Kopf ständig vollMütter müssen immer allein an alles denken – liegt‘s an den Vätern?

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So ein Tag mit Kindern ist ganz schön anstrengend – und dann läuft das Gedanken-Karussell auch noch abends weiter.

Köln – Viele Mütter kennen das Gefühl, wenn es im Kopf wuselt und rauscht – und zwar ständig. So viele Gedanken, Fragen und Termine. Kind braucht dringend neue Mütze! Brot ist alle! Geschenk für Kindergeburtstag besorgen! Geld für Klassenfahrt überweisen! Fußballtraining fängt später an! Putz-Tag in der Kita! Termin beim Kieferorthopäden! Warum isst das Kind nicht richtig? Sind so viele Wutanfälle noch normal? Und und und…

Die mentale Last der Mütter

Es gibt dafür natürlich längst einen Begriff: „the mental load“ – zu Deutsch: die mentale Last. Die Last der vielen tausend Insider-Infos, Planungen, Sorgen und Befindlichkeiten, die zum Leben mit Kindern dazu gehören. Eigentlich nur kleine Dinge, doch zusammen ein mittelgroßer Staatsakt. Es gibt so viel, an das gedacht werden muss. Und in vielen Fällen ist es eben die Mutter, die all diese gedanklichen Bälle rund um den Alltag im Kopf balanciert. Die alle Fäden in der Hand hält.

Nicht nur die Mütter im eigenen Umfeld, auch unzählige Mamas im Netz erzählen regelmäßig davon, was es bedeutet, diese mentale Last der Familie jeden Tag (alleine) zu tragen, dieses Wirr-Warr an Gedanken und Aufgaben zu manövrieren.

„Die Hüterin der Stunden- und Terminpläne“

Besonders schön beschreibt das die amerikanische Bloggerin Cameron Reeves Poynter in einem emotionalen Aufsatz auf Facebook: „Ich bin die Hüterin“, sagt die zweifache Mutter, „die Hüterin der Stunden- und Terminpläne, der Projekte, Partys und Abendessen. Der Verabredungen und Hausaufgaben.“ Und führt dann weiter aus: „Ich bin die Hüterin der Information. Wer braucht dringend was zu essen, damit der Trotzanfall ausbleibt? Wer braucht wann seine Ruhe, damit er nicht wütend wird? Haben wir noch saubere Kleidung? Sind die Rechnungen bezahlt? Ist die Milch alle?“

Sie kenne alle Rituale, wisse wer was nicht isst und was nicht mag. Sie tröste, bekämpfe Ängste und schlichte Streits. „Ich bin die Hüterin der Ermahnungen. Seid höflich, hebt den Müll auf, spült euer Geschirr ab, macht eure Hausaufgaben, bedankt euch ordentlich.“ Und sie fange emotional alles auf: „Ich bin die Hüterin der Sorgen. Ihrer und meiner.“

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Wenn das Gedanken-Karussell müde macht 

All diese Dinge erfüllten sie mit Sinn und Freude, schreibt Cameron Reeves Poynter. Aber eben nicht immer. „Manchmal zieht mich die Last so herunter, dass ich förmlich nach Luft schnappen muss. Weil diese Dinge, die ich hüte, ohne Unterbrechung in meinem Hinterkopf herumflimmern. Sie schleichen sich in meine Gedanken und lassen mich nachts lange nicht einschlafen.“

Damit spricht sie sicher einigen Müttern aus der Seele. Denn oft ist genau diese gedankliche Last der noch zu erledigenden Aufgaben der Grund, warum sie sich ständig so erschöpft fühlen. Weil sie abends auf der Couch eben immer noch Listen im Kopf weiter spinnen. Weil sie keinen Ball fallen lassen können – und wollen. Vielleicht auch, weil sie den Eindruck haben, dass alles im Chaos endet, wenn sie nicht an alles denken. „Manchmal ist es einfach mühsam, die Hüterin zu sein“, schreibt auch Cameron Reeves Poynter am Ende, „weil ich das Gefühl habe, es alleine zu tun.“

Meistens haben Mütter den Plan

Aber müssen Mütter wirklich alles alleine im Kopf behalten? Was ist mit den Vätern? Natürlich ist die Situation in jeder Familie anders. Und selbstverständlich gibt es auch viele Väter, die ihren Teil oder sogar die gesamte mentale Last der Familie tragen.

Dennoch ist allgemein eine Tendenz zu spüren: Selbst in den gleichberechtigteren Partnerschaften sind es eben trotzdem oft die Frauen, die alles auf dem Schirm haben, die mitdenken und das Familienleben planen. Was machen wir am Wochenende, fragt dann der Vater am Samstagmorgen plötzlich – wenn alle Planungen längst stehen. Oder er wundert sich, warum die Windeln in der Wickeltasche auf einmal alle sind. Das heißt nicht, dass Väter nicht genauso mithelfen, erziehen und gestalten. Aber sie sind eben oft der weniger aktive Part, sie reagieren eher oder erfüllen ihnen zugewiesene Aufgaben. 

Ist der Vater faul? Gibt die Mutter nicht ab?

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Viele Mütter kennen das, wenn der Kopf nicht mehr stillsteht.

Ist das nun die Schuld der Väter, weil die im Moment leben und sich darauf ausruhen, dass die Frau schon alles regelt und weiß? Müssen sie einfach mehr mitdenken und sich nicht immer nur bitten lassen? Oder ist es auch die Schuld der Mütter, weil sie sich unnötig viel Stress machen, die Familien-Planung an sich reißen und auch gerne alleine das Regiment behalten wollen? Müssen sie mehr entspannen und einfach mal einen Ball fallen lassen?

Fakt ist, dass es nicht gerade gesund ist, wenn nur ein Kopf den ganzen Tag raucht und das zu völliger Erschöpfung führt. Tatsache ist aber auch, dass es unrealistisch und meist auch unnötig ist, dass beide Elternteile ständig jedes Detail im Kopf haben. Wichtig ist aber, dass sich die Partner regelmäßig darüber verständigen, was ansteht, was wichtig ist und wer was tut. Dass derjenige, der die Hauptplanung übernimmt, gezielt etwas abgibt und um Hilfe bittet. Und der andere mitdenkt, abnimmt und wertschätzt. Klassische Teamarbeit eben. Und am Ende nicht vergessen: sich auch mal zusammen auf der Tribüne ausruhen und das Match einfach laufen lassen. 

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