Bleibt der Bluthochdruck trotz Medikamenten hartnäckig hoch, könnte es sich um eine „Pseudo-Resistenz“ handeln.
„Pseudo-Resistenz“Wenn der Blutdruck trotz Medikamenten einfach nicht sinken will

Bei Bluthochdruck helfen in der Regel Medikamente. (Symbolbild)
Copyright: Bernd Weißbrod/dpa
So schlimm scheint es nicht zu sein. Zumindest, wenn man einer aktuellen Veröffentlichung von „Springer Medizin“ glauben will. Es geht um die „resistente Hypertonie“ - auf Deutsch: um einen hartnäckigen hohen Blutdruck. Der sinkt auch dann nicht, wenn die üblichen Behandlungen konsequent (oder scheinbar konsequent) umgesetzt wurden. Bei hohem Blutdruck sind das zunächst Änderungen des Lebensstils: Ein mögliches Übergewicht sollte reduziert werden. Ebenso Alkohol und Tabak. Eine „gesunde Ernährung“ sei hilfreich (was auch immer das ganz genau sein soll). Bewegung und Sport.
Trotz allem sind Medikamente zumeist unvermeidlich. Und tatsächlich gehören Blutdrucksenker zu den meist verordneten Medikamenten in Deutschland. Es gibt verschiedene Wirkstoffe. Und es ist üblich, zwei Wirkstoffe miteinander zu kombinieren. Meist reichen diese kombinierten „Interventionen“ aus: Lebensstiländerungen plus ein oder zwei Medikamente. Etwa 60 Prozent der Fälle sollen sich allein dadurch ausreichend einstellen lassen. Reicht das nicht, lassen sich durch ein drittes Medikament 90 Prozent der Fälle kontrollieren - so die Veröffentlichung. Das klingt sehr viel optimistischer, als eigentlich gedacht. Zumal in den seltenen, noch immer nicht kontrollierbaren Fällen sogar noch ein viertes Medikament hinzugefügt werden kann.
„Pseudo-Resistenz“ gegen Bluthochdruck-Medikamente
Woher kommt dann überhaupt der Begriff „resistente“ Hypertonie, wenn man fast alle Fälle doch in den Griff kriegen kann? Die Autoren sprechen in überraschender Ehrlichkeit von einer „Pseudo-Resistenz“. Zwei Dinge können falsch laufen. Erstens muss der Blutdruck überhaupt zuverlässig gemessen worden sein und gemessen werden. Nicht nur in der Praxis, sondern auch zu Hause. Nicht nur gelegentlich, sondern mindestens einmal auch als Dauermessung über 24-Stunden. Das sind die Patienten, an deren Arm unter Pullover oder Weste plötzlich ein Brummton ertönt - und vollautomatisch der Blutdruck gemessen wird. Wenn diese Messungen nicht stimmen, stimmt auch der Behandlungserfolg nicht - jedenfalls nicht zuverlässig.
Das zweite Problem ist die sogenannte „Compliance“ der Patienten - deren Therapietreue, in diesem Fall vor allem die zuverlässige Einnahme der verschriebenen Medikamente. Diese Compliance ist sowieso schon sehr, sehr viel schlechter, als wir Ärzte denken (oder hoffen). Im Bereich der Blutdruckbehandlung ist sie vermutlich noch einmal zusätzlich schlechter - weil ein hoher Blutdruck nicht weh tut - im Gegenteil. Wenn er plötzlich sinkt, fühlt es sich schlecht an. Es ist verführerisch, die Medikamente einfach zu vergessen. Aber es ist riskant: Denn obwohl der hohe Blutdruck nicht weh tut, ist er langfristig lebensgefährlich. Für das Herz, für das Gehirn, für die Blutgefäße.
Schließlich noch eine letzte gute Nachricht: Wenn alles nicht geholfen hat, lässt sich der hartnäckig hohe Blutdruck auch durch einen minimalinvasiven Eingriff behandeln.