Wegen CoronaKitaverbot wegen Schnupfen – Eltern laufen Sturm gegen Regelung

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- Die Eltern laufen Sturm gegen eine Regelung, wonach leicht erkrankte Kinder wegen Corona nicht in die Kita dürfen.
- Die SPD schlägt eine Erhöhung der Kinderkrankheitstage vor.
Düsseldorf – Eltern in Nordrhein-Westfalen kritisieren, dass sie ihre Kinder wegen der Corona-Pandemie bereits bei leichtem Schnupfen, Husten oder Hautausschlag vorsorglich für mindestens zwei Tage aus den Kindertageseinrichtungen nehmen müssen. „Die Vorgaben zum Umgang mit Kindern, die Krankheitssymptome aufweisen, machen es derzeit sehr schwer bis unmöglich, dass Kinder regelmäßig in die Kitas gehen können“, sagte Milva Reehuis, die Mutter von drei Kindern ist und wegen der Regelung einen vierseitigen Brandbrief an NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) geschrieben hat. „Dabei bekommen die Kinder gerade jetzt nach den langen Wochen des Lockdown s im Kontakt mit den anderen Kindern die typischen Kinderkrankheiten“ sagte Reehuis.
Reaktion auf Kritik
Das NRW-Familienministerium hat bereits auf die wachsende Kritik der Eltern reagiert und am Freitag eine Handreichung in der sogenannten Neuregelung zur Wiederaufnahme von Kindern nach einer Erkrankung mit Symptomen von Covid-19 geändert. Demnach müssen Eltern vorläufig kein ärztliches Attest mehr vorlegen, damit ihr Kind nach einem Verdachtsfall wieder betreut werden kann. Stattdessen müssen die Eltern schriftlich bestätigen, dass die Kinder seit 48 Stunden symptomfrei sind. Allerdings kann die Leitung der Einrichtung bei begründeten Zweifeln von den Eltern verlangen, das Kind doch noch vom Kinderarzt untersuchen zu lassen.
Eltern und Träger begrüßen zwar die Änderung des Familienministeriums, halten sie aber für unzureichend. „Das ist zwar ein Entgegenkommen, ändert letztlich aber nicht viel an dem Problem“, sagte Reehuis. Dennis Mae lzer, familienpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion in NRW, kann die Vorsicht der Kita-Leitungen und Eltern nachvollziehen. „In diesen Zeiten müssen sie besonders sensibilisiert sein. Umso wichtiger ist es, dass es hier pragmatische Lösungen für Familien gibt. Minister Stamp hatte inzwischen angekündigt, hier tätig zu werden“, sagte Maelzer unserer Redaktion. „Als Alternative bleibt ansonsten, die Anzahl an Kinderkrankheitstagen anzupassen. In jedem Fall muss sich Stamp für eine Veränderung im Sinne der Familien stark machen. Generell gilt aber auch hier: Eine durchdachte Teststrategie schafft Klarheit und gibt Sicherheit“, betonte Maelzer.
Blick mit Sorge auf den Herbst
Auch Edwin Ackermann vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte blickt mit Sorge auf den Herbst. „Spätestens nach den Sommerferien brauchen wir für die Kitas andere Lösungen, wenn die Erkältungssaison losgeht“, sagte der Mediziner. „Es steht auch zu befürchten, dass Eltern die beide n Tage, die ihr Kind zuhause bleiben muss, abkürzen wollen, indem sie in die Praxen kommen für eine Untersuchung“, sagte Ackermann.
Lisa Hinrichsen, Leiterin der Kita St.-Peter-Allee in Kempen, plädiert auch für eine Erhöhung der Kinderkrankheitstage. „Die zehn Tage, die sich jeder Elternteil für die Betreuung seines kranken Kindes im Jahr freinehmen darf, sind wegen der Corona-Krise aufgebraucht Daher muss die Zahl der Betreuungstage aufgestockt werden“, sagt sie.
In einem Brief an Beschäftige einer Kindertageseinrichtung in Krefeld vom 26. Juni 2020, bekräftigte er noch einmal, dass der Schritt in den eingeschränkten Regelbetrieb der Kitas richtig gewesen sei, auch wenn die Rahmenbedingungen nicht einfach wären.