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Extrem-Kopfschmerzen in SerieDiese Mittel und Wege können Cluster-Kopfschmerzen lindern

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann hält sich vor einer spiegelnden Scheibe mit schmerzverzerrtem Gesicht den Kopf.

Vor allem Männer zwischen 20 und 40 Jahren leiden unter Cluster-Kopfschmerzen. (Symbolbild)

Sie heißen nicht nur Selbstmord-Kopfschmerzen, sie sind es auch. Mittlerweile gibt es Mittel und Wege gibt, um sie zumindest zu lindern.

Die wohl schlimmste Art von Kopfschmerzen betrifft vor allem Männer – im Verhältnis fünf zu eins! Und vor allem junge: Der Beginn liegt typischerweise zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Die Diagnose ist eigentlich ganz einfach: Die Schmerzen sind streng einseitig, um das Auge herum. Sie kommen in Attacken zwischen einer Viertelstunde und drei Stunden. Sie treten dabei bis zu achtmal pro Tag auf. Nach wenigen Wochen hören die Attacken meist auf – um Monate später wiederzukommen.

Magnus Heier

Magnus Heier

ist Autor und Neurologe und schreibt die wöchentliche Medizinkolumne „Aus der Praxis“. ...

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Das Entscheidende aber ist: Die Schmerzen sind vernichtend! Betroffene beschreiben brennende Schmerzen – wie mit einer „glühenden Nadel“. Wenn die Patienten den Kopfschmerzen eine Note geben zwischen „eins“ (spüre gerade etwas) und „zehn“ (wie Bohren beim Zahnarzt ohne Spritze), dann liegt der Cluster-Kopfschmerz zuverlässig bei zehn.

Und noch schlimmer: Die Schmerzen kommen oft zur gleichen Zeit – meist nachts zwischen ein und drei Uhr. Die Angst vor der nächsten, vernichtenden Attacke begleitet die Betroffenen in die Nachtruhe – die dann mit einem Schlag vorbei ist. Um sich die Dramatik dieser Schmerzen vor Augen zu führen: Neurologen sprechen auch von Suicide-Headache – Selbstmord-Kopfschmerzen!

Cluster-Kopfschmerz: In der akuten Phase hilft oft Sauerstoff

Jetzt aber eine gute Nachricht: Die eigentliche Ursache ist zwar noch unklar (es gibt verschiedene Theorien), man kennt aber zumindest ein paar Auslöser: Alkohol etwa oder Histamin – aber auch der Aufenthalt in großer Höhe. Es gibt nur wenige Differentialdiagnosen, also Krankheiten, die sich ähnlich äußern. Deshalb ist zunächst eine präzise neurologische Untersuchung notwendig.

Ist die Cluster-Diagnose bestätigt, gibt es eine sehr ungewöhnliche Behandlung, die bei anderen Kopfschmerzarten völlig sinnlos wäre: Sauerstoff. Zwölf Liter pro Minute. Der wird bei einer Schmerzattacke eine Viertelstunde lang über eine Gesichtsmaske im Sitzen eingeatmet. Zusätzlich können zwei Medikamente, die auch bei Migräne wirken, eingesetzt werden – entweder als Spritze oder als Nasenspray. Die meisten Patienten haben immer und überall eine kleine Sauerstoffflasche mit Maske dabei. Und meist hilft diese Behandlung auch in der akuten Phase.

Vorbeugende Medikamente und im Notfall eine Operation

Um es aber gar nicht zu den Schmerzen kommen zu lassen, sind auch vorbeugende Medikamente erlaubt (als „Off-Label-Use“, das heißt, abseits der eigentlichen Zulassung dieser Medikamente). Damit lassen sich Stärke und Häufigkeit der Attacken meist lindern. Und – das ist die zweite gute Nachricht – diese Intervallmedikamente müssen nicht dauerhaft eingenommen werden. Denn die Cluster-Schmerzen treten jahreszeitlich gehäuft auf. Das heißt, es gibt zahlreiche kopfschmerzfreie Monate.

Und schließlich: Wenn alles nicht hilft, wenn die Schmerzen unerträglich bleiben und häufig auftreten, dann gibt es noch eine minimalinvasive Operation. Die Stimulation des „Ganglion sphenopalatinums“, eines Nervenknotens im Gehirn. Die Zeiten, in denen die Betroffenen den Cluster-Kopfschmerzen hilflos ausgeliefert waren, sind ausdrücklich vorbei!