Ein Durchbruch in der Medizin: Multiple Sklerose lässt sich offenbar lange vor Krankheitsbeginn im Blut erkennen.
Erfolg für Millionen BetroffeneBluttest kann Multiple Sklerose Jahre vor Ausbruch der Krankheit erkennen

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Ein Forschungsteam der MedUni Wien hat einen Bluttest entwickelt, der das Risiko für Multiple Sklerose (MS) bereits Jahre vor Ausbruch der Krankheit anzeigen kann. Der Test soll dabei spezifische Autoantikörper messen, die gegen ein bestimmtes Protein des Epstein-Barr-Virus (EBV) gerichtet sind – dem sogenannten EBNA-1.
Dieses Virus steht schon länger im Verdacht, eine zentrale Rolle bei der Entstehung von MS zu spielen. Nahezu alle MS-Patienten haben eine EBV-Infektion durchgemacht. Durch die wiederholte Messung dieser Antikörperspiegel könne ein deutlich erhöhtes Risiko für eine spätere MS-Diagnose erkannt werden.
Früherkennung: Antikörper als Warnsignal für MS
In der Studie analysierte das Team um Dr. Hannes Vietzen Blutproben von über 700 Menschen mit MS-Diagnose sowie rund 5400 gesunden Kontrollpersonen. Das Ergebnis: Die charakteristischen Antikörper waren im Blut von MS-Betroffenen deutlich häufiger und schon Jahre vor den ersten Symptomen nachweisbar – im Schnitt 5,4 Jahre vor Ausbruch.

Eine Blutprobe zur Untersuchung auf Mononukleose und das Epstein-Barr-Virus (EBV) liegt in einem Labor auf weißem Hintergrund.
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„Unsere Untersuchungen zeigen, dass Personen, bei denen diese Antikörper an mindestens zwei Messzeitpunkten nachweisbar sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Folgejahren eine MS entwickeln“, erklärt Studienautor Dr. Vietzen.
Neuer Hoffnungsträger für Millionen Betroffene
Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, die weltweit rund 2,8 Millionen Menschen betrifft. Die Krankheit führt zu Entzündungen und neurologischen Ausfällen. Eine frühe Diagnose war bislang kaum möglich, da typische Veränderungen erst spät im MRT sichtbar werden.
Mit dem neuen Test könnten künftig Risikopersonen frühzeitig identifiziert und engmaschig überwacht werden – etwa Menschen, die nach einer EBV-Infektion an Pfeifferschem Drüsenfieber litten. „So wäre es möglich, diese Personen so früh zu behandeln, dass der Ausbruch der MS verzögert oder vielleicht sogar verhindert werden kann“, sagt Co-Studienleiter Prof. Paulus Rommer.
Bevor der Bluttest in der klinischen Praxis eingesetzt werden kann, seien laut den Forschenden noch größere, prospektive Studien nötig. Doch die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung geben Anlass zu großer Hoffnung – für Wissenschaft wie auch für Millionen Betroffene weltweit.