Hausmittel, MedikamenteBeginnender Haarausfall – was kann Mann dagegen tun?

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Oft beginnt es schon in der Pubertät mit den Geheimratsecken.

Seidig glänzend soll es sein, voll und noch dazu von kräftigem Wuchs: Eine üppige Haarpracht auf dem Kopf gilt als Schönheitsideal. Kommt es zu einem übermäßigen Haarausfall, in Fachkreisen Alopezie genannt, dann kratzt das häufig gewaltig am Selbstbewusstsein des Betroffenen.

So auch im aktuellen Münster-Tatort. Boernes ausgeprägte Eitelkeit bekommt einen Dämpfer, als ausgerechnet die hassgeliebte Assistentin Silke „Alberich“ Haller ihn auf sein lichter werdendes Hinterkopfhaar aufmerksam macht. Sein Frisör empfiehlt ihm scherzhaft ein Haarteil, erzählt aber dann von einem noch geheimen Wundermittel gegen Haarausfall, das Boerne prompt testen möchte.

Haarausfall durch ein Hormon in der Kopfhaut

Mit diesem Problem ist der Professor nicht allein. Viele Männer kämpfen mit allen Mitteln um ihre Haarpracht. Oft beginnt es schon in der Pubertät mit den Geheimratsecken. Später setzt sich der Haarausfall dann fort mit einer Halbglatze am Hinterkopf – und was vom einst vollen Haupthaar übrig bleibt, ist meist nur ein Kranz: Viele Männer leiden unter vererbtem Haarausfall (androgenetische Alopezie). Der Auslöser dafür ist ein Hormon in der Kopfhaut. „Es gibt ein Enzym, das das männliche Hormon Testosteron in Dihydrotestosteron umwandelt, wogegen wiederum die Haarfollikel eine starke Empfindlichkeit entwickeln“, erklärt der Endokrinologe und Internist Gerd Hofmann aus München. „Die Folge ist, dass der Mann mehr Haare als normal verliert.“ Warum das bei manchen Männern passiert und bei anderen nicht, sei allerdings noch nicht erforscht.

Doch was tun, wenn die Natur zuschlägt und sich eine erste kahle Stelle zeigt?

Mittelchen aus dem Internet

Im Internet oder in Kleinanzeigen werden immer noch viele Tinkturen und ähnliche Mittel gegen Haarausfall angeboten. Von ihnen sollte man die Finger lassen, rät der Internist Gerd Hofmann aus München: „Man hat nur Ärger und Frust mit Mitteln, die viel kosten und nichts bringen.“

Hausmittel

Eine Kopfmassage oder ein alkoholhaltiges Haarwasser sei meist hilfreicher. „Durch solche Maßnahmen wird schließlich die Kopfhaut stärker durchblutet und mit Sauerstoff versorgt“, so Hofmann.

Nahrungsergänzungsmittel aus der Drogerie wie Biotin, Folsäure und Kieselsäure sind bei normaler Ernährung nicht nötig. 

Medikamente

Um den Haarausfall zu stoppen und möglicherweise sogar noch vorhandene Follikel zu reaktivieren, kann man zu zwei Mitteln greifen, deren Wirkung auch tatsächlich durch Studien belegt ist. Der Wirkstoff Finasterid, der in höherer Dosierung eigentlich zur Behandlung der Prostata eingesetzt wird, hemmt das Enzym, das das Testosteron in Dihydrotestosteron umwandelt. Der verschreibungspflichtige Wirkstoff muss täglich in Form von Tabletten eingenommen werden.

Zur äußeren Anwendung vorgesehen ist hingegen der Wirkstoff Minoxidil. Er wurde ursprünglich als Bluthochdruckmittel entwickelt, hatte als Nebenwirkung aber vermehrt Haarwuchs zur Folge. Diese Tinktur muss zweimal täglich aufgetragen werden. „Man kann die Gene aber nicht beeinflussen. Wenn Sie die Mittel wieder absetzen, fallen die Haare wieder aus“, stellt Prof. Ulrike Blume-Peytavi von der Charité in Berlin klar.

Mit vorhandenen Haaren kaschieren

Auch wenn der erste Impuls von Männern mit anlagebedingtem Haarausfall oft das Verdecken der lichten Stellen mit dem restlichen Haar sein mag, rät der Internist Hoffmann davon ab. „Das sieht unnatürlich und lächerlich aus.“ Fachleute aus Friseursalons pflichten dem bei.

Shampoo

Wie man die Haare pflegt und reinigt, beeinflusst in keiner Weise den anlagebedingten Haarausfall. Kosmetische Haarwuchsmittel und scheinbare „Wunderwässerchen“ wecken große Hoffnungen. Jedoch ist die Wirksamkeit zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls ist jedoch nicht ausreichend belegt. Das Problem: Die Drogerie-Produkte wirken nur an der Oberfläche, das Problem liegt aber in der Haarwurzel. 

Haarteil

Bei einer Vollglatze oder mehreren großflächigen Kahlstellen empfehlen Experten in der Regel eine Perücke, doch nicht jeder Betroffene kann und will eine Perücke tragen.

Transplantation

Bei einer Eigenhaartransplantation werden Hautstücke mit Haarwurzeln aus dem Nackenbereich herausgeschnitten und die Wurzeln auf die kahlen Stellen verpflanzt. Eine solche Maßnahme kommt aber nur in Frage, wenn der Haarausfall nicht mehr aktiv ist. Sonst könnte es passieren, dass die alten Resthaare um die neu eingepflanzten herum weiter ausfallen. 

Frisör-Tipp

Ist der Haarausfall noch begrenzt, kann man beim Schneiden tricksen, beruhigt Roberto Laraia, Art Director des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks. „Da macht es schon Sinn abzustufen.“ Das hilft auch für das Volumen, das durch die fehlende Haare natürlich beeinträchtigt wird. Hierfür gibt es spezielle Volumenprodukte.

Einfach dazu stehen

Vermutlich ist es da besser, wenn ein Mann lernt, zu seiner halben oder vollen Glatze zu stehen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Wann Haarausfall normal ist und wann es kritisch wird.

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Im Schnitt haben wir zwischen 80.000 und 150.000 Haare auf dem Kopf und verlieren täglich bis zu 100 Haaren. 

Dass Haare ausfallen, ist normal und oft kein Anlass zur Sorge. Kritisch wird es erst, wenn sich die Pracht auf dem Kopf gleich büschelweise löst. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Wie viele Haare hat ein Mensch durchschnittlich auf dem Kopf?

„Jeder Mensch hat im Schnitt zwischen 80.000 und 150.000 Haare auf dem Kopf“, sagt der Hautarzt Uwe Schwichtenberg aus Bremen. Dabei spielt auch die Haarfarbe eine Rolle. Die meisten Haare auf dem Kopf haben Blonde, die wenigsten Rothaarige.

Wie viele Haare fallen normalerweise täglich aus?

Im Durchschnitt verliere jeder Mensch zwischen 50 und 100 Haare pro Tag, sagt der Friseurmeister Thomas Vetterlein, Vorstandsmitglied im Bundesverband der Zweithaarspezialisten. Normalerweise bleiben die Haarwurzeln in der Kopfhaut, so dass das ausgefallene Haar zügig wieder nachwächst, ergänzt Nusret Cikotic vom Bundesverband Deutscher Apotheker.

Wem das Haar zwar nicht büschelweise abhanden kommt, aber dennoch glaubt, mehr als 100 Haare täglich zu verlieren, sollte die Entwicklung über einen längeren Zeitraum genau beobachten. „Eventuell kann es auch helfen, ausgefallene Haare im Einzelnen zu zählen“, empfiehlt Vetterlein. Oft stelle sich nämlich dabei heraus, dass der Haarverlust doch nicht so immens ist wie anfangs gedacht.

Ab wann wird Haarausfall zum Problem?

„Mit 50 Jahren haben 50 Prozent der Männer anlagebedingten Haarausfall – in unterschiedlicher Ausprägung“, sagt Prof. Ulrike Blume-Peytavi von der Charité in Berlin. Einen natürlichen Haarausfall habe zwar jeder. Durch den Wechsel der Jahreszeiten oder durch veränderte Ernährung verliere der Mensch mal mehr und mal weniger Haare.

Ein konstant hoher Verlust über einen längeren Zeitraum sei aber ein Warnzeichen, wenn die Haare nicht von allein nachwachsen. Für zwei oder drei Tage Haarausfall zu haben, ist nicht schlimm, erklärt Ulrike Blume-Peytavi. „Aber wenn der Ausfall länger als acht Wochen anhält, sollte man zum Arzt gehen – und nicht warten, bis die Haare sichtbar dünner geworden sind.“ Ihr Risiko, einen erblich bedingten Haarausfall zu bekommen, können Männer mit einem Blick auf den Kopf ihrer Vorfahren erkennen: „Der Großvater mütterlicherseits ist die Marke“, erläutert der Mediziner. (mit Material der dpa)

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