TikTok, Facebook und andere Apps auf der Toilette nutzen: Kann das ungesund sein? Dr. Magnus Heier antwortet anhand einer US-Studie.
Studie aus den USADas Handy mit auf die Toilette nehmen – ungesund oder nicht?

Auf der Toilette geht der Griff zum Handy – kann das zu einem gesundheitlichen Problem führen?
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Ist es eklig? Eine seltene Marotte? Oder ist das Handy auf der Toilette mittlerweile völlig normal? Schwer zu sagen, denn außerhalb der eigenen Familie bemerkt man kaum, ob jemand sein Handy mit ins Bad nimmt (um es anschließend wieder auf den Esstisch zu legen). Mehrfach allerdings haben Freunde erzählt, dass ihnen ihr Handy ins Klo gefallen sei. Allerdings nicht, weil sie es in der Hand hatten, sondern im Gegenteil: Weil es aus der Gesäßtasche der Hose herausfiel.
Ganz anders die – vermutlich – vielen Menschen, die sich auch auf dem Klo nicht von TikTok, Facebook oder welchen Apps auch immer trennen können. Es stellt sich eine überraschende Frage: Ist das gesund?
US-Studie: Handy auf der Toilette erhöht Hämorrhoiden-Wahrscheinlichkeit
Es könnte ausdrücklich sehr ungesund sein! Und hier gleich die erste erschreckende Zahl: In einer aktuellen US-amerikanischen Studie hatte man 125 Patienten interviewt, die zu einer Darmspiegelung im Krankenhaus waren. Gefragt wurde: Nehmen Sie Ihr Smartphone mit auf die Toilette? Das Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit, Hämorrhoiden zu entwickeln, war in der „Handygruppe“ deutlich größer. Hämorrhoiden sind eigentlich ganz normale „Blutgefäßpolster“ in der Schleimhaut des Anus. Üblicherweise wird der Begriff aber benutzt, wenn diese Blutgefäße sich wie Krampfadern erweitern, wenn sie jucken oder auch bluten.
Darüber zu reden ist ein Tabu – dabei sind sie ausgesprochen häufig, vor allem im fortgeschrittenen Alter. Und sie sind behandelbar. Kann man ihnen umgekehrt vorbeugen? Die genannte Studie deutet jedenfalls auf einen möglichen Risikofaktor: zu langes Sitzen auf dem Klo. Und darauf folgend: zu langer Druck auf das Gewebe rund um den Anus.
Außerdem sitzt der Mensch mit dem Handy in der Hand häufiger vornübergebeugt auf der Toilette: Das verändert den „ano-rektalen Winkel“. Der Verdauungsweg hat einen Knick, den er beim aufrechten Sitzen nicht hat. Dadurch wird der Weg des Stuhls enger – Verstopfung wahrscheinlicher.
Nicht länger als fünf Minuten auf der Toilette sitzen
Hinzu kommt natürlich die Hygiene: Wer das Handy nach dem Toilettenpapier direkt wieder in die Hand nimmt, überträgt Bakterien (Urin ist bei gesunden Menschen steril, Stuhl enthält dagegen viele Milliarden bis Billiarden Bakterien pro Gramm). Auch nach einem durchschnittlichen Händewaschen sind die Hände keinesfalls steril. Und ganz unabhängig davon: Beim Spülen werden unzählige Keime in die Luft verwirbelt. Sie sinken ab und legen sich auf alle möglichen Oberflächen – und eben auch auf das Handy, das etwa neben dem Waschbecken liegt. Der Tipp, um diese Verwirbelung in die Umgebungsluft zu verhindern: den Toilettendeckel vor (!) dem Spülen schließen.
Natürlich ist es nicht problematisch, auf der Toilette zu lesen – und seit Generationen nehmen Menschen auch Zeitungen mit auf das Klo. Die Dauer der „Sitzung“ ist das Entscheidende. Und da wird das Handy zum Problem, weil sich Filmchen an Filmchen reiht und zu längerem Sitzen verführt. Länger als etwa fünf Minuten sollte man auf der Toilette nicht verbringen.