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Furchtbare Videos aus SuwaidaBarbarische Gewalt in Syrien fordert fast 1.000 Tote – Laschet spricht von „Massaker“

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Armin Laschet (CDU) spricht zu Medienvertretern in Damaskus. Der CDU-Politiker war im März zu einem überraschenden Besuch in Syrien. (Archivbild)

Armin Laschet (CDU) spricht zu Medienvertretern in Damaskus. Der CDU-Politiker war im März zu einem überraschenden Besuch in Syrien. (Archivbild)

Beobachtungsstellen berichteten von grausamen Zuständen in der Provinz Suwaida. Menschenrechtsaktivisten warnen vor einem Genozid.

Bei den blutigen Unruhen im Süden Syriens sind nach Angaben von Aktivisten fast 1.000 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Toten sei inzwischen auf 940 gestiegen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die Organisation mit Sitz in Großbritannien, die sich auf ein Netz von Informanten vor Ort stützt, zählte mindestens 406 Tote in der Provinz Suwaida, darunter 80 Zivilisten. Überprüfen lassen sich die Zahlen nicht, die Angaben der Beobachtungsstelle gelten aber als in der Regel verlässlich.

Fast 1.000 Tote in Syrien – Berichte über Hinrichtungen

Dem Bericht zufolge wurden bei den Kämpfen 330 Sicherheitskräfte der Übergangsregierung getötet. Diese wiederum hätten 182 Menschen hingerichtet, darunter 26 Frauen und sechs Kinder. Die Beobachtungsstelle berichtete von grausamen Zuständen in der Provinz. Auch in den sozialen Netzwerken kursierende Videoaufnahmen deuten auf Hinrichtungen und Gräueltaten hin.

So veröffentlichte etwa der Sprecher der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl, Tareq Alaows, ein Video, auf dem den Angaben zufolge syrische Regierungstruppen mehrere Drusen dazu zwingen, von einem Balkon – und damit in den Tod – zu springen. Als die Männer sich zunächst weigern, eröffnen die im Video sichtbaren uniformierten Soldaten das Feuer.

„In Syrien geschieht ein Völkermord gegen die drusische Gemeinschaft“

„Man muss das Kind beim Namen nennen: In Syrien geschieht ein Völkermord – gegen die drusische Gemeinschaft“, schrieb Alaows dazu. „Dschihadisten, unterstützt vom neuen Jolani-Regime, marschieren in Suwaida ein“, berichtete Alaows weiter. „Sie töten Kinder, Ältere, Frauen und Männer.“

„Barbarisch“, nannte auch die Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal die Szenen aus Syrien. „Wo sind die Sondersendungen, Demonstrationen und der Aufschrei hier in Deutschland zur Lage in Syrien?“, fügte sie an. Trotz Verkündung einer Waffenruhe kam es auch am Samstag zu neuen Kämpfen in der gleichnamigen Provinzhauptstadt Suwaida.

Armin Laschet: Israel und EU müssen Morden in Syrien stoppen

Mit Armin Laschet (CDU) reagierte am Samstagnachmittag unterdessen der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags auf die Berichte – und das von Alaows und Tekkel verbreitete Video. Als er zusammen mit der ehemaligen Außenministerin Annalena Baerbock vor wenigen Monaten nach Syrien gereist sei, habe er auch den syrischen Präsidenten Al-Sharaa getroffen, erklärte Laschet.

„Er versprach die Minderheiten im multiethnischen Syrien zu schützen, Christen, Alawiten, Kurden und Drusen“, schrieb Laschet bei X. Dies sei Bedingung für die Aufhebung von Sanktionen gegen Syrien gewesen, bekräftigte der CDU-Politiker. „Die Massaker der letzten Tage an Drusen sind inakzeptabel“, fügte Laschet an und forderte: „Nicht nur Israel, sondern auch die Europäische Union muss das Morden stoppen.“

Auch Nachbarland in den Konflikt verwickelt

Die neue Gewalt im Süden Syriens war vor knapp einer Woche ausgebrochen. Es kam zu tödlichen Zusammenstößen zwischen drusischen Milizen und sunnitisch-muslimischen Beduinenstämmen. Truppen der syrischen Übergangsregierung griffen ein. Als Reaktion bombardierte Israel zur Unterstützung der Drusen Regierungsgebäude in Damaskus und Konvois der syrischen Regierungsarmee auf dem Weg nach Suwaida.

Die Drusen sind eine religiöse Minderheit und leben in Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien. Nach dem Sturz der Assad-Herrschaft im Dezember 2024 und Jahren des Bürgerkriegs bleibt die Lage im ethnisch und religiös vielfältigen Syrien weiterhin fragil. (das/dpa)