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Nebeneinkünfte und Parteigründungspläne„Ich bin stinksauer“ – Linken-Chef mit harter Kritik an Topverdienerin Wagenknecht

Lesezeit 3 Minuten
Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht gehört zu den Topverdienern im Bundestag. Ihre Pläne über eine mögliche Parteineugründung sorgen für scharfe Kritik. (Archivbild)

Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht gehört zu den Topverdienern im Bundestag. Ihre Pläne über eine mögliche Parteineugründung sorgen für scharfe Kritik. (Archivbild)

Während die Nebeneinkünfte Wagenknechts bekannt werden, gibt es weiterhin scharfe Kritik aus der eigenen Partei an der Linken-Politikerin.

Die Nebeneinkünfte der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht haben zwischen 2021 und 2023 792.961,43 Euro betragen, das geht aus einer Veröffentlichung auf dem Abgeordnetenprofil Wagenknechts hervor. Die Linken-Politikerin steht derweil weiterhin wegen einer möglichen Parteineugründung in der Kritik.

Auf Anfrage des „Spiegel“ teilte Wagenknechts Büro nun mit, die Einkünfte gingen vor allem auf Wagenknechts umstrittenes Buch „Die Selbstgerechten“ zurück. Den größten Posten in der Auflistung nimmt tatsächlich der Campus-Verlag mit einem Honorar in Höhe von 720.868,99 Euro ein.

Sahra Wagenknecht meldet Nebeneinkünfte in Höhe von 792.961,43 Euro

Im Vergleich zu Buchveröffentlichungen anderer Bundestagsabgeordneter fällt das Honorar für Wagenknecht dem „Spiegel“ zufolge außergewöhnlich hoch aus. So habe Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für sein 2022 veröffentlichtes Buch „Bevor es zu spät ist“ 10.700 Euro erhalten. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nannte für ihr 2021 veröffentlichtes Buch „Jetzt“ ein Honorar zwischen 15.000 und 30.000 Euro.

Gegenüber dem „Spiegel“ erklärte Wagenknechts Büro das hohe Honorar mit guten Buchverkäufen, der Titel habe wochenlang auf der Bestsellerliste gestanden. In der vergangenen Legislaturperiode hatte Wagenknecht lediglich 56.500 Euro aus Nebeneinkünften angegeben. Nun durfte Wagenknecht zu den Top-Verdienern im Bundestag zählen, auch wenn die Nebeneinkünfte mancher Parlamentarier noch nicht veröffentlicht wurden.

Das Abgeordnetengesetz erlaubt es Parlamentariern explizit, neben dem Mandat weitere Tätigkeiten und Funktionen auszuüben und sich dafür auch bezahlen zu lassen.

Sahra Wagenknecht hält sich Parteineugründung offen – Parteichef: „Ich bin wirklich stinksauer“

Während die Nebeneinkünfte der Politikerin von Parteikollegen bisher nicht kommentiert wurden, gibt es weiterhin scharfe Kritik an Wagenknecht aus der eigenen Partei, da die Linken-Politikerin sich offen hält, eine eigene Partei zu gründen. Für die Linke will sie in Zukunft nicht mehr kandidieren. „Ich muss sagen, ich bin wirklich stinksauer über diese fortgesetzten Ankündigungen über eine Parteineugründung“, erklärte Linken-Parteichef Martin Schirdewan am Montag.

„Das muss sofort beendet werden“, forderte er. „Wagenknecht muss jetzt für Klarheit sorgen.“ Es gehe nicht, dass Ressourcen der Partei für „Planspiele zur Gründung einer Konkurrenzpartei“ genutzt werden. Wagenknecht müsse sich nun von dieser Idee distanzieren, „sonst muss sie die entsprechenden Konsequenzen ziehen“, erklärte Schirdewan.

Gregor Gysi kritisiert Sahra Wagenknecht: „Ich weiß nicht, ob das unsere Gesellschaft braucht“

Die Nachfrage, ob die Parteispitze ein Parteiausschlussverfahren gegen Wagenknecht in Betracht zieht, beantwortet der Linken-Chef unterdessen nicht, nannte Wagenknechts Verhalten jedoch „parteischädigend“ – was Anlass für ein Ausschlussverfahren sein kann.

Zuvor hatte der ehemalige Parteichef der Linken, Bernd Riexinger, beim Portal „The Pioneer“ über mögliche Konsequenzen für Wagenknecht spekuliert. „Sobald es konkrete Schritte zu einer Neugründung gibt, darf es für sie keinen Platz mehr in der Partei und Fraktion geben“, so Riexinger. Wagenknecht hatte zuvor im ZDF erklärt, sie wolle bis zum Jahresende über eine mögliche Parteineugründung entscheiden.

Auch Linken-Urgestein Gregor Gysi äußerte sich zu seiner umstrittenen Parteikollegin, die zuletzt vor allem mit ihrer „Friedensbewegung“ in Erscheinung getreten war. „Erstens bin ich dagegen, dass sie eine Partei gründet“, erklärte Gysi im Gespräch mit dem ZDF. „Diese beiden Parteien würden natürlich ordentlich aufeinander losgehen, und ich weiß nicht, ob das unsere Gesellschaft braucht“, führte er aus.

„Zweitens, wenn jetzt gesagt wird: Nach Umfragen wird Sahra Wagenknechts Partei hoch hinausgehen – da glaube ich nicht dran“, erklärte Gysi zudem. Wagenknecht hat sich bisher nicht zu der jüngsten Kritik aus ihrer Partei geäußert.

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