Nun kritisiert der Top-Ökonom Marcel Fratzscher den Kanzler – und warnt vor erheblichen wirtschaftlichen Folgen.
Merz-ÄußerungÖkonom warnt vor wirtschaftlichem Schaden wegen „Stadtbild“-Debatte

Friedrich Merz bei einer Pressekonferenz (Archivfoto).
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Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat vor den wirtschaftlichen Folgen der wiederholten Aussagen von Kanzler Friedrich Merz (CDU) zu Migration im „Stadtbild“ gewarnt. „Seine jüngsten Äußerungen verschärfen die gesellschaftliche Polarisierung und richten einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden an“, sagte Fratzscher dem „Handelsblatt“ vom Mittwoch.
Denn Deutschlands wirtschaftlicher Wohlstand und viele gute Arbeitsplätze hingen davon ab, ob die Bundesrepublik wieder attraktiver für die Zuwanderung vor allem hoch qualifizierter Menschen werde.
DIW-Chef: Merz schwächt mit „Stadtbild“-Äußerung die Willkommenskultur
„Die Botschaft des Bundeskanzlers schwächt die Willkommenskultur Deutschlands und wird den Fachkräftemangel in Deutschland in den kommenden Jahren verschärfen“, betonte Fratzscher.
Der Kanzler scheine ein Problem darin zu sehen, dass die Bundesrepublik ein Einwanderungsland ist und das Stadtbild daher natürlich von Menschen mit Migrationsgeschichte geprägt ist.

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).
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Mit seinen Äußerungen zur Auswirkung von Migration auf das „Stadtbild“ hatte Merz sich den Vorwurf von Diskriminierung und Rassismus eingehandelt. Ungeachtet der Kritik legte der Kanzler am Montag noch einmal nach: „Ich habe gar nichts zurückzunehmen“, sagte er. „Im Gegenteil, ich unterstreiche es noch einmal: Wir müssen daran etwas ändern und der Bundesinnenminister ist dabei, daran etwas zu ändern und wir werden diese Politik fortsetzen.“
Kritik auch von Carolin Kebekus und Günter Wallraff
Auch viele Prominente meldeten sich inzwischen zu der Stadtbild-Debatte zu Wort – darunter auch die Kölner Komikerin Carolin Kebekus und der Kölner Journalist Günter Wallraff.
Aus der SPD kommt der Vorwurf, damit sozialen Unfrieden zu stiften. Linke und Grüne hielten dem CDU-Chef Rassismus und AfD-Rhetorik vor. In der eigenen Partei erhielt Merz viel Zustimmung, es gibt aber auch kritische Stimmen und den Wunsch nach Klarstellung. Am Abend machten vor der CDU-Zentrale in Berlin Tausende Menschen ihren Unmut gegen Merz Luft. (afp/jv)