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Experten warnenHitze - Gefahr für die Psyche: Das sollten Sie wissen

Lesezeit 2 Minuten
Hitze belastet nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche.

Hitze belastet nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche.

Sehr hohe Temperaturen bedeuten für Menschen mit psychischen Erkrankungen auch ein erhöhtes Risiko für eine Verschlechterung. Wie man vorbeugen kann.

„Extreme Hitze ist nicht nur eine körperliche Belastung, sondern auch ein ernstzunehmendes Risiko für die psychische Gesundheit. Sie verstärkt Stress, Schlafstörungen und psychische Vorerkrankungen“, so Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK).

Die Zahl der aggressiven Zwischenfälle steigt, es kommt zu mehr Notaufnahmen in Akutpsychiatrien. Sogar die Zahl der Suizide steigt nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), wenn es heiß ist. 

„Menschen mit psychischen Erkrankungen sind besonders anfällig für gesundheitliche Hitzefolgen“, sagt Prof. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank, Präsidentin der DGPPN. „Gerade für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen ist es häufig schwierig, sich selbstständig und effektiv vor Hitze zu schützen; psychische Erkrankungen gehören zu den wichtigsten Risikofaktoren für hitzebedingte Todesfälle.“

Darauf sollten Betroffene und Angehörige achten

Die Bundespsychotherapeutenkammer hat spezifische Empfehlungen für den Hitzeschutz von psychisch Erkrankten herausgegeben:

  1. Im Schatten bleiben, ausreichend Wasser trinken und körperliche Anstrengung vermeiden.
  2. Da Alkohol- oder Drogenkonsum und intensiver Sport das Risiko zu dehydrieren und zu überhitzen erhöhen, sollte man beides an heißen Tagen möglichst meiden, so die BPtK. Wer auf intensiven Sport nicht verzichten möchte, sollte dies an kühleren und sonnengeschützten Orten tun und reichlich Wasser zu sich nehmen.
  3. Mit der Ärztin oder dem Arzt abklären, was an heißen Tagen hinsichtlich der Medikation beachtet werden sollte und ob eine Anpassung der Dosis nötig ist.
  4. Mit der Psychotherapeutin oder dem Psychotherapeuten besprechen, an wen man sich in psychischen Notlagen wenden kann.

Diese Punkte können auch für das Umfeld wichtig sein. „Es ist dringend erforderlich, psychisch Erkrankte vor den Folgen großer Hitze zu schützen, da sie dazu selbst aufgrund ihrer Erkrankung oft nicht ausreichend in der Lage sind“, so die Psychotherapeutenkammer Berlin. 

Kinder sind besonders empfindlich

Die Kammer weist darauf hin, dass Kinder und Jugendliche besonders empfindlich auf hohe Temperaturen reagieren, da ihr Körper noch nicht vollständig in der Lage ist, Hitze zu regulieren: Sie schwitzen weniger effektiv und dehydrieren schneller. Dadurch steige das Risiko für Hitzschläge und Kreislaufprobleme. Bestehende Erkrankungen können sich durch Hitze verschlechtern. 

Das gelte auch für die Regulation psychischer Zustände: „Unter Hitze verstärken sich psychische Belastungen bei Kindern. Reizbarkeit und Unruhe, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, Aggressivität nehmen zu. Auch bei Jugendlichen werden Probleme wie depressive Verstimmung, sozialer Rückzug, emotionale Verletzlichkeit oder impulsives Verhalten durch Hitze verstärkt.“

Ab wann ist Hitze gefährlich?

Wenn die gefühlte Temperatur tagsüber über 30 °C steigt und nachts nicht unter 20 °C fällt, kann Hitze zur Gefahr werden. Übermäßige Hitze kann zu ernsten körperlichen Reaktionen und einem psychischen Notfall führen, einem sogenannter „Hitzenotfall“. Dann ist sofortige Hilfe erforderlich. (dpa)