Nach 10 Jahren SelbsttestKanadier will das beste Mittel gegen Kater gefunden haben

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Alkohol dpa Symbolbild

Was hilft wirklich gegen Kater? (Symbolbild)

Köln/Toronto – Wer hätte nicht gerne ein Mittel, das wirklich gegen Kater hilft? Aber die eigene Gesundheit dafür aufs Spiel setzen, dieses Mittel zu finden? Eher nicht. Genau das hat Shaughnessy Bishop-Stall jedoch getan. Der Dozent, der an der Universität von Toronto unterrichtet, trank zehn Jahre lang so gut wie jeden Abend exzessiv Alkohol, um dann am nächsten Morgen zu testen, was seinen Kater lindern könnte.

Seine Motivation für den riskanten Selbstversuch: Bishop-Stall war irritiert davon, dass Menschen ihren Kater nach einem Trinkgelage einfach so hinnehmen und die Menschheit noch kein wirksames Gegenmittel entwickelt hat. Gegenüber der „New York Post“ erklärte er: „Wir machen überall so große wissenschaftliche Fortschritte, nur bei diesem seltsamen, kleinen Phänomen nicht.“

Also forschte der Dozent für kreatives Schreiben, der außerdem als Journalist arbeitet, selbst und teste die verrücktesten Gegenmittel: Aale, eingelegte Schafsaugen, in Kaffee aufgelöste Zigaretten, sich unter Heu vergraben lassen, das Schlucken von Weihrauchkapseln bis zum guten alten Konterbier. Kein Mittel half verlässlich gegen Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel nach einer durchzechten Nacht.

Bishop-Stall schrieb seine Versuche genau auf und veröffentlichte sie nun in einem Buch mit dem schönen Titel „Hungover: The Morning After and One Man’s Quest for the Cure“ (auf Deutsch etwa „Kater: Der Morgen danach und die Suche eines Mannes nach Linderung“).

Bishop-Stall war mal Besitzer einer Kneipe

Auch wenn Shaughnessy Bishop-Stall keine medizinischen Fachkenntnisse nachweisen kann, qualifiziert ihn etwas anderes für diese Aufgabe: Er war mal Besitzer einer Bar, kennt sich also mit alkoholischen Drinks und dem daraus folgenden Rausch aus. Für seine Studie notiert er penibel genau, wie viel Alkohol er wann trinkt und beurteilt auf einer Skala am darauffolgenden Morgen seinen Kater. Dann testet er ein Katermittel. Am nächsten Abend trinkt er dieselbe Menge Alkohol und testet am darauffolgenden Morgen ein neues Mittel.

Seine Forschungsreise – reine Recherche für sein Buch natürlich – soll den 44-Jährigen in unzählige Kneipen in 14 Ländern geführt haben. Zehn Jahre Alkoholrausch zollten aber auch ihren Tribut, erzählt er. „Meine Gesundheit hat in diesen Jahren in jeder Hinsicht Schaden genommen. Ich wurde immer dicker, hatte Probleme mit dem Kreislauf. Meine geistige Gesundheit litt darunter.“

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Kein Katermittel für Gelegenheitstrinker

Und was ist nun das beste Mittel gegen den Kater am nächsten Morgen? Laut Bishop-Stall ist es eine einfache Kochsalzlösung, versetzt mit 1500 Milligram N-Acetylcystein, kurz NAC. Die Aminosäure soll am Abend einfach mit dem letzten Drink versetzt und getrunken werden. Das Mittel soll dem Körper helfen, ein Antioxidans namens Glutathion zu entwickeln, das die Katersymptome besonders wirksam bekämpft. Außerdem wohltuend und katerlindernd sollen sich die Vitamine B1, B6 und B12 auswirken, die, mit dem NAC eingenommen, dessen Effekt verstärken.

Der New Yorker Internist Dr. Edward Goldberg sieht den Einsatz von NAC gegen einen Kater allerdings skeptisch. Er erklärte der „New York Post“, dass das Mittel eher für Alkoholiker mit chronischen Leberschäden geeignet sei, weniger für einen Gelegenheitstrinker mit dickem Schädel am nächsten Morgen. (sar)

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