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SatellitenbilderRussen verstecken zerstörtes Theater von Mariupol hinter Sichtschutz

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Das Theater von Mariupol auf einer Luftaufnahme vom 30. November 2022

Das Theater von Mariupol auf einer Luftaufnahme vom 30. November 2022

Mariupol wurde von der russischen Armee in weiten Teilen zerstört, die Bevölkerung durchlebte eine humanitäre Katastrophe. Neue Satellitenbilder zeigen nun Veränderungen.

Der Kampf um die Stadt Mariupol dominierte im Frühjahr 2022 die Schlagzeilen der internationalen Presse. Die Stadt mit ehemals 440.000 Einwohnern am Asowschen Meer wurde direkt zu Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine zum Ziel der russischen Streitkräfte – aufgrund ihrer strategisch wichtigen Lage als Verbindung zwischen Russland und der annektierten Krim. Seit Mai 2022 ist Mariupol russisch besetzt.

Anfang März war Mariupol vollständig von russischen Truppen umschlossen, die Lage für die ukrainischen Verteidiger wurde immer aussichtsloser. Zivilisten harrten in Luftschutzräumen aus, und auch der Luftschutzbunker unter dem Theater der Stadt wurde zum Unterschlupf für Hunderte Menschen. Um Angriffe aus der Luft abzuwenden, schrieben die Einwohner das Wort „Kinder“ in großen Buchstaben in kyrillischer Schrift auf den Vorplatz und hinter das Gebäude.

Theater von Mariupol wird bei russischem Angriff zerstört

Genützt hat dies nichts, denn am 16. März wurde das Theater zerstört. Wie viele Menschen dabei starben, ist nicht klar. Die Angaben reichen bis zu mehreren Hundert Toten. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wertet den Angriff auf das Theater als absichtlich, denn auch den russischen Befehlshabern sei bekannt gewesen, dass es sich nicht um ein militärisches Ziel handelte. 

Unter dem Asow-Stahlwerk verschanzten sich wochenlang die letzten ukrainischen Soldaten, bevor sich auch sie am 20. Mai ergaben und die gesamte Stadt in russischer Hand war. Offiziellen Angaben zufolge wurden 90 Prozent der Gebäude der Stadt durch die Kämpfe beschädigt. Dies ist auf Satellitenbildern des Unternehmens Maxar deutlich zu sehen. Neu ist aber eine Gegenüberstellung des Zustands vom März mit neuen Aufnahmen vom Ende November. 

Hier ist zu sehen, dass die russischen Besatzer in wenigen Monaten einiges verändert haben. So wurden Ruinen von zerstörten Wohnblocks abgetragen. Es entstanden neue Gebäude, die auf eine militärische Nutzung hinweisen. Am Einkaufszentrum werden Baumaterialien in größerem Maßstab gelagert.

Das Theater, das neben dem Asow-Stahlwerk zum Symbol des Untergangs der Stadt wurde, ist inzwischen von einem hohen Zaun umgeben. Es handelt sich ganz offenbar um einen hohen Sichtschutz, um den Blick auf die Ruine zu verhindern.

Der Wiederaufbau, sofern er denn geplant ist, hat hier ganz offensichtlich noch nicht begonnen. Bis dahin soll das zerstörte Kulturgebäude wohl vor den Blicken der Öffentlichkeit verborgen werden. In einem russischen Medienbericht ist der Sichtschutz ebenfalls zu erkennen. Auf die Plane sind Porträts von russischen Dichtern und Schriftstellern aufgedruckt. 

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