Russen fehlt „Bereitschaft“ für KriegGeheimbericht über Putins Probleme veröffentlicht – und sofort wieder gelöscht

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Kremlchef Wladimir Putin

Kremlchef Wladimir Putin

Ein internes Dokument enthält Informationen zu Russlands Rekrutierungswelle im vergangenen Herbst – und den damit verbundenen Problemen.

Russlands Militär hat Recherchen von Investigativjournalisten zufolge versehentlich einen Text über Probleme bei der Mobilmachung für den Krieg gegen die Ukraine veröffentlicht – und kurz darauf wieder gelöscht. Das bekannte russische Portal „The Insider“ veröffentlichte den Link zu einem Eintrag im Web-Archiv, wo der Text noch einsehbar ist.

Russland: Dokument enthüllt Probleme bei Wladimir Putins Mobilisierung

In dem Dokument, das demnach kurzzeitig in einer Online-Zeitschrift des russischen Verteidigungsministeriums abzurufen war, benannte der russische Mobilisierungsbeauftragte Jewgeni Burdinski mit Blick auf die von Russlands Präsident Wladimir Putin angeordnete Rekrutierungswelle im vergangenen Herbst zwei Hauptprobleme: „die fehlende Bereitschaft eines Teils der Gesellschaft zur Erfüllung der militärischen Pflichten“ sowie „die Bereitstellung von militärischer Ausrüstung und die Unterbringung des Personals“.

Die russischen Behörden hätten demnach in einer Datenbank 31,6 Millionen Menschen erfasst, 2,9 Millionen davon seien im wehrpflichtigen Alter. Auch Handynummern und E-Mail-Adresse potenziell wehrpflichtiger Behörden seien von den Einberufungsämtern gesammelt worden, heißt es in dem Bericht.

Russland plant offenbar Razzien bei unwilligen Wehrpflichtigen

Es seien zudem für das Jahr 2023 „organisierte Razzien bei Wehrpflichtigen“ geplant, vermutlich um die Betroffenen für den Militärdienst einzuziehen. Außerdem habe ein „Reservefonds“ der russischen Regierung um Kremlchef Wladimir Putin rund fünf Milliarden Rubel (rund 57 Mio. Euro) zur „Stimulierung“ und Verbesserung der Einberufungsprozesse bereitgestellt, heißt es weiter in der Analyse von „The Insider“. 

An anderer Stelle im Dokument macht Burdinski den „Druck durch Internet-Blogger“ für die Weigerung vieler Russen, in den Krieg zu ziehen, verantwortlich. Wer damit konkret gemeint ist, bleibt allerdings unklar. Einige russische Blogger melden sich seit Kriegsbeginn immer wieder mit Kritik am Kurs des Kremls zu Wort.

Russlands Krieg gegen die Ukraine: Kritik an Kremlchef Wladimir Putin wird lauter

Igor Girkin – genannt Strelkow – gehört zu den prominentesten Stimmen und hatte sowohl das Vorgehen in Bachmut, als auch die grundsätzliche Kriegsstrategie des Kremls mehrfach kritisiert. Auch der Chef der Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, übt immer wieder scharfe Kritik an den russischen Streitkräften, die in Russland durchaus Gehör findet. Ein „Blogger“ ist Prigoschin allerdings nicht. Moskau äußerte sich nicht zu der vermeintlichen Veröffentlichungspanne.

Kremlchef Wladimir Putin hatte im vergangenen September die Mobilmachung von rund 300.000 Reservisten angeordnet und damit eine regelrechte Panik in Russland ausgelöst. Hunderttausende Russen flohen damals ins Ausland. Entgegen anderslautender Aussagen aus dem Kreml befürchten viele Menschen aktuell, dass eine weitere Einberufungswelle geplant sein könnte. (mit dpa)

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