötet. Am Dienstagabend ist es nach ukrainischen Medienberichten zudem zu einer enormen Explosion in dem von Russland besetzten ukrainischen Gebiet nahe der Großstadt Donezk gekommen. Auch russische Telegram-Kanäle berichteten von dem Angriff auf ein Munitionsdepot in Charzysk.
In den sozialen Netzwerken kursierten schnell einige Videoaufnahmen, die eine massive Explosion zeigten, die sich nach einem ukrainischen Angriff auf ein Munitionsdepot ereignet haben soll. Später folgte dann die Bestätigung der ukrainischen Streitkräfte.
Ukraine bestätigt Angriff auf Munitionsdepot nahe Donezk
Die Spezialkräfte der Ukraine (SBU) berichteten von einem Drohnenangriff auf Lagerhallen, die von der russischen Armee als Munitionsdepot genutzt worden seien. Es habe sich um „legitime militärische Ziele“ gehandelt, betonte der SBU. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben und Videoaufnahmen von der Front wie in den allermeisten Fällen nicht.
Dass russische Telegram-Kanäle über den Angriff berichteten, gilt neben ukrainischen Angaben oft als starker Indikator dafür, dass ein erfolgreicher Schlag stattgefunden hat. Der Angriff ähnelt derweil früheren Schlägen der ukrainischen Armee. Am Abend des 30. Juni hatte die Ukraine etwa auf ähnliche Weise einen Kommandoposten der russischen Streitkräfte nahe Donezk beschossen.
Ukraine greift Raketen-Fabrik in Lipezk an
Auch einen Angriff auf eine Raketen- und Drohnenfabrik in der russischen Region Lipezk bestätigte Kyjiw. Nach ukrainischen Angaben wurden in der „Energija“-Fabrik Batterien für Iskander-Raketen und russische Marschflugkörper produziert. Andrij Kowalenko, Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation der Ukraine, bestätigte den Angriff gegenüber dem „Kyiv Independent“ und bezeichnete die „Energija“-Produktionsstätte als „eines der kritischsten Ziele Russlands“.

Aufnahmen des russischen Telegram-Kanals Astra sollen Rauch über der Raketen-Fabrik in Lipezk zeigen.
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Der russische Telegram-Kanal Astra berichtete zudem von mehreren Explosionen auf dem Fabrikgelände, das rund 250 Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt liegt. Über das Ausmaß der Schäden an der Fabrik gibt es unterdessen bisher keine Angaben. Bei „Astra“ kursierten jedoch Aufnahmen, die dichten Rauch über der Anlage zeigen sollen.
Wut in russischen Telegram-Kanälen: „Verdammte Terroristen“
In einigen russischen Telegram-Gruppen und den sozialen Netzwerken kursieren derzeit zudem auch Gerüchte über erfolgreiche ukrainische Angriffe auf hochrangige Mitglieder der russischen Armee und Geheimdienste. Eine Bestätigung gibt es am Donnerstag jedoch nur in einem Fall.
Der für die Marineinfanterie zuständige Vizechef der russischen Flotte, Generalmajor Michail Gudkow, ist im Grenzgebiet Kursk durch einen ukrainischen Raketenangriff ums Leben gekommen. Gudkow sei bei der Erfüllung seiner Pflicht gefallen, teilte der Gouverneur der am Pazifik gelegenen Region Primorje, Oleg Koschemjako, mit.
Auch aus der Ukraine gibt es bisher keine offiziellen Angaben zu den Gerüchten, die jedoch für reichlich Wut in russischen Telegram-Kanälen sorgten. „Verdammte Terroristen, entschuldigen Sie das Fluchen. Emotionen“, lautete etwa ein wütender Beitrag zu einem angeblichen Autobombenanschlag auf einen hochrangigen FSB-Mitarbeiter. „Wenn sie nicht gestoppt werden, werden sie bald zu Putin vordringen“, warnten die erzürnten Kriegsblogger weiter.
Steckt die Ukraine hinter mysteriösen Angriffen auf Frachtschiffe?
Die „Financial Times“ berichtete unterdessen am Mittwoch (2. Juli) über eine Serie von mysteriösen Haftminenanschlägen auf Öltanker, die zuletzt für Wirbel in der Schifffahrtswelt gesorgt hätten – demnach könnten die Attacken auf die Frachtschiffe Teil einer „staatlich unterstützten Sabotagekampagne“ sein, schrieb die britische Zeitung weiter.
Fünf Schiffe seien in diesem Jahr von absichtlichen Sprengungen bereits getroffen worden, hieß es weiter. Der jüngste derartige Vorfall habe in der letzten Woche den Maschinenraum des in griechischem Besitz befindlichen Tankers „Vilamoura“ überflutet, als dieser vor der Küste Libyens fuhr, so die „Financial Times“.
Attackierte Schiffe liefen russische Häfen an
Alle attackierten Schiffe hätten innerhalb weniger Wochen nach den Anschlägen russische Häfen angelaufen. Sicherheitsexperten sehen darin ein Zeichen dafür, dass die Ukraine an den Explosionen beteiligt gewesen sein könnte. Kyjiw hat sich derweil bisher nicht zu den Vorfällen geäußert, die Russlands Schattenflotte von Frachtschiffen gegolten haben könnte.
Die ukrainischen Sicherheitskräfte und Geheimdienste sind seit Kriegsbeginn für verdeckte Aktionen gegen Russland bekannt geworden. Vier der mysteriösen Attacken sollen laut „Financial Times“ bereits im Januar und Februar stattgefunden haben – in der letzten Woche sei dann die Explosion an der „Vilamoura“ hinzugekommen. Die Beteiligung libyscher Akteure könne jedoch derzeit noch nicht ausgeschlossen werden, hieß es weiter.
Russland attackiert Bushaltestelle und Wohngebäude in Poltawa
Bereits vor der jüngsten Explosion hatte Arsenio Dominguez, Generalsekretär der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation der UNO, Ermittlungen zu den Explosionen angekündigt. „Ich bestätige, dass wir diese Vorfälle und die entsprechenden Untersuchungen genau beobachten werden“, sagte Dominguez im Mai vor dem Sicherheitsausschuss der Organisation.
Russland setzte die Luftangriffe auf die Ukraine am Donnerstag unterdessen fort. Nach ukrainischen Medienberichten schlugen Drohen in der Stadt Poltawa ein. Eine Bushaltestelle, Wohngebäude und Geschäfte seien dabei getroffen worden. Es habe mindestens zwei Todesopfer gegeben, hieß es aus der Ukraine.