In Sachen LiebeEr pfeift ständig – Was tun, wenn die Marotte des Partners nervt?

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Ein Mann sitzt mit Kopfhörern am Schreibtisch und pfeift

Früher schön, aber mittlerweile wirkt das Pfeifen des Partners zunehmend wie eine Belastung?

Es mag unerheblich klingen, aber kleine Marotten des Partners können zur Belastung werden. Wie man damit richtig umgeht.

Mein Partner hat eine Marotte: Wenn er gut gelaunt ist, pfeift er unentwegt vor sich hin, gern auch „tonlos“. Er ist durchaus musikalisch und liebt die Musik - wie ich auch. Gerade deshalb halte ich es manchmal schlecht aus. Ich möchte ihm aber auch die Laune nicht verderben und ihn nicht ständig ermahnen, zumal er es oft gar nicht merkt, wenn er wieder einen Ohrwurm pfeift. Es klingt vielleicht kleinlich oder unerheblich, aber für mich wird diese Sache zunehmend zur Belastung. (Carola, 42 Jahre)

Sie haben Recht, es klingt erstmal fast etwas lustig und man fragt sich: Wenn das Ihr einziges Problem ist, dann geht es Ihnen doch gut! Aber da Sie sagen, dass es zunehmend zur Belastung wird, ist es interessant zu gucken: Was genau ist die Last? Was steckt für Sie hinter der vermeintlichen Kleinigkeit?

Mir fällt zunächst ein, dass Menschen, wenn sie sich verlieben, sich auch in die „Marotten“ des anderen verlieben und die ganz toll finden. Fragt man sie Jahre später danach, erfährt man manchmal, dass genau diese Marotten sie jetzt stören. Dann fangen sie vielleicht an, daran herumzukritisieren und sich darüber zu beschweren.

Was genau stört an dem Pfeifen?

Aber was ist das, was Ihnen dann an genau der gleichen Eigenart plötzlich auf den Geist geht, Sie sogar belastet, was Sie vorher vielleicht geliebt haben? Was hören Sie heute, wenn Ihr Mann pfeift? Hören Sie, dass er mit sich alleine gut drauf ist? Er braucht Sie dafür nicht und hat einfach gute Laune, obwohl Sie gerade ein Problem haben, vielleicht eines mit ihm, und Ihr Stimmungsbarometer gen Null sinkt? Sie erwarten vielleicht von Ihrem Mann ein ernstes Gespräch, mehr Problembewusstsein und auch mehr Problemverhalten – und was macht er? Er pfeift Ihnen im wahrsten Sinne des Wortes einen. Das bringt Sie noch mehr auf die Palme. Ihr Gedanke ist: „Wie kann der Mann angesichts der heftigen Auseinandersetzung, die wir gerade hatten, so unbekümmert vor sich hin pfeifen?“ Das ist eine Möglichkeit.

Was es genau ist, das Sie an seinem Gepfeife stört, das können Sie vielleicht noch ein bisschen weiter herausfinden. Beobachten Sie sich einmal selbst: Wann stört es mich besonders? Wann finde ich es gar nicht so schlimm? In was für einer Stimmung war ich oder waren wir, bevor er anfing zu pfeifen? Und: Ist es wirklich mein musikalisches Ohr, das sich gestört fühlt, weil er schief pfeift? Oder missgönne ich ihm seine vermeintliche Unbeschwertheit, während ich eher zum Grübeln neige und noch einer Missstimmung nachhänge? Fühle ich mich nicht ernst genommen in meiner möglicherweise ganz anderen seelischen Verfassung?

Und wenn Sie zurückdenken: Was hat Ihnen damals, als Sie sich kennengelernt haben, daran gefallen, dass er so pfeifend durch die Welt lief? War es genau die Unbeschwertheit, die er für Sie ausgestrahlt hat und die auch Sie in gute Stimmung versetzt hat?

Fragen Sie Ihren Mann ruhig, was das Pfeifen für ihn bedeutet. Vielleicht erfahren Sie, dass es ihm hilft, sich in gute Stimmung zu versetzen.

Und dann probieren Sie vielleicht sogar mal, gemeinsam zu pfeifen.
Elisabeth Raffauf

Wenn Sie bei sich selbst schauen, dann können Sie sich fragen: Wie gehe ich mit Missstimmungen um? Wie kann ich mich gut drauf bringen – ganz unabhängig von meinem Mann? Wie kann ich etwas Eigenes entwickeln?

Wenn Ihr Störgefühl daran liegt, dass vorher etwas schwierig war, können Sie vielleicht später gemeinsam besprechen, wie Sie sich alleine und/oder miteinander verhalten können, wenn es zuvor einen Streit oder eine Missstimmung gab. Vielleicht darf er pfeifen, und Sie spielen Klavier oder legen eine Platte auf? Wenn jeder für sich eine „Runde“ gedreht hat, verabreden Sie sich, um nochmal darüber zu reden, was los war. Und dann probieren Sie vielleicht sogar mal, gemeinsam zu pfeifen.

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