5 TippsWie Familien sich an Weihnachten trotz Distanz nahe sein können

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Sich nah sein trotz räumliche Ferne – das ist die große Herausforderung für Familien in diesem Jahr.

Köln – Es wird dieses Jahr ein anderes Weihnachten werden. Statt in großer Runde mit den Verwandten gemütlich auf dem Sofa vor dem Baum zu lümmeln oder am langen Familientisch Braten oder Stollen zu genießen, werden viele ein reduziertes Fest in kleinstem Kreis feiern. Für Familien bedeutet das, Besuche bei Oma und Opa oder Familientreffen mit Cousins und Cousinen fallen aus. Und das gerade an Weihnachten, wo sonst endlich einmal Gelegenheit ist, sich abseits vom Trubel des Alltags richtig nah zu sein. Zu spielen, zu drücken und auszutauschen. Besonders für die Kinder ist das Abstandhalten in dieser geselligen Zeit oft eine Herausforderung. Und viele Eltern überlegen derzeit fieberhaft, wie sie ihnen trotz allem ein magisches Fest schaffen können.

Ein tolles Weihnachtsfest ist auch dieses Jahr möglich

Doch auch ohne Weihnachtsmarktbesuch und Liedersingen mit den Großeltern könnten Kinder in diesem Jahr eine wunderbare Advents- und Weihnachtszeit erleben, sagt Familienexpertin Nora Imlau. Wenn sie von ihren Eltern liebevoll begleitet würden. Entscheidend sei dabei auch, mit welcher Haltung sie die Beschränkungen vermittelten. Genau das präge nämlich, wie Kinder emotional damit umgehen. „Dass wir Menschen, die wir lieben, gerade fernbleiben, um sie zu schützen, können auch kleine Kinder verstehen, wenn wir es ihnen glaubwürdig vorleben und nicht in ihrem Beisein über die Widersprüchlichkeit der Maßnahmen wettern.“

Und natürlich gibt es auch schöne und kreative Wege, sich trotz Distanz zusammengehörig zu fühlen und etwas miteinander zu erleben.

Hier sind Nora Imlaus Tipps für eine innige Weihnachts- und Adventszeit in Corona-Zeiten:

Schatzsuche im Winterwald

Auch wenn sich Großeltern und Enkelkinder nicht persönlich treffen dürfen, so lässt sich doch eine gemeinsame Aktion starten. Wenn Oma und Opa in der Nähe wohnen, können sie bei einem winterlichen Waldspaziergang eine Schatzsuche vorbereiten – und die jüngere Generation geht einige Zeit später dieselbe Strecke ab und freut sich über die liebevollen Überraschungen. „Meiner Erfahrung nach funktioniert eine solche Aktivität im Freien besonders gut, weil hier jeder in seinem Tempo und nach seinen individuellen Bedürfnissen unterwegs sein kann."

Adventsstunde per Video

Buchtipp

Nora Imlau ist Journalistin, Autorin und Mutter von vier Kindern. In ihrem neuen Buch „Mein Familienkompass“ (Ullstein, 2020) widmet sie sich den großen Fragen des Elternseins und zeigt, was Erziehung heute leisten und wie ein modernes, liebevolles Familienleben gelingen kann.

Zwar dürfen sich Familienangehörige verschiedener Haushalte dieses Jahr nicht wirklich treffen, aber sie können sich bei einem festlichen Videocall begegnen. Auch hier lässt sich weihnachtliche Stimmung erzeugen – mit Kerzen auf dem Tisch, Plätzchenteller und gemeinsamem Singen. „Auf diese Weise machen Kinder die Erfahrung von Selbstwirksamkeit: trotz Widrigkeiten können sie aktiv dazu beitragen, Nähe und Verbindung herzustellen.“ Damit der Videoanruf noch lustiger wird, haben viele Videocall-Anbieter extra weihnachtliche Filter mit Tannenzweigen und Rentiernasen im Programm.

Mut aus der Familiengeschichte

Das diesjährige Corona-Weihnachten ist nicht das erste Weihnachtsfest im Ausnahmezustand. In politischen und gesellschaftlichen Umbruchzeiten, aber auch in persönlichen Krisen gab es das immer wieder. Für größere Kinder kann es spannend sein, ältere Familienangehörige einmal zu ihren Erfahrungen mit solchen Weihnachtsfesten zu interviewen: Was hat ihnen geholfen, sich trotz mancher Härten weihnachtlich zu fühlen? Und was können wir hier und heute davon übernehmen? „Das Thematisieren auch von schwierigen Lebenserfahrungen auf Augenhöhe zeigt Kindern, dass wir sie ernst nehmen und ihnen vertrauen und zeigt ihnen, dass sie uns ebenfalls erzählen können, was für sie schwer und belastend ist."

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Die große Plätzchenverschickung

In der Adventszeit ist Plätzchenbacken für Kinder immer ein Highlight. Erst recht, wenn andere auch davon probieren dürfen. Am besten backt jede Familie ein großes Blech ihrer Lieblingsplätzchen, die dann in Tüten verschickt werden, bis alle von allen Kekse auf dem Weihnachtsteller haben – eine bunte Mischung, die stellvertretend für all die Verwandten steht, die sonst persönlich hier gewesen wären. „Backen ist eine Erfahrung mit allen Sinnen, die Kinder ganz nebenbei das Gefühl vermittelt, Teil eines größeren sozialen Gefüges zu sein – indem wir Rezepte und Plätzchen austauschen, verbinden wir uns miteinander."

Kleine, feine Weihnachten

Familientraditionen sind so verschieden wie Familien selbst – doch an den großen Familientreffen mit vielen Gästen hängen wir Erwachsene oft mehr als unsere Kinder. Für sie kann es durchaus reizvoll sein, in diesem Jahr Weihnachten im ganz kleinen Kreis zu feiern, weniger zu reisen, weniger Erwartungen zu erfüllen zu haben, und uns Eltern ganz für sich zu haben. „Familien wandeln sich mit der Zeit, und es ist ganz normal und natürlich, dass wir uns mit unserem eigenen Elternwerden mehr und mehr aus unserer Herkunftsfamilie lösen und eine eigene Kernfamilie bilden, die nur uns gehört.“ Vielen Eltern falle diese Abgrenzung jedoch schwer, da sie die Großeltern keinesfalls ausschließen oder zurückweisen wollten. „Dabei kann es sehr hilfreich sein, sich bewusst auch mal Zeit nur für den innersten Kreis zu nehmen und dem Gefühl Raum zu geben, jetzt eine komplette eigenständige Familie zu sein."

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