Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

In Sachen LiebeZweisamkeit ist für Paare wichtig – Tipps für eine Stunde zu zweit

Lesezeit 4 Minuten
Verliebtes Paar sitzt auf der Couch und hält sich an den Händen, umarmt sich in der eigenen Wohnung

Paare brauchen Zeit zu zweit.

Erwachsene brauchen liebevolle Berührungen und Achtsamkeit. Gitta Arntzen gibt Tipps, wie es mit einer regelmäßigen Stunde zu zweit klappt.

Im Alltag vergessen wir oft, dass auch uns Erwachsenen achtsame, liebevolle Berührungen guttun und unser Wohlbefinden stärken. Ich möchte Ihnen dazu Tipps für eine „Stunde zu zweit“ vorstellen. Gönnen Sie Ihrem Partner/Ihrer Partnerin und sich selbst jeweils eine halbe Stunde, in der Sie nicht gestört werden, und gestalten Sie die Umgebung so, dass sie für Sie beide stimmig ist.

Gitta Arntzen

Gitta Arntzen

Gitta Arntzen ist Sexualberaterin und Seminarleiterin mit eigener Praxis in Köln und Neuss....

mehr

Achten Sie auf ausreichend Wärme, gedämpftes Licht, und legen Sie die notwendigen Dinge bereit: Bieten Sie Ihrem Partner, Ihrer Partnerin eine Augenmaske an. So kann er/sie sich mehr auf sich selbst konzentrieren. Stellen Sie sich auch eine Uhr: Eine zu großzügig bemessene „Verwöhnzeit“ wird Ihre Aufmerksamkeit beeinträchtigen.

Hände, Haut und Haare reichen aus

Sie brauchen im Grunde keine Hilfsmittel. Ihre Hände, Haut und Haare lösen bereits wohltuende Empfindungen aus. Allerdings kann ich ein zartes Tuch sehr empfehlen. Breiten Sie es zu Beginn über ihn oder sie aus, und ziehen Sie es dann sehr langsam über den ganzen Körper ab – bis hinunter zu den Fersen. Das löst leichte prickelnde, elektrisierende Impulse auf der Haut aus.

Wenn Sie eher schwitzige Hände haben, nutzen Sie ein wenig Öl. Fühlen sie sich kalt an, wärmen Sie sie erst ein bisschen an. Beginnen Sie mit der Bauchlage und achten Sie auf eine gute, bequeme Sitzposition. Sonst spannen Sie Ihren Körper an. Das spürt Ihr Gegenüber sofort, hat den Eindruck, dass es für Sie anstrengend ist und fühlt sich unwohl. Verwöhnen Sie zunächst die eine und dann die andere Seite. Achten Sie darauf, in Ihrer Position flexibel zu sein, also nicht nur auf einer Stelle zu hocken, sondern sich auch vor und seitlich bewegen zu können.

Übrigens halten wir vor lauter Konzentration gerne die Luft an. Besser, Sie lassen die Kinnlade locker und atmen ruhig aus. Das entspannt Sie und Ihren Partner.

Mit den Fingerspitzen spielerisch über den Körper wandern

Wenn wir berührt werden, nehmen wir unseren Körper über die Hände des anderen wahr und wünschen uns, dass jeder Bereich unseres Körpers gesehen und beachtet wird. Deshalb besuchen Ihre Hände auch die Stellen, die gerne vergessen werden, zum Beispiel die Kopfhaut, den Nacken, die Achseln. Beziehen Sie in Ihre Berührungen auch das Gesicht, den Bereich unter dem Schlüsselbein und die Seiten des Brustkorbs mit ein. Der Bauchraum sollte nur leicht, langsam und in eine Richtung ausgestrichen werden. Streichen Sie immer wieder den ganzen Körper von den Zehen, über die Schulter bis in die Fingerspitzen aus und nehmen Sie dabei auch absichtslos den Genitalbereich und die Brüste mit, als wollten Sie damit ausdrücken: „Das gehört alles zu dir, das bist du.“

Neben dem Ausstreichen des Körpers mit der ganzen Hand fühlt es sich auch sehr schön und intensiv an, mit den Fingerspitzen spielerisch und überraschend über den Körper zu wandern. Oberarme, Oberschenkel und Po sind muskulöser und lieben auch mal kräftige Impulse, die mit den Handballen oder Daumen ausgeführt werden können. Ich empfehle, zwischendurch die Hand auf dem Kreuzbein oder später auf dem unteren Bauch vorsichtig abzulegen – oder auch nur eine einzige Fingerspitze mit dem eigenen Finger zu berühren und innezuhalten. Diese Geste lädt zum Nachspüren ein und hat eine überraschend intensive Wirkung.

Langsam ist nicht langweilig

Gestalten Sie die Berührungen mit lockerer Hand. Ganz wichtig ist auch, nicht zu schnell zu sein. Wir fürchten, dass es langweilig sein könnte. Das stimmt aber nicht! Langsame Berührungen fühlen sich viel intensiver an, und wir können sie mehr genießen. Streichen Sie also den Körper so langsam entlang, dass Sie genau wahrnehmen, wo Ihre Finger gerade sind. Dabei können Sie auch Ihren Unterarm mit einsetzen. Nach der Hälfte der Zeit bitten Sie Ihren Partner, sich umzudrehen. Seien Sie dabei aufmerksam und behilflich. Übrigens hat Ihr Partner in dieser Situation immer recht. Seine/ihre Anregungen sollten Sie daher bereitwillig aufnehmen und nicht diskutieren. Es ist sein/ihr Körper und seine/ihre Empfindungen!

Kleine, wohlige Überraschungen wie Hauchen (nah am Körper, warm oder heiß) und ziel-gerichtetes Pusten (eher kühl) an besonders empfindsamen Stellen, sorgen für kleine Highlights. Diese ganze Art des Verwöhnens lädt zu sexuellen Impulsen ein. Nach meinen Erfahrungen ist die „Verwöhnzeit“ aber eine besondere Gelegenheit, nicht sexuell zu stimulieren, sodass auch keine Erwartungen erfüllt werden müssen – wie erregt zu werden oder dem Partner zu gefallen. Es ist eine Zeit ohne Anforderungen und dem Wahrnehmen im „Hier und Jetzt“.

Zum Ende finden Sie einen bequemen Platz für sich neben Ihrem Partner. Spüren Sie gemeinsam einige Minuten dem Geschehenen nach, und genießen Sie auch diesen Moment. Lassen Sie sich mit dem Feedback Zeit und heben es sich gegebenenfalls für später auf. Dabei gilt Anerkennung vor Anregung.