In Sachen LiebePassen Langschläfer und Frühaufsteher überhaupt zusammen?

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„Wenn ich ihn nicht wecken würde, könnte er bis 13 Uhr schlafen.“

  • Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
  • Im wöchentlichen Wechsel beantworten die erfahrenen Psychologen Damaris Sander und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex, Kindererziehung und alles, was Paaren begegnet.
  • In dieser Folge erklärt Damaris Sander, warum es in einer Partnerschaft wichtig ist, sein Gegenüber als eigenständiges Wesen mit Ecken und Kanten zu sehen – und nicht als perfekte Ergänzung seiner selbst.

Köln – Mein Partner und ich wohnen seit fünf Jahren zusammen. Wir sind beide berufstätig und sehen uns nur abends. Ich bin dann oft müde und gehe früh schlafen, während mein Partner bis Mitternacht vor dem Fernseher oder am PC sitzt. An den Wochenenden möchte ich mit ihm etwas unternehmen. Ich bin Frühaufsteher, und mein Partner möchte gerne ausschlafen. Wenn ich ihn nicht wecken würde, könnte er bis 13 Uhr schlafen. Wir streiten uns deswegen immer häufiger. (Viktor, 37)

Sie haben offenbar unterschiedliche Biorhythmen, und Sie unterstellen einander gegenseitig, dass der jeweils andere sich anpassen könnte, wenn er nur wollte; wenn es ihm also wichtig genug wäre. Dabei ist die innere Uhr nichts, was sich einfach umstellen ließe, und man sollte nicht eine solche Umstellung als Liebesbeweis fordern. Aus einer Eule wird einfach keine Lerche werden.

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Damaris Sander ist Psychologin.

Unterschiede erzeugen Enttäuschung aber auch erotische Spannung

Mein Rat: Hören Sie auf, sich deswegen zu streiten! Ja, es ist schade, dass Sie nicht das gleiche Timing haben und Ihnen dadurch ein Stück gemeinsamer Zeit entgeht. Aber was wollen Sie ändern? Betrauern sie es, aber akzeptieren Sie es auch. Dass Sie in letzter Zeit darüber häufiger in Streit geraten, könnte allerdings ein Ausdruck davon sein, dass Sie zu wenige Gemeinsamkeiten, zu wenig Verbindendes oder Nähe fühlen und den Ursprung davon beim jeweils anderen verorten.

„Hach, wenn sie oder er doch nur ein bisschen anders sein könnte – zum Beispiel so wie ich!“ Das hat wahrscheinlich jeder und jede in einer Partnerschaft schon einmal gedacht, wenn das Fremde am anderen mal wieder irritiert, trennt, stört. Er oder sie ist aber nicht wie Sie. Und das ist auch gut so. Unsere Unterschiedlichkeit führt zu Enttäuschung und Frustration, ist aber auch die Quelle von Spannung, Bewegung, Entwicklung und letztlich auch von erotischer Anziehung. Sie haben sich in die Eule verliebt, Ihr Partner sich in die Lerche.

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Die Unterschiedlichkeit anzuerkennen ist schmerzlich aber wichtig

Sie leben seit fünf Jahren zusammen, haben sich wahrscheinlich in dieser Zeit aufeinander eingestellt, sind eingespielt, eingetaktet. Nur diese Reiberei wegen des Biorhythmus bleibt ein Stein des Anstoßes. Seien Sie froh über diese Irritation, die Sie davor bewahrt, im anderen vor allem die perfekte Ergänzung Ihrer selbst zu sehen. Nehmen Sie das zum Anlass, einmal einen Schritt zurückzutreten und Ihr Gegenüber wieder verstärkt als das eigenständige Wesen mit Ecken und Kanten zu sehen, das er ist. Und ist es nicht so, dass es auch das Andersartige an ihm war, was Sie an Ihrem Partner angezogen hat?

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Den Abstand einzunehmen und die bisweilen schmerzliche Unterschiedlichkeit anzuerkennen öffnet den Weg dazu, das Gemeinsame und Verbindende wieder mehr zu fühlen und neu mit Leben füllen zu können. Vielleicht kennen Sie den Begriff der „Quality Time“. Er bezeichnet die Zeit, die man aktiv mit der Festigung sozialer Beziehung verbringt. Es ist nicht ausschließlich die Dauer der gemeinsam verbrachten Zeit, die einer Beziehung Intensität verleiht, sondern, dass wir mit dem ganzen Herzen dabei sind. Das geht auch zwischen 13 und 22 Uhr. Besinnen Sie sich zurück auf das, was Sie gemeinsam genossen haben, oder entwickeln Sie neue Ideen. Auf dieser Basis lässt Ihr Partner sich dann bestimmt auch auf gelegentlichen Frühsport ein, und Sie lassen sich im Gegenzug ins Nachtleben entführen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei!

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