KommentarWarum die Segnung für Homosexuelle Hoffnung macht

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20.09.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Pastoralreferent Manfred Becker-Irrnen während seiner Predigt beim Gottesdienst "Segen für alle" am Kölner Dom. Mehrere Hundert Menschen haben einen Segnungsgottesdienst auch für gleichgeschlechtliche Paare vor dem Kölner Dom gefeiert. Foto: Sascha Thelen/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Mehrere Hundert Menschen haben im September 2023 einen Segnungsgottesdienst auch für gleichgeschlechtliche Paare vor dem Kölner Dom gefeiert. Foto: Sascha Thelen/dpa

Überraschend gab der Papst die Erlaubnis zur Segung gleichgeschlechtlicher Paare. An der Sexualmoral ändert das nichts, aber dennoch öffnet sich die Kirche - einen kleinen Spalt.

Die Nachricht aus dem Vatikan schneite wie ein Wunder in die Vorweihnachtszeit: Die katholische Kirche lässt die Segnung homosexueller Paare zu. Auf einmal. Nachdem der Vatikan noch 2021 eine Segnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen ausgeschlossen hatte, gab Papst Franziskus nun seine Zustimmung. Eine große Wende ist das allerdings noch nicht.

Denn die Erklärung „Fiducia supplicans“ (Das fliehende Vertrauen) zieht eine strikte Linie zwischen dem Sakrament der Ehe und einer Segnung Liebender. Die künftig erlaubte Zeremonie lässt keine Parallelen zu einer kirchlichen Eheschließung zu – kein Brautkleid, kein Ringtausch, keine Segnung während eines Gottesdienstes oder in Verbindung mit einer standesamtlichen Feier. Der katholische Segen darf gleichgeschlechtlichen Liebenden erteilt werden, eine sexuelle Beziehung ist damit aber nicht gemeint. Laut Kirchenlehre bleibt diese nur in der Ehe zwischen Mann und Frau erlaubt. Damit ist ein klarer Rahmen gesetzt.

Mit der Erklärung aus dem Vatikan können sich die deutschen Bischöfe in ihren Reformbemühungen bestätigt sehen. Kardinal Woelki schweigt erstmal dazu.

In Fragen der Sexualmoral hat sich der Vatikan also nicht bewegt. Dennoch bedeutet die überraschende Erklärung zur Segnung Homosexueller eine Öffnung, die gestern zu Recht sehr viel positives Echo fand.  Sie ermöglicht nicht nur gläubigen Menschen, die sich lieben, einen wichtigen Schritt, sondern signalisiert auch die grundsätzliche Bereitschaft der Kirche, jeder Art von Beziehung einen Segen zu geben. Das hat eine große Bedeutung für gleichgeschlechtliche Paare. Ob damit auch geschiedene und wiederverheiratete Gläubige auf einen kirchlichen Segen hoffen können, lässt das Dokument offen.

Mit der gestrigen Erklärung aus dem Vatikan können sich die deutschen Bischöfe in ihren Reformbemühungen bestätigt sehen, zumal sie zuletzt nicht gerade motivierende Signale aus Rom bekommen haben. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, lobte geradezu euphorisch, dass „nun dieser Schatz für die Vielfalt von Lebensmodellen gehoben wird“.  Hier tut sich sich ein Spalt auf, der Hoffnung machen kann. Ob der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki dies allerdings auch so sieht, ist fraglich. Er kommentierte die Erklärung aus Rom gestern nicht.

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