Tätowieren, Grillen, Heiraten13 Dinge, die früher irgendwie besser waren

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Früher war eine Tätowierung eindeutig das Erkennungszeichen von Rebellen und Ex-Knackis. Heute hat jeder eine. Natürlich nicht gestochen in einem abgewrackten Tattoo-Studio, sondern in der „Tintenmanufaktur“.

Köln – Natürlich war früher nicht alles besser, aber es gibt doch ein paar Phänomene, an die man wehmütig zurückdenkt, weil sie vor zwanzig Jahren noch etwas ganz anderes bedeuteten als heute:

Sich verabreden

Nina nimmt „vielleicht“ an Deiner Veranstaltung „Kneipentour“ teil, lässt sie auf Facebook wissen, um dann kurz vorher per Whatsapp abzusagen: „Sorry, ich schaffe es doch nicht“, um zwei Stunden später wieder zuzusagen: „Bin doch noch on fire. Wo seid Ihr?“

Früher verabredeten wir uns um halb sieben an der Kreuzung, um durch die Kneipen zu ziehen. Wer dann nicht da war, hatte schlicht und ergreifend Pech gehabt.

Denn niemand hatte ein Handy, geschweige denn ein Smartphone, mit dem man ständig den Standort verschicken konnte. Spontanes Absagen war schwieriger, alles war verbindlicher, auch Dates...

Daten

Ein Match auf Tinder und schon hat man ein Date? Die Hürden, die wir bis zur ersten Verabredung überwinden mussten, waren früher einfach größer.

Man musste noch analog miteinander kommunizieren und die Festnetznummer erfragen – so von Angesicht zu Angesicht.

Und wer dann auf dem Festnetz anrief, der musste womöglich erst einmal der Mutter des oder der Angebeteten erklären, wer man ist, wieso man anruft und weswegen man jetzt bitte den Stefan oder die Lara sprechen möchte. 

Heiraten

Cakepops

„Cake Pops“ an der „Candy Bar“: Nichts geht mehr ohne die Zuckerguss-Kugeln am Stil.

Früher heiratete man wegen der Liebe oder der Steuern. Heute ist das anders: Heute heiratet man wegen der Hochzeitsfeier, beziehungsweise ihrer Inszenierung auf Instagram.

Jedes noch so kleine Detail der Vintage-Hochzeit teilen manche Paare der Nachwelt mit.

Es ist aber auch wirklich so was von „fascinating“, dass die Zuckerguss-Tupfer auf den Cake-Pops in einem sanften Apricot gehalten sind.

Tätowieren

Wer vor zwanzig Jahren eine Tätowierung hatte, war ein knallharter Typ oder ein Knacki, in jedem Fall ein Rebell.

Heute kann man sich mit einer Tätowierung nicht mehr von der Masse absetzen. In manchen Altersgruppen hat man eher den Eindruck: Wer keine hat, ist außergewöhnlich.

Autofahren

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Ja, so  war das früher in den Prä-Navi-Zeiten: Man musste am Straßenrand anhalten und die Karte studieren.

„Wenn möglich, bitte wenden.“

Tja, hätten wir mal nicht die ganze Zeit aufs Navi gestarrt, sondern die Hinweisschilder verfolgt, dann wüssten wir jetzt wenigstens einigermaßen, wo wir sind.

Was tun, wenn das Navi streikt und Google Maps? Früher hat man angehalten und in die Karte geschaut. Ja, genau, so eine Blättersammlung aus Papier.

Sich betrinken

Party_60er

Sich einfach nur betrinken, ohne auf die Qualität des Gins, Whiskeys oder Brandys zu achten – das geht heute im Grunde gar nicht mehr.

Ach ja, und das Tonic-Water darf auch nicht das günstigste sein. Was waren das noch Zeiten, als wir mit billigsten Wodka und ein bisschen Brause die besten Partys gefeiert haben.

Zum Geburtstag gratulieren

Jemanden anrufen, um zum Geburtstag zu gratulieren? Das machen heute nur noch die wenigsten.

Lieber schnell einen Post in der Facebook-Chronik absetzen. Die Frage ist, ob man dem anderen mit dem 103. „Happy Birthday“ einen Gefallen tut und ob man wirklich gratulieren sollte, wenn derjenige einem noch nicht einmal eine kurze private Nachricht wert ist.

Grillen

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Grills sind heute besser ausgestattet als die meisten Einbauküchen.

Einer bringt den Grill mit, einer die Kohle, einer Würstchen. So lief Grillen früher.

Heute hat fast jeder einen Grill, der besser ausgestattet ist als die meisten Küchen.

Außerdem braucht man jetzt Soßen, die „Cranberry-Curry-Kurkuma“ heißen oder „Ingwer-Honig-Senf“.

Nicht zu vergessen: die Filets vom Angus-Rind, der Quinoa-Salat mit Chia-Samen und die Dinkel-Ziegenkäse-Amuse-Gueules.

Serien gucken

Binge-Watching? Gab es nicht. Wer die nächste Folge von Friends sehen wollte, musste warten, bis - „O!M!G!“ -  die nächste Folge im Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Und wenn die nachmittags lief, hatte man in den Prä-Video-Rekorder-Zeiten einfach Pech.

Kochen

Heute kocht man nicht mehr. Heute kreiert man ein Gericht.

Und zwar nicht, um satt zu werden, sondern um es zu posten. Stichwort: Foodporn.

Jeder ist heute ein exzellenter Chef de la Cuisine. Dank Chefkoch, Eatsmarter & Co. glaubt jeder, nicht nur kochen zu können, sondern seine geschaffenen Werke auch der gesamten Netzgemeinde zeigen zu müssen.

Fotografieren

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Klick: ein Urlaub, zwei Wochen, 36 Bilder – damit musste man früher auskommen.

1384 Bilder für zwei Wochen Urlaub? Das ist heute vollkommen normal.

Früher hatte man genau 36 Stück. Jedes Motiv war ein kostbarer Schatz, der es in die Riege der fotografierenswürdigen Andenken geschafft hatte.

Deswegen gab es auch keine Selfies. Dafür wären die Negative viel zu kostbar gewesen.

Ins Kino gehen

Wer geht heute noch ins Kino? Wo der eigene Fernseher doch inzwischen so groß ist wie die Leinwand im einstigen Dorf-Cine-Zauber.

Gerade Filme, die ohne Spezialeffekte auskommen, werden kaum noch in Filmspielhäusern angeschaut.

Irgendwer hat den Film sowieso schon irgendwo heruntergeladen. Überhaupt, dieses altmodische Wort „Filmspielhaus“ fehlt.

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Musik hören

Musik war so viel mehr als eine iTunes-Bibliothek. Mit selbst aufgenommenen Mix-Tapes konnte man langjährige Beziehungen retten oder Freundschaften kitten. 

Wie ein Mix-Tape arrangiert war, welches Lied zu Beginn, welches am Ende stand, wie das Cover gestaltet war – all das hatte eine Bedeutung.

Heute ziehen wir uns ein paar Gigabyte Musik auf den PC und haben das meiste davon wahrscheinlich noch nie gehört. (rer)

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