RusslandFlugpreise explodieren – Grüne diskutieren Aufnahme von Deserteuren

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Moskau Protest Mobilmachung 2109

In Moskau kam es zu Protesten nach Putins Ankündigung der Teilmobilmachung.

Moskau – Wladimir Putins Ankündigung zur Teilmobilmachung der russischen Bevölkerung hat gravierende Auswirkungen auf den Flug- und Grenzverkehr in Russland. Unmittelbar nach der Rede des russischen Präsidenten  googelten betroffene Bürger offenbar, wie sie dem Einzug der russischen Armee entfliehen könnten.

Am Mittwochmorgen explodierten in Russland die Google-Suchanfragen zu Themen wie „Wie man Russland während einer Mobilisierung verlässt“ oder „Wie kann ich Russland ohne Pass verlassen“. Auch die russischen Nachbarstaaten wurden verstärkt gesucht, besonders häufig „Wie nach Kasachstan reisen“.

Grüne sprechen von Aufnahmeprogramm für desertierte Russen

Angesichts der Absetzbewegungen aus Russland bringen Grünen-Politiker ein Aufnahmeprogramm für Menschen ins Gespräch, die vor der Teilmobilmachung flüchten wollen. Der Europaabgeordnete Erik Marquardt schrieb, es brauche sichere Fluchtwege für die Reservisten, die jetzt zur Armee eingezogen werden sollen.

Marquardts Überlegungen stoßen bei Twitter aber auch auf Skepsis. Man würde dann in großen Teilen „Leute aufnehmen, die bisher die Gräueltaten des russischen Staates unterstützt oder toleriert haben“, heißt es in den Kommentaren.

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Unterstützung bekommt Marquardt von der Grünen-Politikerin Hanna Neumann. Sie schreibt: „Männer, die vor der russischen #Mobilmachung fliehen können, können nicht auf Ukrainer*innen schießen.“ Deutschland solle also Deserteure aufnehmen.

Ähnlich äußerte sich auch FDP-Parlamentsgeschäftsführer Johannes Vogel im „Spiegel“. „Wir Europäer sollten russischen Regimegegnern ebenso wie unschuldigen Deserteuren jetzt schnell Asyl gewähren“, so Vogel.

Teilmobilmachung: Russen googeln Fluchtwege nach Rede von Wladimir Putin

Nicht nur auf Google zeigte sich am Mittwoch das gesteigerte Interesse der russischen Bürgerinnen und Bürger an einer Ausreise. Die Website der russischen Eisenbahn brach aufgrund zahlreicher Anfragen zusammen, Flugtickets von Moskau nach Istanbul oder in die armenische Hauptstadt Jerewan waren binnen weniger Minuten ausgebucht.

Zugleich sind die Flugpreise dramatisch angestiegen. Für Donnerstag kosteten Flüge von Moskau nach Belgrad teilweise fast 9000 Euro, auch diese waren binnen weniger Stunden ausgebucht. Derzeit liegen die Flugpreise etwa dreimal über dem eh schon hohen Niveau der vergangenen Monate.

Die Osteuropa-Expertin Gwendolyn Sasse glaubt, dass sich der Ausreise-Trend fortsetzen werden. Im ZDF-„Morgenmagazin“ sagte sie am Donnerstagmorgen, vor allem jüngere Männer, dürften ihre Haltung nach Ankündigung der Teilmobilmachung im Krieg gegen die Ukraine ändern und versuchen, das Land zu verlassen.

Finnisches Außenministerium widerspricht Staumeldung von russischer Grenze

Für Verwirrung sorgten Meldungen zur Lage an der finnisch-russischen Grenze. Nachdem Videos in den sozialen Netzwerken kursiert waren, die von einem 35 Kilometer langen Stau an der Grenzkontrolle sprachen, sah sich das finnische Außenministerium zu einem Statement gezwungen.

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An der finnisch-russischen Grenze bildet sich am Mittwoch ein langer Stau.

Ville Cantell, Sprecher des finnischen Außenministeriums, schrieb kurz nach Bekanntwerden der Videos auf Twitter: „Die Situation an der finnischen Grenze ist ruhig, die Schlange entspricht dem üblichen Tagesverkehr.“

Am Mittwochabend hätte sie eine Lange von etwa 250 Metern gehabt. Experten mahnten aber, man solle abwarten, ob die Tagestouristen, die normalerweise über die Grenze fahren würden, auch wieder den Rückweg antreten würden.

An der Grenzstation angebrachte Kameras zeigten volle Straßen von der russischen Seite aus, die Website mit den finnischen Kameras war aufgrund hoher Zugriffszahlen zwischenzeitlich für mehrere Stunden nicht erreichbar. Die finnische Grenzkontrollbehörde teilte mit: „Die Situation hat sich durch die Teilmobilmachung nicht geändert. Die Videos in den sozialen Medien sind aus dem Kontext gerissen. Wir bleiben wachsam.“

Teilmobilmachung: Russische Bürger suchen Ausreisemöglichkeiten

Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern lässt Finnland russische Staatsbürger mit einem gültigen Visum noch ins Land, nach Serbien können russische Staatsbürger auch ohne weitere Bedingungen einreisen und dort sogar Unternehmen gründen.

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Der Flugverkehr aus Russland ist seit Beginn des Ukraine-Kriegs enorm eingeschränkt, der Luftraum vieler europäischer Staaten wurde für russische Flugzeuge gesperrt. (shh, cme)

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