Der frühere Bischof Tebartz-van Elst betont die Bedeutung eines diplomatischen Papstes und erwartet eine baldige Wahlentscheidung.
Tebartz-van Elst„Ich tippe, dass wir spätestens Freitag einen Papst haben“

Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan zu Beginn des Konklaves
Copyright: Uncredited/Vatican Media/AP/dpa
Franz-Peter Tebartz-van Elst, früherer Bischof von Limburg, arbeitet im Vatikan in der Behörde für Glaubensverkündung. Mit Lucas Wiegelmann spricht er darüber, was er sich vom neuen Papst erhofft.
Herr Bischof, die ganze Welt schaut gerade auf das Konklave. Wie verfolgen Sie das Geschehen?
Ich wohne ja nicht weit weg. Unter normalen Umständen, wenn die Stadt nicht ganz so voll ist wie derzeit, brauche ich vielleicht zehn Minuten zum Vatikan. Und natürlich ist die Papstwahl allgegenwärtig. Wenn ich morgens ins Büro gehe, laufe ich an den riesigen Tribünen vorbei, die hier für all die Journalisten aufgebaut wurden, es ist selbst für Rom eine wirklich ganz außergewöhnliche Stimmung. Aber die Nachrichten selbst verfolge ich so, wie wahrscheinlich die meisten, im Fernsehen und über die Online-Portale.
Wenn Sie wetten müssten: Wie lange wird es noch dauern?
Dass der erste Wahlgang nicht erfolgreich sein würde, damit hatte jeder gerechnet. Die Kardinäle mussten sich ja auch erst einmal kennenlernen, damit haben sie im Vorkonklave schon angefangen. Aber jetzt gehe ich schon davon aus, dass es schnell geht. Ich würde tippen, dass wir spätestens am Freitag einen neuen Papst haben werden.
Wie sollte der sein? Welches Profil wünschen Sie sich?
Ich habe in diesen Tagen in einem Zeitungsartikel gelesen, der neue Papst müsse zum Beispiel mehrere Sprachen sprechen können. Das halte ich in der Tat für nicht ganz abwegig. Er muss Brücken bauen und dabei auch diplomatisch agieren können, gerade in diesen bewegten politischen Zeiten. Und er muss neben der persönlichen Nähe, die er den Menschen zeigt, gerade den Armen und Ausgeschlossenen, auch die Inhalte des Glaubens zur Sprache bringen.
Progressiv oder konservativ?
Die Kardinäle haben immer wieder gesagt, dass diese Unterscheidung nur eine künstliche ist. Solche Rollenzuschreibungen spielen für sie keine Rolle. Der Papst muss mit allen Seiten reden können, eine gute Balance von Nähe und Distanz haben. Egal, wo er vielleicht persönlich theologisch oder kirchenpolitisch verortet ist.
Was bedeutet die Zeit ohne Papst für Sie als Vatikanmitarbeiter?
Mit dem Tod eines Papstes hören alle Verantwortlichkeiten im Vatikan erst einmal auf, mit Ausnahme des Camerlengo, der die Papstwahl zu organisieren hat. Der neue Papst muss dann alle Anstellungsverhältnisse erst einmal wieder neu in Kraft setzen. Insofern arbeiten die Behörden jetzt alle sozusagen unter Vorbehalt weiter. Wir tun unseren Dienst in der Erwartung, dass der nächste Papst uns auch wieder entsprechend beauftragen wird.